Date: May 20, 2002 at 23:33:45
From: MartinR, [pd950c23d.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Umrüster-Semiar, zum letzten
Hi,
heute geht's hauptsächlich um Infos meines "Lieblingsumrüsters" Siegfried Hausmann, Am Angertor 3, 97618 Wülfershausen, Tel. 09762 / 506.
Lieblingsumrüster einerseits, weil er einer der wenigen deutschen Umrüster ist, mit dem man sich gut und normal unterhalten kann, andererseits weil er m.E. die beste Idee bzgl. der Pölzerstäubung im Zylinder realisiert hat, die man derzeit auf dem deutschen Umrüstermarkt oder gar weltweit käuflich erwerben kann.
Er betreibt eine Lackiererei (2 Doppelkabinen) und eine Werkstatt für Karosseriebau und Instandsetzung, ist seit 92 selbständig und beschäftigt sich etwa seit 5 Jahren mit Pöl als Kraftstoff. Inzwischen beschäftigt er 3 Mann für die Umrüstungen plus eine Sekretärin für den Bürokram des 100-Schlepper-Programms, zu dem er eigentlich keine Lust hatte, als er merkte, wieviel Bürokram damit verbunden ist. Mehr oder weniger ist er dann von potentiellen Kunden und Leuten des dazugehörigen Beamtenapparates überredet/gezwungen worden.
Sein Firmengebäude ist bis aufs Telefon autark durch eigenen Brunnen und BHKW. Darauf gekommen ist er wohl, weil das zuständige EVU ihn über den Tisch ziehen wollte. Als man ihm nach zähen Verhandlungen die entsprechenden Anschlüsse für die Hälfte des ursprünglichen Preises legen wollte, war er wohl schon zu weit mit seinen eigenen Arbeiten. Inzwischen ist auch sein Privathaus mit einem BHKW ausgestattet. Ob er heute noch eigene BHKW's mit Yanmar-Dieseln baut, wie vor etwa 2 Jahren, weiß ich nicht. Empfohlen hat er Anlagen von SenerTec (www.senertec.de) für die Netz-Einspeisung. Kleinanlagen für Insel-Lösungen (2 KW el., 4 therm.) von der österreichischen Fa. Söllner (bisher noch nicht im I-Net gefunden). Anscheinend lohnen sich bei den derzeitigen Gesetzen auch kleinere Anlagen. Zum einen kann man hierzulande gerade zuzüglich zu den üblichen Einspeisevergütungen 5,11 Cent/KW als Zuschuß erhalten, zum anderen gibt's ab 70 % Monatsnutzungsgrad eine Befreiung von der Mineralöl- (seit 1.4.99) und Stromsteuer (seit 1.1.2002), ist aber auch mit Bürokratie verbunden. Weitere Infos dazu ebenfalls auf www.senertec.de.
Hausmann bietet auch die Aufstellung von Pöl-Tankstellen an, allerdings sind die Preise für den Privatpöler wohl jenseits von gut und böse. Pumpe mit Zählwerk, eichfähig, 8 Kilo-Euro (www.luematic.de); Containerpumpe (für die Chemie-Industrie) mit Zählwerk, aber größerer Streuung als die o. genannte, nicht eichfähig, 2 Kilo-Euro (www.lutz-pumpen.de). Für den Kleinbedarf empfiehlt er allerdings Handkurbelpumpen (keine Bezugsquelle angegeben).
Umrüstung von Fahrzeugen:
Hausmann bohrt Kanäle in die Düsen(halter) und versieht diese mit Heizelementen.
(Er hat sich das Verfahren inzwischen patentieren lassen und seine Patentschrift (DE 100 37 615 A1, downloadbar z.B. unter http://gb.espacenet.com) auch zum Seminar mitgebracht.
Seriöse Umrüster behaupten nicht nur, sie hätten ein Patent, sie bringen dieses auch zu solchen Veranstaltungen mit, und nutzen die Gelegenheit ferner, die Probleme Ihrer (unzufriedenen) Kunden zu bearbeiten. s.u.)
Je nach Betriebsbedingungen werden in den Düsen(haltern) bis zu 3 Heizkreise mit insgesamt ca. 12 A geschaltet, einer bleibt immer an, max. Temp. an der Düse je nach Fahrzeug bis zu 120 °C. Geregelt wird die Heizung über Thermoschalter, eine programmierbare Steuerung ist in Arbeit. Derzeit gibt's nicht mal einen Ausschalter, die Inaktivierung der Anlage ist nur durch Ziehen des Relais oder der entsprechenden Sicherung möglich. Allerdings ist Hausmann der Ansicht, man könne auch bei aktiver Anlage Diesel fahren.
An einer TDI-5-Loch-Düse wurde die Vernebelung von Diesel und Pöl, letzteres mit und ohne Düsenheizung demonstriert. Während ohne Zuheizung das kalte Pöl nur aus 3 Löchern der Düse pieselte, allerdings 1,5 bis 2 m weit, läßt sich mit seiner Zuheizung eine gleichmäßige Zerstäubung des Pöls aus allen Düsenlöchern erreichen, die augenscheinlich ähnlich gut ist, wie die Dieselzerstäubung mit kalter Düse. Wer diese Demo gesehen hat, kann sich zumindest gut vorstellen, wie es zur Mölvermehrung durch kaltes Pöl bei den TDI's kommen kann.
An weiteren Modifikationen können bei einer Hausmann-Umrüstung dazu kommen: Änderungen im Tank (z.B. Steigrohr), der Kraftstoff-Leitungen, Vorförderpumpe (er geht mit 0,3 bar auf den Eingang einer Verteilerpumpe), Wärmetauscher am Filter. Das Lecköl von den Düsen leitet er direkt in den Zulauf der E-Pumpe, Rücklauf der Pumpe bleibt original. Außer an der VP44 wird an den Pumpen nichts verändert, ebensowenig andere Einstellungen am Motor.
Als Vorförderpumpen setzt er Membranpumpen ein, weil die auch bei einem Ausfall noch so viel Kraftstoff durchlassen, daß man notfalls nur mit der Flügelzellenpumpe der EP eine Werkstatt erreichen kann.
Als Vorheizung für den/die Filter dient ein selbstgefertigter Alu-Wärmetauscher, der in der Art des Eckes-WT zwischen Konsole und Filter montiert ist. Höhere Temps. als 38°C mutet er keiner EP zu, angeblich gibt es diesbezüglich auch eine einschlägige Vorschrift.
An Filtern bevorzugt er die gewickelten Papierfilter, wie sie auch in VW-Fahrzeugen verbaut sind. Filter mit sternförmigen Einsätzen lehnt er ab, wohl aus Gründen der Stabilität und der geringeren aktiven Filterfläche. Dabei hatte er einen WK842/2 von Europarts ( 902 243 51 00). Um die Pölbetriebskosten niedrig zu halten, werden bei Bedarf diese Filter inkl. Konsole und Heizer eingebaut. Er empfiehlt teilsynthetisches Möl.
Garantien gibt's keine auf Motor oder Pumpe. Nach seinen Angaben gab's Pumpenprobleme bisher nur mit einer Lucas-Pumpe. Daher lehnt er Fahrzeuge mit diesem Pumpenfabrikat ab, ansonsten keine bis wenig Probleme. Preise für Vorkammer-Motoren 3-4000 DM, für TDI's 4-5000 DM (Vierzyl.) inkl. TÜV-Eintragung aller Änderungen und: "pflanzenöltauglich bei unveränderter Motor-Einstellung".
Teile verkauft er auch einzeln, hat aber auch nichts dagegen, wenn jemand z.B. Teile mitbringt, für die man billigere Quellen gefunden hat.
Zum Selbsteinbau seiner Komponenten ist zu sagen, daß er z.B. keine Schaltpläne herausgibt, bzw. hat. Leute oder Werkstätten, die sich das antun wollen, sollten mindestens mit dem Anschluß eines Kfz-Relais vertraut sein. Nach seinen Erfahrungen sind das nicht mal alle Werkstätten. Sollte es dabei Probleme geben, hält er sich nicht lange mit Beratungstelefonaten auf, sondern sagt einfach, schicken Sie mir das Zeug zurück.
Nachteile seines Verfahrens:
1. Die früher übliche Rudolph-Diesel-Gedenkminute muß vor dem Start auf 3 Minuten ausgedehnt werden, zeitlich und energetisch aber nichts im Ggs. zum Einsatz einer Standheizung.
2. Schlechtere Weiß-und Blaurauch-Werte in der Startphase i. Ggs. zur Vorwärmung mit Hilfe einer Standheizung. (Der SAME-Schlepper (s.u.) rauchte für meine Begriffe auch ein bischen heftig, nach Hausmann's Meinung war das aber für einen Schlepper auch bei Dieselbetrieb normal.)
3. Auch bei dieser Lösung ist die E-Pumpe beim Kaltstart kalt. Wie schnell sie durch das heiße Lecköl von den Düsen und durch die KW-Filtervorwärmung auf z.B. 38 °C kommt, ist mir nicht bekannt.
Versuche mit TDI's wurden von Hausmann in den letzten 2 Jahren durchgeführt, zumindest hat er vor 2 Jahren noch die Umrüstung derartiger Fahrzeuge abgelehnt. Heute macht er alle TDI's mit Einspritzpumpen (außer Lucas!), Pumpe-Düse weiß ich nicht, Common-Rail ist derzeit in Bearbeitung, aber noch nicht für Kunden verfügbar. Er hatte ein paar Injektoren aus einem Mercedes CDI dabei.
Die Bohrungen der Düsen(halter) macht er nur, wenn er gut drauf ist, ansonsten kann's auch mal schiefgehen bei der Härte des Materials. Eine mißglückte TDI-Düse war jedenfalls als Demo-Objekt zu bestaunen. Bei seinen TDI-Versuchen hat er mindestens einen Motor geschrottet.
Hausmann hat etliche Schlepper im Rahmen des 100 Schlepper-Programms umgerüstet. Ein Grund ist wohl, daß VWP nur Deutz-Fahr-Schlepper macht und andere Fabrikate ablehnt, so auch den SAME-Traktor eines Landwirtes aus der Lüchower Region. Dazu muß man sagen, daß Deutz-Fahr als eine der wenigen Firmen selbst bereit ist, Entwicklungsarbeit in diesem Bereich zu leisten. Weiteres dazu in den Presse-Infos auf www.deutz-fahr.de. Hat mich ein wenig gewundert, weil man sich bei der Besichtigung des Deutz-Motorenwerkes, die seinerzeit von Ottmar organisiert wurde, diesbezüglich sehr zugeknöpft gab. Vielleicht waren wir ja nur im "falschen" Werk.
Der SAME-Schlepper war zum Zeitpunkt des Seminares auch noch ein Problemkind. Zum einen litt er an Mölvermehrung, zum anderen war der Turbo ziemlich PÖL-verschmiert. Einerseits dürfte die eingestellte Heizleistung an den Düsen noch nicht optimal gewesen sein sein, andererseits wurden auch hier Probleme mit der Flammstartanlage diskutiert. Temperaturmessungen zeigten nach kurzem Motorlauf eine 30 bis 40 Grad höhere Temp. an der Oberfläche der Düsen im Vergleich zur Oberfläche des ZK. Leistungsmessungen an der an der Zapfwelle ergaben nach dem Umbau und mit Pöl eine Steigerung um 8 PS auf 120 PS.
Ein Döneken zum Schluß dieser Serie: Einer von Hausmann's Kunden hatte mal ein Problem und fuhr direkt zum nächsten Boschdienst. Dieser diagnostizierte einen Defekt mit dem Nadelbewegungsgeber einer Düse und versuchte eine beheizbare Düse mit Nadelbewegungsgeber als Ersatzteil bei Bosch oder Boschdiensten zu erhalten. Dabei müssen wohl alle Boschdienste innerhalb Europas rebellisch gemacht worden sein, bis eine Nachfrage beim Fahrzeug-Eigentümer ergab, daß es sich um eine von Hausmann modifizierte Düse handelte.
VG Martin
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