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Date: June 27, 2005 at 17:37:42
From: Rhanie, [p213.54.186.105.tisdip.tiscali.de]
URL: http://www.ps-report.de/04_26.htm
Subject: Feinstaub

Hallo!

http://www.ps-report.de/04_26.htm

Was war zuerst da: die Natur oder die Ideologie? - Die Frage erübrigt sich. Doch unser aller Erkenntnis ist, dass das ideologische Diktat Realitäten allzu gern ignoriert. Es soll einfach nicht sein, was propagierten Thesen widerspricht, aus denen sich parteilpolitische Weltbilder gewöhnlich zusammensetzen.

US-Präsident sorgte für Feinstaubinvasion

Das Wunder von Mainz

Der bisherige Gang der Dinge ist sattsam bekannt: Von Umweltverbänden, die sich als Hüter von Natur und Gesundheit begreifen, wurde die Mär in die Welt gesetzt, dass jener Feinstaub, der im Abgas von Dieselfahrzeugen enthalten ist, ganz maßgeblich an der Partikelkonzentration in unserer Atemluft beteiligt sei. Und das bedeute den frühzeitigen Tod Tausender. Mit ähnlichen Hiobsbotschaften beglücken uns umweltpolitische Panikmacher Jahr für Jahr. Sie sehen permanent irgendwelches Unheil heraufziehen. Entwarnungen passen nicht ins Konzept.

Bestens erprobt ist hektischer Aktionismus, um nur ja im Gespräch zu bleiben. Das geht so: Erst schlagzeilenträchtig kräftig Alarm schlagen, windige Argumentationen eine Weile medienwirksam am Kochen halten, dann das strapazierte Thema allmählich wieder verlassen und zu neuer Attacke blasen. Saurer Regen? Fällt nicht mehr. Sommersmog und Fahrverbot? Hatten wir schon. Abgehakt. Dieselruß? Reicht nicht. Feinstaub macht sich besser. Womit wir - wieder mal - beim derzeit hochgepushten Thema wären.

Für Umweltverbände steht fest, dass Fahrzeuge mit Dieselmotor ohne Partikelfilter Hauptverursacher registrierter Feinstaubkonzentrationen in der Atemluft sind - Ausgangspunkt aller Polemik, die das Auto, die individuelle Mobilität, einmal mehr verteufelt. Gerade verbreitet die Deutsche Umwelthilfe mit dem Unterton genießender Genugtuung, sie erwarte als Folge anstehender Musterklagen von Bürgern „Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in 70 bis 120 deutschen Städten“. Feinstaub ante portas! Das heißt: Kampf den Dieselfahrzeugen! Über Erkenntnisse ganz anderer Art, die längst gewonnen wurden, setzen sich die vermeintlichen Umwelthelfer samt ihren verschwägerten Gesinnungsgenossen einfach hinweg.

Aufschlussreiche Tatsachen, die die Hexenjagd auf Dieselautos ad absurdum führen, vermittelte die ARD-Sendung „FAKT“ vom 13. Juni. Die Sendung hätte auch diesen Titel tragen können. „Das Wunder von Mainz.“ Der Besuch von US-Präsident Bush - Anlass zu umfangreichen Verkehrssperrungen in der Region Mainz-Wiesbaden - hatte dem Landesumweltamt Rheinland-Pfalz willkommene Gelegenheit zu einem Feldversuch verschafft. Die spannende Frage lautete: Wie stark ist die Feinstaubbelastung, wenn außer Polizeiautos und Präsidentenlimousine nichts mehr fährt?

Die drastische Reduzierung des Straßenverkehrs an diesem Tag habe sich „ganz klar“ in Gestalt sehr geringer Stickoxidkonzentrationen niedergeschlagen, die Feinstaubbelastung hingegen sei unbeeinflusst geblieben, war die Bilanz des Tages. Das Feinstaubergebnis verblüffte. Tag für Tag befahren durchschnittlich 39.000 Autos eine Mainzer Hauptverkehrsstraße, die noch dazu etwa 1.000-mal von Bussen und 390-mal von Straßenbahnen gekreuzt wird. Die gemessene aktuelle Feinstaubbelastung an einem Alltagsmorgen: 32 Milligramm pro Kubikmeter Luft. Und das seien sogar 5 Milligramm weniger gewesen als am Tag des Bush-Besuches, „als praktisch gar nichts fuhr“. Folgerichtiger „FAKT“-Kommentar: „Einfluss vom Verkehr? Fehlanzeige!“

Unterstreichen kann die Feststellung eine Beobachtung am erzgebirgischen Schwarzenberg. Dort steigt die Feinstaubbelastung mit jedem Tag Trockenheit kontinuierlich an. Selbst auf dem Berg - ganz ohne Verkehr - ist im vergangenen Jahr der Grenzwert von 50 Milligramm zweimal, 2003 sogar zehnmal überschritten worden.

Offenbar sind sich Wetterexperten längst einig, dass die Feinstaubbelastung häufig nicht am Verkehr, sondern schlicht am Wetter liegt. Bei Hochdruckwetterlagen und Ostwinden seien die Feinstaubkonzentrationen höher, weil die Luftpartikel nicht ausgewaschen würden und die Feinstaubkonzentration im Laufe des Transports - zum Teil über hunderte von Kilometern - immer größer werde, weiß man am Institut für Troposphärenforschung. Aus solchen Feinstaub-„Ferntransporten“ bestehe beispielsweise die Feinstaubbelastung in Berlin fast zur Hälfte. Vor allem Hochdruckwetterlagen seien in der Bundeshauptstadt an der beobachteten Überschreitung der Grenzwerte in diesem Frühjahr schuld gewesen, bestätigt die Berliner Humboldt-Universität.

Mit Rußpartikelfiltern ließe sich die Feinstaubbelastung der Luft auch aus Sicht des TÜV Süd nur etwa um fünf bis zehn Prozent mindern, selbst wenn alle Diesel-Lkws und Diesel-Pkws mit einem solchen Filter ausgerüstet würden. Der Partikelfilter könne die Feinstaubproblematik also keinesfalls bewältigen. Das Bundesumweltministerium gibt sich dennoch optimistisch. Schließlich seien Reduzierungsmaßnahmen - den Verkehr betreffend - eingeleitet. Gedacht ist, wie man weiß, vor allem an Fahrverbote und Tempo 30. Es war Anliegen des Fraunhofer Instituts für Verkehrssysteme einmal nahe zu bringen, was es bedeutet, wenn Hauptverkehrswege wie etwa die Lützener Straße in Leipzig großflächig - also auch deren Umfeld - gesperrt würden. Dort werde mehr als 100-mal im Jahr der Grenzwert für Feinstaub überschritten. Das aber passiere meistens, wenn es drei Tage nicht geregnet habe.

Eine Verkehrssperrung, wie sie in der Feinstaubdebatte immer wieder ins Gespräch gebracht wird, könne die Überschreitung lediglich um einen Tag, maximal um zwei Tage verschieben. Fazit: Wenn Hochdruckwetterlagen länger anhalten, wird es quasi unmöglich, die Grenzwerte einzuhalten. Genau das habe der Bush-Besuch in Mainz deutlich gemacht. Obwohl der Verkehr im Interesse der Sicherheit des Staatsgastes praktisch völlig zum Erliegen kam, wurde bereits am nächsten Tag der zulässige Grenzwert überschritten. Dem Kommentar von „FAKT“ ist wohl nichts hinzuzufügen: „Ursache war wieder einmal nicht der Verkehr, sondern das Wetter.“

PS/Wolfram Riedel

Gruß Rhanie.

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