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Date: July 31, 2003 at 08:57:58
From: Sepp, [p508541ef.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Ein Teil Antworten

Hallo Hans!
Ich versuche dir die Antworten direkt zwischen deine Fragen zu schreiben !

1.) Du hast eine Kompressionsprüfung gemacht. Wie sind denn die Werte der einzelnen Zylinder?

1. 14bar, 2. 31bar, 3. 11bar, 4. 35bar

2.) Welche Anhaltspunkte hast Du, daß es die Kolbenringe sind?

Keine Kompression auf einzelnen Zylindern, keine Pressluft für Druckverlusttest deswegen Kopf runter, Ventile unterschiedlich stark eingeschlagen deshalb sicherheitshalber erneuert und eingeschliffen, mit Flüssigkeit dichtheit geprüft, Ventilschaftdichtungen direkt mit ersetzt..

3.) Der Motor ist die ersten ca. 3.000 km gelaufen problemlos gelaufen, und ist dann irgendwann nicht mehr angesprungen? Das mußt Du bitte genauer beschreiben. Kam das plötzlich, ist vorher schon was aufgefallen (Startverhalten, Leerlauf unruhig, oder sonst was).

Ja ich hatte eine Menge Luftprobleme mit der ESP (WDR undicht an 3 Pumpen, inzwischen ersetzt und ursprüngliche Pumpe wieder drinn). Deswegen habe ich Startschwierigkeiten nicht direkt auf Kompression schieben können.

4.) Ich erinnere mich noch vage daran, daß Du zu Beginn der Inbetriebnahme mal gefragt hattest, was den so nach 10 Jahren Stehzeit alles zu tun wäre. Wie hast Du den den Motor in Betrieb genommen? Wie hat er sich verhalten? Gabs da schon irgendwelche Anzeichen?

Öl und Filter wechsel, neue ESD, alles was mir aufgefallen ist gereinigt, alten Sprit raus usw.

5.) Wann hast Du denn den ZK demontiert und die Ventile erneuert? Nachdem der Motor nicht mehr angesprungen ist? Oder vorbeugend?

siehe 2.

6.) Es ist zunächst mehr Antwort auf Deine Fragen, meine Frage kommt dann zum Schluß dieses Punktes. Rhanie hat es schon angedeutet: Rostbildung in den Zylindern ist besonders gemein. Nach meinen Erfahrungen (nicht mit dem 1,5 l Sauger von VW, sondern mit anderen Motoren) bleibt ein 4-Zyl.-Motor nach dem Abstellen meistens so stehen, daß an 2 Zylindern Ventile (Einlaß- und/oder Auslaßventile) offen sind. Kommt es aus irgendwelchen Gründen während der Lagerzeit zu eine "Luftströmung" in diesen Zylindern, dann kann sich Rost bilden. Die Lagerzeit spielt da eine eher untergeordnete Rolle. Die klimatischen Bedingungen sind entscheidend.

Der Schadensmechanismus: Die Verdichtungsringe scheren im Motorbetrieb den trotz Ölfilms gebildeten Rost (oft nur Flugrost) weg und der lagert sich dann in den Ringnuten ab. Am meisten betroffen ist der oberste Kolbenring. Der baggert den meisten Rost in seine Nut oberhalb vom Ring, der Kolbenring bleibt in der Folge in der Nut stecken. Dadurch kann sich nicht mehr an die Zylinderwand anlegen und dichtet nicht mehr.

Hinweis dazu noch, stark vereinfacht: Die Dichtfunktion der Kolbenringe wird bei intaktem Motor sehr stark vom Verdichtungs- und Verbrennungdruck an der oberen Ringflanke und hinter dem Kolbenring in radialer Richtung unterstützt.

a) Der Druck "von oben" legt den Ring an die untere Flanke der Ringnut an. Zusammen mit dem Öl dichtet er da ganz "passabel" ab.

b) Der Druck "von hinten", der über das extrem funktionswichtige Höhenspiel eines Kolbenringes in der Ringnut auch an der Rückseite des Kolbenrings radial wirksam wird und ihn zusätzlich zu seiner Eigenspannung an die Zylinderwand presst, ist von entscheidender Bedeutung. Falls irgendwelche Fremdkörper in den Ringnuten sind, oder sonst wie die Bewegung der Kolbenringe behindert ist, funktioniert die Abdichtung nicht mehr

Jetzt die Frage dazu: die Gibt es aufgrund vom Lagerort irgendeinen Hinweis, daß der Motor während seiner Lagerzeit klimatischen Veränderungen (z.B. Lagerung im Stadel: Sommer/Winter-Einflüsse, Zugluft, Feuchtigkeit, Regen) ausgesetzt war?

Lagerort war schlecht, offener Carport für ein teildemontiertes Fahrzeug (Unfallschaden!), sollte ja ursprünglich nur für ein paar Monate sein

7.) Hast Du Informationen darüber, in welchem Zustand der Motor war, bevor der Golf abgestellt wurde?

Lief gut, sehr zuverlässig nachdem er 89 aus einem Unfall-Passat in meinen Golf kam

Das von Dir genannte Fachbuch "Motorschäden" aus dem Vogel Verlag hab ich mir in der 1. Auflage (damals noch von Hrn. Greuter verfasst) auch gekauft. Leider mußte ich dann feststellen, daß darin eine Technik aus den 70-er und 80-er Jahren beschrieben war und wichtige Themen, wie Deines, und andere auch, nicht enthalten waren. Ich habe dann beim Verlag reklamiert, daß das Buch gemessen am Inhalt und dem technischen Stand viel zu teuer ist. Der Verlagsleiter ein Dr. XY (Namen leider nicht behalten und Schriftverkehr schon weggeschmissen) hat gemeint, daß der Inhalt in der Verantwortung des Autors gelegen hätte und der Preis mit der Exclusivität des Buches (z.B. für Kfz-Sachverständige! arme Kerle!) begründet wäre. Seither schaue ich mir jedes "Fachbuch" genau an.

Glücklicherweise haben wir hier in Krefeld die Hochschule Niederrhein die relativ gut sortiert ist obwohl dies nicht ihr Hauptgebiet ist (keine Motoren-/Fahrzeugtechnik Studiengänge) da habe ich mir den Mollenhauer auch erst mal gelesen bevor ich ihn mir zu Weihnachtenngewünscht habe...

Ich hoffe diese Antworten helfen dir ein Stück weiter, zur Person noch, bin gelernter Maschinenschlosser und habe zuletzt bei einem Motorenbauer gearbeitet.

Sepp

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