Date: March 23, 2005 at 17:12:24
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URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,347840,00.html
Subject: Gen-Mais ohne Zulassung jahrelang ausgesät
Hallo!
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,347840,00.html
AGRARTECHNOLOGIE
Gen-Mais ohne Zulassung jahrelang ausgesät
Die Kontrollen von gentechnisch verändertem Saatgut scheinen in den USA nicht zu greifen. Ein Biotech-Konzern brachte jahrelang staatlich nicht zugelassene Maissaat aus - ein Versehen, wie das Unternehmen Syngenta versichert. Der Agrarkonzern und die US-Regierung hielten den Fehler monatelang geheim.
DPA
Transgener Mais: Versehentlich falsches Saatgut vertrieben
Die gentechnisch veränderten Maissamen enthalten Erbgut eines Bakteriums namens Bacillus thuringiensis (Bt). Es soll den Mais vor Schädlingen schützen. Eine bestimmte Variation der transgenen Maissaat, die mit dem Kürzel Bt 11 bezeichnet wird, darf in den USA zur Aussaat, in Japan und in der Europäischen Union offiziell in Lebens- und Futtermitteln verwendet werden.
Die nun ausgebrachte Variante mit dem Kürzel Bt 10 war jedoch in keinem der Länder zugelassen. Dennoch produzierte und vertrieb Syngenta nach Angaben des Wissenschaftsmagazins "Nature" zwischen 2001 und 2004 mehrere hundert Tonnen des Bt-10-Saatguts. Syngenta ist eines der weltweit größten biotechnologischen Agrarunternehmen.
Der Konzern meldete den Fehler Ende des vergangenen Jahres den US-Behörden. Auch wenn der Bt-10-Mais als ungefährlich gilt, weckt die späte Entdeckung des Fehlers Sorge bei Kritikern genmanipulierter Lebensmittel, weil er die Selbstkontrollmechanismen der Industrie in einem schlechten Licht erscheinen lässt.
"Saatgut-Vorräte identifiziert und zerstört"
Seitdem der Fehler bekannt wurde, haben Wissenschaftler, die für die US-Regierung arbeiten, den veränderten Mais untersucht und kamen dabei laut "Nature" zu dem Schluss, dass er ohne Sorge verzehrt werden kann und auch keine Bedrohung für die Umwelt darstellt. Bt 10 unterscheidet sich nur in einigen wenigen Nukleotiden von der Bt-11-Variante. Nukleotide sind die kleinsten Bausteine von Nukleinsäuren und damit das grundlegende Baumaterial jeglicher DNS. "Die Proteine, die diese DNS produziert, sind aber genau die gleichen wie bei Bt 11", sagte Syngenta-Sprecherin Sarah Hull gegenüber SPIEGEL ONLINE. Man sei deshalb von Anfang an sicher gewesen, dass keine Gefahr von dem vertauschten Saatgut ausginge.
AP
Greenpeace-Protest: Kontrollmechanismen in Frage gestellt
Man habe die US-Behörden EPA (Environtmental Protection Agency) und FDA (Food and Drug Administration) sowie das Landwirtschaftsministerium sofort informiert, als man den Fehler entdeckte, teilte Syngenta mit. "Alle aktuellen Pflanzungen und Saatgutvorräte, die dieses Material enthalten, sind identifiziert und zerstört oder auf andere Weise aus dem Verkehr gezogen worden", so das Unternehmen.
"Das Problem sollte nicht eskalieren"
Eine Sprecherin sagte gegenüber dem Wissenschaftsinformationsdienst Nature.com, dass die prompte Meldung des Fehlers zeige, dass das System so funktioniere, wie es solle. Außerdem sei die Freisetzung des nicht zugelassenen Saatgutes "relativ geringfügig". Insgesamt seien etwa 150 Quadratkilometer mit dem Bt-10-Mais bepflanzt worden.
Zur Beruhigung führte die Sprecherin auch eine Eigenschaft des Syngenta-Maises an, die Globalisierungsgegner wie die Organisation Attac auf die Palme bringt: Da der Bt-Mais sich nach der Ernte nicht erneut als Saatgut eigne, und deshalb jedes Jahr neues Saatgut gekauft werden müsse, "sollte das Problem nicht eskalieren".
Syngenta entdeckte den Fehler, als einer der Samen-Hersteller des Unternehmens versuchte, die Maissamen für Zuchtexperimente zu verwenden. Dabei stellte er fest, dass die Saat nicht Bt 11 war. Seit der Entdeckung sind bereits Monate vergangen, in denen der Konzern und die beteiligten Behörden darüber berieten, was zu tun und wann die Öffentlichkeit zu informieren sei. "Wir wollten den Behörden die Chance geben, in Ruhe ihre Untersuchungen durchzuführen", sagte Sprecherin Sarah Hull gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Auch das Weiße Haus war laut Nature.com an den Beratungen darüber beteiligt, wie mit dem Fehler umgegangen werden sollte. Wohl auch deshalb, weil es zwischen den USA und Europa einen heftigen Handelsstreit darüber gibt, wie streng die Regeln zur Überwachung genetisch modifizierten Saatguts sein sollen. Eine Liste mit den Ländern, in denen der versehentlich vertriebene Bt-10-Mais gelandet war, wollte Syngenta nicht zur Verfügung stellen.
Christian Stöcker
Gruß Rhanie.
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