Date: January 07, 2005 at 13:45:57
From: Till, [p5080c307.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Tücken, Eigenarten und Lastgrenzen
Hi - das mit dem Ladekabel wundert mich gar nicht! Verpolt war noch keins bei meinen Reparaturkandidaten, aber schon viele ohne Durchgang. Die Geräte wurden dann von ahnungslosen Käufern komplett zurückgeschickt "weil der 12V-Ausgang defekt ist". Seither prüfe ich die Kabel.
Das Stichwort "ohmsche Last" war gut, denn hier liegt ein wesentlicher Knackpunkt der Bauart des Generators:
Das ist sozusagen ein Zwitter, denn der Stator ist wie der einer Asynchronmaschine mit um 90° versetzter Hilfswicklung, auf die ein mittels Kondensator phasenverschobener Strom gegeben wird. Der Anker ist jedoch wie übliche Synchronmaschinen bewickelt, nur daß die Wicklungsenden nicht über Schleifringe Gleichstrom zur Erregung bekommen, sondern mit einer Diode verbunden sind! Das Feld von der Hilfswicklung des Stators induziert jetzt im Anker einen Stromfluß, der wegen der Diode auf eine Richtung festgelegt ist, dadurch baut sich am Anker ein festes Magnetfeld auf, welches wiederum durch dessen Rotation in der Hauptwicklung des Stators die Nutzleistung induziert.
Bei rein ohmscher Last ist das kein Problem, alles so aufeinander abzustimmen, dass das Erregerfeld und damit die Ausgangsspannung paßt. Induktive oder kapazitive Lasten verursachen aber durch ihre eigene Phasenverschiebung eine Abschwächung oder Erhöhung des Erregerfeldes (für das eigentlich nur der feste Wert des Kondensators im Gerät zuständig sein sollte!) und somit eine Änderung der Ausgangsspannung! Das ist selten wirklich schlimm, ist aber gerade bei Grenzbelastung schon wichtig, da die Leistung ja ein Produkt aus Strom, cos des Phasenwinkels und eben der Spannung ist.
Bei der leider am häufigsten vorkommenden induktiven Last (alle Elektromotoren, Drosseln und Trafos) liegt der cosPhi irgendwo um 0,8. Dieser X dem maximalen Ausgangsstrom des Generators X der reduzierten Ausgangsspannung gibt die maximale Leistung bei induktiver Last.
Bei rein ohmscher Last ist cosPhi = 1. Dieser X max Strom X die nur geringfügig reduzierte Spannung ist die wirklich maximale Leistung des Aggregats.
Außerdem konnte ich bei meinem Gerät gerade bei kleiner Last eine gewisse Welligkeit der Ausgangsspannung feststellen, die nicht mit etwaigen Drehzahlschwankungen zusammenhängt. Leider habe ich im Moment keine Zeit mich näher darum zu kümmern, denn eigentlich ist eine Modifizierung meines Kingman TL1200DC geplant, die das komplett beheben soll. Mal sehen ob das diesen Winter noch klappt.
Aber schreckt jetzt nicht vor diesen Geräten zurück! Ich wollte euch nur auf eine scheinbar völlig unbekannte Eigenart dieses unkonventionellen Generatortyps hinweisen, über die ich im Net null Infos gefunden habe. Beim Zerlegen und bei diversen Testläufen solcher Geräte habe ich einige Erfahrung sammeln können und es kam Licht ins Dunkel.
Keine Schleifringe heißt auch keine Kontaktschwierigkeiten und kein Verschleiß an dieser Stelle! Die Sache hat also auch ihre Vorteile.
Wer das Gerät wie ich gelegentlich für dies und das einsetzt, vom Videobeamer als Openairkino bis zur Flex mobil auf dem Schrottplatz, ist mit dem Chinesen für wenig Geld gut bedient. Wer es 1500Std im Jahr im Wochenendhaus rennen lassen will, ist mit einem Inverter von Honda für ca 500€ besser bedient - auch vom Verbrauch her.
Viel Spaß beim Zweitakten!
Till
Follow Ups: