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Date: May 10, 2007 at 13:22:58
From: Rhanie, [203.111.236.49]
Subject: Sprit für die Welt
URL:
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,474490,00.html

Hallo!

http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,474490,00.html

ESSAY
Sprit für die Welt
Von Lester Brown


Autos, nicht Menschen verbrauchen den größten Teil des Getreides, das 2006 im Vergleich zum Vorjahr zusätzlich verarbeitet wurde. Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt, dass der weltweite Maisverbrauch 2006 um etwa 20 Millionen Tonnen über dem Vorjahr lag. Davon wurden vermutlich 14 Millionen Tonnen zur Herstellung von Ethanol verwendet, nur 6 Millionen Tonnen dienen der Produktion von Nahrungsmitteln. Insgesamt hat sich die Getreidemenge, die zu Ethanol verarbeitet wird, in fünf Jahren verdreifacht, von 18 Millionen Tonnen in 2001 auf geschätzte 55 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr.


DDP
Zapfpistole: Der Appetit der Welt auf Treibstoff ist unersättlich
Der Appetit der Welt auf Treibstoff ist unersättlich. Das Getreide, das nötig ist, um den 120 Liter fassenden Tank eines Geländewagens mit Ethanol zu füllen, reicht aus, um einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Von der Menge, die destilliert werden muss, wenn der Tank alle zwei Wochen gefüllt wird, könnten sich 26 Leute ein Jahr lang satt essen.

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass irgendwo in der Welt der Bau einer weiteren Ethanol- oder Biodiesel-Raffinerie angekündigt wird. Allein von Oktober 2005 bis Oktober 2006 wurden in den USA 54 neue Ethanol-Destillen geplant. Fast alle werden bis Ende dieses Jahres in Betrieb sein und insgesamt jährlich etwa 39 Millionen Tonnen Getreide verbrauchen, überwiegend Mais. In South Dakota, einem der zehn größten Getreideproduzenten Amerikas, wird schon heute mehr als die Hälfte der Ernte zu Sprit verarbeitet.

Maisimportierende Länder wie Japan, Ägypten und Mexiko befürchten bereits, dass die absehbare Kürzung der US-Maisexporte, die Zweidrittel der weltweit exportierten Gesamtmenge ausmachen, ihre Vieh- und Geflügelindustrie bedrohen könnte. In einigen Importländern wie etwa Mexiko oder Nigeria ist Mais das wichtigste Grundnahrungsmittel. In den USA wird Mais hauptsächlich indirekt konsumiert. Fast alle Lebensmittel, die im Kühlschrank lagern, basieren letztlich auf der Verfütterung von Mais.


GEFUNDEN IN...
SPIEGEL Special 1/07
Neue Energien




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InhaltSeit fast alles, was essbar ist, zu Treibstoff verarbeitet werden kann - ob Weizen, Reis, Sojabohnen oder Zuckerrohr - verschwimmen die Grenzen zwischen der Nahrungsmittel- und der Energieindustrie. Früher waren Geflügel- und Viehzüchter die einzigen Getreidekäufer. Heute kommen die hinzu, die Benzin für die Tankstellen liefern.

Wenn der Ölpreis steigt, wird es immer profitabler, aus Agrarprodukten Biogas, Ethanol oder Biodiesel herzustellen. Im Ergebnis bedeutet das, es hängt vom Ölpreis ab, ob die nachwachsenden Rohstoffe zu Nahrungsmitteln oder zu Treibstoff verarbeitet werden. Fällt der Preis für die Verwertung als Nahrungsmittel unter den Preis für Benzin, verkaufen die Hersteller ihr Getreide an die Sprit- statt an die Brotfabriken.

Treibstoff aus Biomasse wird vor allem in Brasilien, den USA und Westeuropa hergestellt. Brasilien, der größte Zuckerproduzent der Welt, verarbeitet bereits heute die Hälfte der Ernte zu Ethanol, der Zuckerpreis ist heute doppelt so hoch wie 2004. In Europa liegt der Schwerpunkt auf Biodiesel. Von den rund vier Millionen Tonnen Treibstoff, der dort 2005 aus nachwachsenden Rohstoffen destilliert wurde, waren 3,2 Millionen Tonnen auf Pflanzenbasis hergestellter Biodiesel. 0,7 Millionen Tonnen waren aus Getreide oder Zuckerpflanzen destilliertes Ethanol.

In Asien bauen vor allem China und Indien Ethanol-Fabriken. 2005 verarbeitete China 2 Millionen Tonnen zu Ethanol - hauptsächlich Mais, aber auch Weizen und Reis. In Indien wird Ethanol vor allem aus Zuckerrohr gewonnen. Thailand konzentriert sich auf Ethanol aus Maniok, während Malaysia und Indonesien verstärkt in Ölpalmen-Plantagen und in neue Biodiesel-Raffinerien investieren.


ZUR PERSON
DPALester Brown ist Präsident des Earth Policy Institute in Washington und Autor des Buchs "Plan B 2.0 Mobilmachung zur Rettung der Zivilisation", Kai Homilius Verlag, Berlin; 386 Seiten; 19,90 Euro. Mit seinen Schriften hat Brown bedeutenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Umwelt- und Ernährungsproblemen genommen. Die "Washington Post" hat Brown als einen der einflussreichsten Denker der Gegenwart bezeichnet. Die weltweiten Investitionen in Bio-Treibstoffe drohen außer Kontrolle zu geraten. Sie drohen das Getreide, das für die Vieh- und Geflügelzucht benötigt wird, dramatisch zu verknappen. Und, noch schlimmer, die gewaltige Zahl von Biodiesel- und Ethanolfabriken, die im Bau oder in Planung sind, könnte dazu führen, dass schon in naher Zukunft nicht mehr genügend Getreide für den menschlichen Verzehr zur Verfügung steht. Kein Zweifel: Die Bühne ist frei für den Konflikt zwischen den 800 Millionen Autobesitzern und den weltweit 2 Milliarden Allerärmsten, die nur überleben wollen.

Angesichts des Benzindurstes der Welt scheint es unvermeidlich, dass die Getreidepreise weiter steigen. Schon jetzt sind die Preise für Weizen und Mais auf historische Höhen geklettert, der Weizenpreis stieg 2006 um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die einzige Frage ist, wann auch die Preise für Lebensmittel steigen.


Forum

Ökosprit – fatal für weltweite Lebensmittelpreise?
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34 Beiträge
Neuester: Gestern 21:26 Uhr
von Triakel
Für die 2 Milliarden ärmsten Menschen der Welt, die mindestens die Hälfte ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, könnten steigende Getreidepreise schnell lebensbedrohlich werden. Sie könnten Aufstände um Nahrungsmittel in den Ländern auslösen, die auf Getreide-Importe angewiesen sind, und so den globalen ökonomischen Fortschritt gefährden.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, diese Entwicklung zu vermeiden. Den Teil des Treibstoffs, der zurzeit durch Ethanol abgedeckt wird, könnte man um ein Mehrfaches und zu einem Bruchteil der Kosten dadurch beschaffen, dass der Standard für niedrigen Kraftstoffverbrauch um 20 Prozent angehoben wird. Eine andere Möglichkeit wären hocheffiziente Hybrid-Motoren. Zu Lebensmitteln für die gut 800 Millionen Menschen auf der Welt, die chronisch hungrig und unterernährt sind, gibt es hingegen keine Alternative. Die Welt braucht dringend eine Strategie, um den aufkommenden Konkurrenzkampf zwischen Brot und Sprit beizulegen.

Gruß Rhanie.

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Date: May 11, 2007 at 03:35:10
From: Rhanie, [203.111.236.49]
Subject: Erdgas vom Maisfeld
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http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,480533,00.html

Hallo!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,480533,00.html

BIOENERGIE
Erdgas vom Maisfeld
Von Henning Zander

Umweltfreundlich und aus heimischer Produktion: Deutschlands Bauern produzieren immer mehr Biogas. Bislang wird die Ökoenergie nur in kleinen Kraftwerken genutzt. Doch nun soll sie ins normale Erdgasnetz eingespeist werden.

Berlin - Bauer Reinhard Jung freut sich schon auf die neue Biogasanlage. In Rathenow in Brandenburg soll sie stehen, und sie wird ein neuer Abnehmer für Mais und Getreide sein. "Wenn die Nachfrage stimmt, haben alle Bauern etwas davon."


AP
Maisfeld: Biogas in reinster Erdgasqualität

Jung ist Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg. Sein Hof liegt in Linnewitz, 50 Kilometer von Rathenow entfernt. Seinen Verbandsmitgliedern kann er die Biogasanlage wärmstens empfehlen.

Sollte sich die neue Technik aus Rathenow durchsetzen, könnte die Ökobranche einen wahren Boom erleben. Denn hier soll ab 2008 nicht nur Biogas hergestellt werden. Es soll auch so aufbereitet werden, dass es in herkömmliche Erdgas-Leitungen eingespeist werden kann - ohne Qualitätsverluste für den Verbraucher.

Bislang wird Biogas in kleinen Kraftwerken direkt beim Erzeuger, den Landwirten, in Strom umgewandelt. Der Transport über herkömmliche Gasleitungen und die Verwendung zum Heizen in Privathaushalten war nicht möglich. Der Methangehalt des Biogases entspricht mit etwa 50 Prozent nicht dem durchschnittlichen Anteil bei Erdgas, der bei über 90 Prozent liegt. Deshalb fehlt es dem Gas am nötigen Brennwert.


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Kann Ökostrom Deutschlands Energieproblem lösen?
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849 Beiträge
Neuester: Gestern 15:31 Uhr
von schwaborigine

Doch diese technischen Schwierigkeiten sind inzwischen behoben. Im sogenannten Druckwechsel-Adsorptionsverfahren wird das Gas entschwefelt und von Gasbegleitstoffen befreit. Das Ergebnis: Biogas in reinster Erdgasqualität. "Auf Brandenburgs Feldern könnte schon bald Erdgas wachsen", sagt Jochen-Christian Werner vom Investor Erdgas Mark Brandenburg, der die Anlage in Rathenow für acht Millionen Euro errichtet.

Knapp 44.600 Tonnen nachwachsender Rohstoffe braucht das geplante Werk: Mais, Roggen und Gülle von den umliegenden Höfen. Insgesamt sollen bei voller Auslastung 44 Millionen Kilowattstunden Bioerdgas ins Netz gespeist werden - genug, um etwa 2000 Einfamilienhäuser zu versorgen. Auch an den Berliner Gastankstellen soll man das Bioerdgas bald kaufen können. "Die CO2-Bilanz kann dadurch erheblich verbessert werden", sagt Werner. Schließlich fällt bei der Verbrennung von Biogas nur so viel Klimagas an, wie die Pflanzen vorher der Atmosphäre entnommen haben.

Einen Haken hat die Technik allerdings: den Preis. Bioerdgas kostet in der Produktion etwa acht Cent pro Kilowattstunde - fast dreimal so viel wie normales Erdgas. "Ohne staatliche Förderung kann die Anlage nicht wirtschaftlich betrieben werden", sagt Werner.

BIOENERGIE
Erdgas vom Maisfeld
Von Henning Zander

2. Teil: Wie Bioerdgas die Abhängigkeit von Russland reduziert


Bislang gibt es für Bioerdgas keine direkten Fördermittel. Vorerst behelfen sich die Betreiber deshalb mit einem Trick: Wenn sie das Gas in Strom umwandeln, sichert ihnen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Abnahme zu einem Mindestpreis zu. Weitere Fördermittel fließen, wenn die Energiegewinnung durch ein sparsames Blockheizkraftwerk erfolgt.

Allerdings widerspricht das der ursprünglichen Idee, das Gas einfach in die vorhandenen Leitungen einzuspeisen. Frank Brösse wünscht sich deshalb ein eigenes Einspeisegesetz für Bioerdgas. "Wenn diese Form von Energie gewollt ist, müssen die Kosten auf viele Schultern verteilt werden."

Brösse ist Geschäftsführer der Stawag Energie in Aachen. Sein Unternehmen betreibt seit einem halben Jahr eine Anlage zur Biogasaufbereitung in Straelen am Niederrhein nahe der niederländischen Grenze. Auch ein weiteres Werk in Kerpen könnte mit der Gaseinspeisung beginnen. Doch bislang weigert sich der Netzbetreiber RWE, das Bioerdgas in seine Leitungen aufzunehmen. Mit einem Gesetz, ähnlich dem EEG, könnte der Konzern dazu gezwungen werden. Vor allem bei den Grünen und in Teilen der SPD gibt es Sympathien für diese Idee.

Technische Schwierigkeiten

Ein anderes Problem kann die Politik allerdings nicht lösen: Denn nur in großen Leitungen ab einem Meter Durchmesser vermischt sich das aufbereitete Biogas mit dem normalen Erdgas, so dass der Verbraucher keinen Unterschied merkt. Schwieriger ist es in kleineren Leitungen. "Da kann es passieren, dass das Erdgas das Bioerdgas vor sich herschiebt", erklärt Brösse. Derzeit stehen RWE und die Stawag Energie in Verhandlungen, um technischen Lösungen für das Problem zu finden.

Doch bei allen Kosten und Hindernissen: Den Unternehmen ist es wichtig, den Markt für die Zukunftstechnologie schon heute zu besetzen. Nach Schätzungen des Bundesverbands der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) kann die Bundesrepublik bis zum Jahr 2030 fast zehn Prozent ihres Gasbedarfs mit Bioerdgas decken. Die Abhängigkeit vom Erdgaslieferanten Russland könnte so zumindest etwas reduziert werden.

Auch von Rückschlägen lassen sich die Unternehmen nicht beeindrucken. Als die Firma Farmatic vor fünf Jahren eine Bioerdgasanlage in einem Gewerbegebiet bei Schleswig bauen wollte, hatte sie sich noch übernommen. Knapp 120.000 Tonnen Biomasse sollten hier verarbeitet werden, an eigenen Gastankstellen sollten Busse der örtlichen Verkehrsbetriebe tanken. Das mit großen Erwartungen gestartete Projekt endete in der Insolvenz, Farmatic hatte sich bei der Finanzierung verschätzt.

Doch mittlerweile hat das Unternehmen wieder große Pläne. "Sobald sich ein geeigneter Standort findet, könnten wir eine eigene Anlage bauen", sagt Armin Weiß, Geschäftsführer der Farmatic Anlagenbau GmbH, einer Firma, die aus der Zerschlagung der insolventen Farmatic hervorging. Die Hoffnung des Managers gründet sich dabei vor allem auf die Politik: "Sobald wir ein Einspeisegesetz für Bioerdgas haben, wird der Boom beginnen." Angesichts der aktuellen Klimadebatte werde das nicht mehr lange dauern.

Gruß Rhanie.

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         Last Updated: 17-Jan-2018 20:23:24, 79314 Bytes
         Author: ulinux