Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

[ Follow Ups ] [ Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik ]

Date: April 03, 2002 at 17:19:56
From: Uli Blatz, [gw2.telekom.de]
Subject: verrat ich nicht .....

Hi, Rhanie,
es gab da mal eine Diskussion in einem anderen Forum, da hat ein Elastomer-Chemiker folgendes erklaert:

EC:
als Elastomerchemiker will ich auch mal was verzapfen:
Biodieseltaugliche Fahrzeuge haben Dichtungen aus Fluorelastomeren.
Diese sind teuer und beständig gegen Mineraldiesel und RME.
Normale Dieselfahrzeuge haben Dichtungen aus Nitrilkautschuk, welcher nicht gegen RME beständig ist. Weichmacher werden den Mischungen nur in ganz geringen Umfang beigemischt, weil diese durch Diesel langsam, durch RME aber schnell extrahiert werden. Folge Verhärtung der Dichtungen.
Bei normalen Dichtungen kommen also zwei Dinge zum Tragen die gegenseitig wirken:
1. Extraktion des Weichmachers und 2. Aufquellen des Elastomers, d.h. Einbringung des RME in das Elastomer mit der Folge der Erweichung.
Deshalb ist der erste Beitrag bei dem die Dichtungen durch Wechselbetrieb Verhärten nicht erklärbar. Eine biodieselfähige Einspritzpumpe darf durch Wechselbetrieb Diesel-RME nicht beeinträchtigt werden.
Ich würde die Kosten bei Audi auf Kulanz einklagen wenn der Wagen für RME freigegen ist.

Nicht-EC:
nur mal so theoretisch: wenn die Dichtungen nun durch RME aufgeqouellen und erweicht sind und ploetzlich wieder normlaer Diesel getankt wird, dann wird doch auch die Konzentration von RME in der aufgequollenen (noch weichen) Dichtung heruntergesetzt (Herausloesen des RME, Weichmacher ist eh schon weg). Anschliessend verhaertet die Dichtung. Wuerde mich interessieren was Du als Experte dazu meinst.

EC:
RME heißt Rapsölmetylester und ist eine mit Methanol veresterte Form des Rapsöls. Die wird hauptsächlich gemacht, um die Viskosität des Rapsöls zu erniedrigen und somit eine dem Diesel ähnliche Kraftstoffform zu erhalten.
Dies ist etwas vereinfacht dargestellt sollte aber hier reichen. Wer mehr wissen möchte sollte unter: www.biodiesel.de nachsehen. Hier ist es detailliert chemisch dargestellt.
Der Begriff Fluorkohlenwasserstoff oder Fluorchlorkohlenwasserstoff hat mit Fluorelastomeren nichts gemein. Diese Stoffe sind z.B. in Klimaanlagen zu finden Bezeichnung R134a.
Fluorelastomere sind sind Fluor enthaltende "Gummi" -Sorten, welche eine besondere chemische Widerstandsfähigkeit besitzen.
Reifen bestehen aus Styrol-Budadienkautschuk und Naturkautschuk.
Das Altern von Reifen wird hauptsächlich durch Ozon und UV-Licht hervorgerufen.
Gummi oder besser Elastomere im Vergleich zu Plastomeren=Thermoplasten d.h. durch Wärme zu verformende Polymere, kann in Benzin nie aufgelöst werden sondern nur quellen. d.h. vom Volumen her zunehmen, da Benzin als Weichmacher in ein Netzwerk eingebaut wird (Gummi ist ein vernetzter Werkstoff). Thermoplaste können sich dagegen in geeigneten Lösemitteln auch auflösen.
Diesel ist im Grunde ein paraffinischer Kohlenwasserstoff mit 10 Kohlenstoffatomen deshalb spricht man auch von Cetan(zahl)= Zehnatomer wenn man optimalen Diesel meint. Natürlich sind im normalen Diesel jede Menge Homologe d.h. ein wildes Gemisch von Kohlenwasserstoffen mit einem bestimmten Siedebereich. n-Hexan ist dagegen der Grundstoff fürs Benzin und siedet deutlich niedriger.
Kraftstoffadditive sind inder Tat viel "gefährlicher" für den Gummi als das reine Benzin. Deshalb werden die Dichtungen von den Herstellern auch immer im Kraftstoff getestet.
zu Uli: Gut gedacht und auch richtig, die Wechselwirkungen zwischen gequollenen Dichtungen und neuer Weichmachereinwirkung spielt sich so ab.
Doch lieben die Dichtungen RME etwas mehr, so daß Mineraldiesel schwierig in durch RME gequollene Dichtungen eindringt. Hierbei sind aber auch die immer im Motor anfallenden Temperaturschwankungen zu berücksichtigen, welche Quellung und Extraktion noch begünstigen.- Doch grundsätzlich: Wenn die Pumpe mit biodieselfähigen Elastomeren ausgerüstet ist (s. Gebrauchsanweisung des Fahrzeuges) darf eine Quellung-Verhärtung nicht eintreten.
...
Also selbst die Fachleute haben mit der Quellung so ihre Probleme. Und das ist deshalb so weil Gummi aus 10-30 Einzelstoffen besteht und Quellung das Eindringen in ein Elastomernetzwerk ist und natürlich auch heraustreten in ein umgebendes Medium möglich ist. Von daher ist es schon möglich, daß in RME gequollene Dichtungen von Diesel wieder extrahiert werden.
Um Quellung zu verstehen, muß man die Polarität eines Elastomers kennen und die Polarität eines Quellmediums. Diesel ist unpolar, RMR als Ester polarer. Eigentlich extrahiert das unpolare Mittel nicht das Polare. Da aber die Polaritäten bei Diesel und RME nicht sehr weit entfernt sind, und oh Graus, es auch noch zu Temperatureinflüssen kommt, welche das Quellgleichgewicht zur einen oder anderen Seite verschieben, ist es nur durch einen Versuch möglich die Feinheiten zu erfassen.
Wer mal auf etwas spezielles Lust hat sollte mal bei http://www.o-ring-prueflabor.de/nth5.html nachsehen, ganz interessant wieviel Möglichkeiten zur Dichtungszerstörung es gibt.


Alles klar? Gruesse, Uli.

  • View the previous message in this thread
  • Go to the top of this thread
  • View entire thread
    Posted with UFORUM version 1.00
    [Previous Message] [Next Message]

    Follow Ups:


    [ Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik ]