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Date: July 14, 2003 at 10:06:01
From: Rhanie, [p213.54.220.72.tisdip.tiscali.de]
URL: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,256628,00.html
Subject: Neues vom H2 Auto

Hallo!

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,256628,00.html

OPELS BRENNSTOFFZELLEN-AUTOS

Wasser marsch für die Zukunft

Das Auto der Zukunft steht da, fertig und fahrbereit: groß wie eine Van, geformt wie ein Coupé, als sei es dem erstbesten Science-Fiction-Film entfahren. Doch der Hy-wire ist ein Prototyp, mit dem General Motors und Opel zeigen wollen, was mit Brennstoffzellenantrieb und der so genannten By-wire-Technologie möglich ist.

Wie aus einem Science-Fiction-Film entfahren: Noch ist das Brennstoffzellen-Auto Hy-wire Zukunftsmusik


Schon der Einstieg durch die vier gegenläufig öffnenden Türen, groß wie Scheunentore, macht deutlich, dass es sich hier um kein gewöhnliches Fahrzeug handelt. Auf ebenem Boden sind vier futuristisch gestylte Einzelsitze angebracht. Statt Außen- und Rückspiegel zeigen kleine Monitore, was neben und hinter dem Wagen passiert. Der Blick nach vorn dagegen ist uneingeschränkt, weil die Panorama-Frontscheibe quasi vom Boden bis zur Decke reicht. Eine Stirnwand zum Motorraum fehlt ebenso wie der Motor selbst. Der Brennstoffzellenantrieb ist in dem weniger als 30 Zentimeter dicken Skateboard-artigen Chassis untergebracht, ebenso wie alle anderen Antriebs- und Kontrollsysteme. Alle Funktionen werden rein elektrisch (by-wire) vom Cockpit gesteuert.
Deshalb sucht man auch vergeblich nach einer Armaturentafel oder Pedale zum Bremsen und Gasgeben. Stattdessen hält der Fahrer Flugzeug-ähnliche Steuergriffe in den Händen. Beschleunigt wird, ähnlich wie beim Motorrad, mit einer Drehbewegung am linken oder rechten Handgriff, gebremst mit zwei Hebeln an den Handgriffen. Die Lenkung funktioniert wie bei einem herkömmlichen Auto.


Der Antrieb ist einem Skateboard-ähnlichem Chassis untergebracht: Die Funktionen des Hy-wire werden rein elektrisch gesteuert


Mit einem Druck auf den D(wie Drive)-Knopf geht es los. Surrend wie ein Zahnbohrer zieht der Hy-wire an. Im ersten Moment ist die Bedienung aus Drehen - gleich Beschleunigen - und Drücken - gleich Bremsen - gewöhnungsbedürftig. Doch schon nach ein paar Minuten ist die Umstellung im Kopf gelungen, und es läuft rund. Noch ist das Millionen Euro teure Einzelstück reine Zukunftsmusik. Doch es gibt "einen faszinierenden Ausblick auf die automobilen Möglichkeiten, die aus der Kombination zweier wegweisender Innovationen entstehen", sagt Udo Winter, der bei GM und Opel als Chef-Ingenieur für die Entwicklung der Brennstoffzellenautos zuständig ist.

Alltagsnäher und kurz vor der Serienreife ist dagegen der Hydrogen3. Mit dem Brennstoffzellenauto auf Basis des Opel Zafira, das gerade Langzeit-Praxistests auf öffentlichen Straßen in Tokio, Washington und demnächst auch Berlin durchläuft, lässt sich schon jetzt problemlos im Alltagsverkehr fahren. Er unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von der Version mit Verbrennungsmotor. Er hat fünf Sitze, das gleiche Platzangebot, 600 Liter Gepäckraum und sogar eine Klimaanlage. Der Motor hat eine Reichweite von 400 Kilometern, beschleunigt aus dem Stand in 16 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Und das bei null Emission.


Panorama-Frontscheibe bis zum Boden: Die Bedienung des Hy-wire ist zunächst gewöhnungsbedürftig


Vorausgesetzt, der flüssige Wasserstoff, den die Brennstoffzellen zur Erzeugung elektrischer Energie benötigen, wird mit regenerativen Energiequellen gewonnen. So das Fazit einer europäischen Studie, in der GM und Opel zusammen mit dem Forschungsinstitut L-B-Systemtechnik den Weg von der Produktion bis zum tatsächlichen Verbrauch des Kraftstoffs im Auto im Bezug auf seine Öko-Bilanz untersuchten. Denn reiner Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern ein Energieträger. Für seine Erzeugung muss selbst wieder Energie eingesetzt werden.

Nach der so genannten Well-to-wheel-Studie sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge aber nur dann umweltverträglicher als Autos mit Verbrennungsmotoren, wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Hohe Treibhausgas-Emissionen entstünden dagegen, wenn die Elektrolyse (Aufspaltung des Wassers in Wasser- und Sauerstoff) mit herkömmlich erzeugtem Strom geschieht. Auch mit Methanol betriebene Brennstoffzellen böten keine Vorteile gegenüber Benzin- oder Dieselmotoren oder im Vergleich zur Brennstoffzelle mit Benzinreformer.


Frank Wald

Groß wie Scheunentore: Schon der Einstieg verdeutlicht, dass es sich bei dem Hy-wire nicht um ein gewöhnliches Fahrzeug handelt


Warum, so fragt Opel-Vorstandssprecherin Klaudia Martini, hat der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im großen Stil nicht schon längst begonnen? Mit dem Hinweis auf eine Milliarde US-Dollar, die GM und Opel in den vergangenen Jahren für die Entwicklung der Brennstoffzellen-Technologie investiert hätten, sei es "jetzt wirklich an der Zeit, dass andere Verantwortliche mit großem Engagement und noch größerem Nachdruck dafür sorgen". Der schwarze Peter geht an die Politik, insbesondere an die europäische.

Denn während in den USA in den kommenden fünf Jahren 1,7 Milliarden Euro für das Projekt Freedom Car mit Schwerpunkt auf Brennstoffzellen und Wasserstoff eingeplant sind und die japanische Regierung entsprechende Projekte allein in diesem Jahr mit rund 300 Millionen Euro fördert, werden in allen EU-Mitgliedstaaten zwischen 2002 und 2006 gerade mal 600 Millionen Euro für die Förderung der Brennstoffzellen-Technologie ausgegeben. Immerhin hat sich im Oktober 2002 eine so genannte High Level Group on Hydrogen and Fuel Cells der EU konstituiert, die genau das festgestellt hat: dass Europa auf den Gebieten Brennstoffzellen und Wasserstoff deutlich den USA und Japan hinterherhinken, und einen Maßnahmenkatalog erstellt, um diesen Rückstand aufzuholen. Doch Brüsseler Mühlen mahlen bekanntlich langsam - vor allem ohne Wasser.

Gruß Rhanie.

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