Date: September 02, 2003 at 00:03:13
From: Werner, [pc19f3961.dip.t-dialin.net]
Subject: Also Hans, jetzt ist aber gut...
also so nicht. In Deckung gehen schon gar nicht. Da kommt man nichtsahnend abends nach hause und dann sowas! :-)
Ich finde wichtig, welchen Typ von Mensch ich mir vorstellen darf, beim Studium Deiner technischen Ausführungen. Den Genießer liest man ja bei Dir schnell raus. Den gebildeten sowieso. Da ich selber Musikus bin, schlage ich vielleicht auf solcherart Bemerkungen schneller an, als andere.
Aber nun zum praktischen Nutzen der Musik auch für nichtspielende Forumsteilnehmer: Drehzahlen sind Töne. Weiß jeder. Ein halber Ton höher sind knapp 7% mehr Drehzahl. Das mittlere E auf dem Klavier entspricht 10.000/min beim Vierzylinder (4T), das untere E wären dann 5000/min.
Sechs- oder auch Dreizylindermaschinen haben deswegen einen schöneren Klang, weil in ihrem Motorengeräusch die Quint als Oberton mitschwingt. Auf Quintsprüngen ist unser gesamtes, westliches Harmonie-system aufgebaut (sog. Quintenzirkel).
Getriebe klingen deshalb häufig so häßlich, weil der Konstrukteur gerade die Harmonie vermeiden will und primzahlige Zahnräder einsetzt (Gary, Deine Primzahlen wieder). Gegen Verschleiß und Schwingungen gut, für das Ohr weniger schön.
Eine Schwebung macht hörbar, inwieweit eine Frequenz von einer anderen abweicht. Bei 50 Hz-System (etwa tiefes Gis, aber nicht sauber) kann man so hören, wie weit sich ein Asynchronmotor der Synchrondrehzahl nähert. Durch mitzählen der Schwebungsresonanz bekommt man die Drehzahl bis auch wenige U/min genau und kann anhand der Leistungskurve die tatsächliche Belastung z.B. einer Pumpe feststellen. Ich habe als Jungingenieur einmal auf diese Weise eine Wette gewonnen.
Ein Lanz Bulldog hat im Gegensatz zu seinen viertaktenden Artgenossen ein vergleichsweise weiches - wenn auch lautes - Laufgeräusch, weil sich die Abgase nicht zischend durch enge Ventilquerschnitte zwängen müssen, sondern mit einem dumpfen Knall komplett in den Auspuff entweichen.
Ich gebe zu, daß ich Mozarts Musik nicht so sehr schön finde. Als ich sagte, er schrieb das, was die Leute hören wollten, meinte ich damit seine Auftraggeber, nicht sein Publikum. Mozart soll aber als Gast auf rauschenden Festen in einer Weise am Klavier improvisiert haben, die unserem Ragtime vor hundert Jahren ähnelte. So etwas hätte ich gerne einmal gehört.
Wenn Du willst, erzähle ich Dir auch noch, worauf man bei Orgelpfeifen achten sollte bzw. welchen wichtigen Qualitätsunterschied es bei der Herstellung gibt.
So, jetzt bin ich ohne Deckung. Jetzt halt drauf!
Werner
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