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Date: October 05, 2006 at 09:55:51
From: Werner, [pd9fd1b49.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Endlich mal ne sinnvolle Idee für Energieanwendung bei Destillation

Moin Rainer,

diese Art der Eindampfung wird gemacht, wobei dann ein Verdichter die Dämpfe oben abzieht, damit das Druckniveau und den Siedepunkt senkt. Der Austritt des Verdichters wird dann zum Heizen der Suppe verwendet. Diese Verfahrensweise nennt sich "Brüdendampfkompression".

Wenn man die Verhältnisse gut einstellt, genügen wenige Zehntel bar Differenzdruck, um die Verdampfungsseite und die Kondensationsseite des reinen Wasserdampfes zu betreiben. Die Wärmeinhalte sind vom Betrage her ungefähr gleich. Auf der einen Seite muß mehr Energie zum Verdampfen aufgebracht werden, als es bei reinem Wasser wäre, weil das Salz den Wasserdampf "anzieht". Auf der anderen Seite ist die Energie höher, als normal, weil durch den Verdichtungsprozeß Wärme hineingesteckt wurde. In der Zuckerindustrie wird so gearbeitet, wenn auch der Zweck das Kristallprodukt ist und nicht das Wasser.

Früher war Zucker sehr teuer, weil die Energie einfach verschleudert wurde. Heute laufen Zuckerwerke bereits mit der Energie der verfeuerten Rübenschnitzel. Da hat sich in den letzten 25 Jahren unwahrscheinlich viel bewegt.

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Ich kann Dir ad hoc nicht beantworten, wie die Verhältnisse bei der Trinkwassergewinnung sind. Ganz sicherlich sind die Verfahren noch nicht ausgereift, so daß ein wenig Erfindergeist dort nicht schaden könnte. Häufig ist das Know How in der Hand weniger Firmen, die halt irgendwann mal damit angefangen haben und dann von ihrem Verfahren nicht mehr runterkommen.

Ein Punkt an der Geschichte ist wahrscheinlich, daß man lebensmittelrechtlich etwas Probleme bekommt, das zu trinkende Gut durch Maschinen zu führen. Deine Idee ist wesentlich besser! Die Verdampfung wird durch Wärme erreicht und die Kondensation durch die Kühlung mit Seewasser. Das erspart den Weg durch einen Kompressor.

Nun ist Seewasser ja kein Zweistoffgemisch reinster Güte. Das heißt, wenn ich es verdampfe, treibe ich auch Gase aus, die mir meine Volumenbilanz empfindlich stören und die mir nicht den Gefallen tun, auf den Kaltseite mal so eben wieder in Lösung zu gehen. CO2 ist im Seewasser enthalten, Luft, Faulgase etc. (meines Wissens auch Salzsäure)

Diese Substanzen werden als erstes frei und müssen aus dem Prozeß geschafft werden. Da gehen dann die Probleme los. Wie trennt man den Wasserdampf, den man später haben will, davon ab. Eine Kühlfalle, wie im Labor benutzt, hat wieder hohe Delta Ts, vergrößert also Entropie im unerwünschten Maße. Möglicherweise wäre es eine Lösung, die Gase durch Waschtürme zu leiten, damit sie sich gemäß des Lösungsgleichgewichtes wieder im Wasser einfinden.

Dann kommt noch das Problem der Dimensionierung. Wenn Du die Wassermenge umrechnest in Dampf, kommen dabei gewaltige Rohrquerschnitte raus, die erstmal gehändelt werden müssen. Ich habe mal über eine sanfte Klimaanlage nachgedacht, bei der ich kaltes und entgastes Wasser über einen Zimmerspringbrunnen verteilen wollte und damit die Luftqualität verbessern und die Feuchte senken. Das funktionierte prima. Die Luftfeuchte kondensierte an das kalte Wasser und verschiedene Gase verschwanden auch darin. Um das Wasser kalt zu bekommen, wollte ich Grundwasser, was durch die Sonne angewärmt war, verdampfen und das Kondensat im Erdboden wieder abkühlen. Das ganze hätte dann bei 35° und ca. 0,05 bar ablaufen müssen. Allein die Rohrquerschnitte waren schon so enorm, daß ich erstmal zurückgeprallt bin.

Sodann darfst Du den Menschen kein destilliertes Wasser dauerhaft zu Trinken geben. Die im Wasser enthaltenen Salze müssen schon sein, sonst gibt es Mangelerscheinungen.


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Mit Trinkwassergewinnung und den speziellen Problemen habe ich mich noch nicht richtig beschäftigt. Ich denke schon, daß dort noch einiges zu tun ist. Für die richtig Großen lohnt sich das nicht, ist halt nur Wasser. Die Mittleren haben oft auch Ideen, aber kein Geld, um das umzusetzen. Vielleicht glückt Dir da was.

Soviel ich gehört habe, wollte Lybienchef Gadhafi mal ein Atom-Ei setzen und seine Wüstenwasservorräte tief in der Erde anzapfen. Das sind alles so Ideen, getrieben von Gigantomie-Gedanken, gespeist von Firmen, die sich ein lukratives Geschäft versprechen. Viel ist nicht draus geworden bisher. Wir haben damals an dem ersten Kraftwerk mitgearbeitet, was ganz profan Erdgas verbrennt und damit den Strom herstellt. Das ganze Drumrum mit der Wasseraufbereitung hat mich ziemlich gestreßt. Geschmeckt hat das Wasser übrigens absolut nicht. Als Schwarzteetrinker habe ich in Lybien noch die besseren Karten gehabt. Meine armen Kollegen mußten richtig leiden. (Bier gabs natürlich auch nicht, womit wir wieder beim Thema Alkohol wären).


Gruß

Werner


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