Date: December 22, 2006 at 00:19:54
From: Werner, [p50885277.dip.t-dialin.net]
Subject: 1. Vorschlag
Moin,
mein Vorschlag: bau erstmal eine Turbine ohne Pöl. Wenn die dann richtig läuft, gehts weiter.
Neben der bisher noch ungelösten Zerstäubung den Pflanzenproduktes ist ja eine Turbine auch mechanisch nicht gerade anspruchlos. Ich trau mir auch einiges zu mit den verfügbaren Werkzeugen und Kenntnissen, aber eine Turbine läuft auf Anhieb erstmal nicht. Das ist die Erfahrung.
Gelegentlich schaue ich einem alten Kumpel über die Schulter, wenn er in seinem Keller aktiv ist. Er hat es nach der Scheidung richtig gemacht und ist alleine geblieben. Was hat dieser Mann schon für tolle Turbinen gebaut! Und Flugzeuge dazu!
Ich gebe Dir nachfolgend ein Beispiel, mit was sich solche Leute beschäftigen. Da gibt es also einen Einspritzring, der den Krafstoff in die Brennkammer bringt. Früher hatten Modellturbinen noch echte Verdampfer, wie Rainer beschreibt, d.h., der Sprit wurde erstmal per Brennwärme vollständig verdampft und gelangt als Gas in die Kammer. Bei falscher Spritwahl oder ungünstigen Verhältnissen konnte der Verdampferteil des Röhrchens (man legte damals Schlangen oder Wendeln durch den Brennraum) verrußen bzw. zukoken. Dann wurds irgendwann unregelmäßig. Wenn man Pech hatte, zog das Modell plötzlich lange, stoßweise Flammen hinter sich her. Es gibt ein Video nur mit Abstürzen von Modellturbinenflugzeugen (wird immer auf den Messen angeboten). Das schaut sich an, wie Krieg. Wenn man da mal zusammenzählt, was in diesen 70 Minuten an Geld zu Bruch geht . . . .
Aber zurück zur Treibstoffdosierung: mittlerweile verdampft man den Sprit nicht mehr, sondern fördert ihn flüssig in die Brennkammer. So weit ist man schon, was die Sache aber nicht einfacher macht. Damit nun möglichst an alle Stellen nur ein ganz ein klein ein wenig Sprit kommt, der dann sofort innerhalb der nächsten 3 Zentimeter Wegstrecke verbrennt, werden auf dem Einspritzring meherer Düsen ringsum angelötet. Die Düsen sind Kanülen aus Doktorspritzen, die erst weichgeglüht werden müssen und dann kunstvoll zu einem Schweineschwänzchen gebogen. Der Clou liegt in der abgemessenen Länge, die für einen definierten Wiederstand sorgen soll und damit die Verteilung optimieren.
Das ist sehr viel gefuckel und kostet mehr Zeit, als man sich vorstellt. 10% Abweichungen vom Durchschnitt sind schon zuviel !! Man läßt durch diese Ringe dann Sprit laufen und bringt die Düsenenden alle über kleine Gefäße. Da kommen schon so zwischen 12 und 25 Stück zusammen. Je mehr, desto besser und desto näher an der homogenen Verbrennung. Es wird geändert, gekürzt, ausgelötet, wieder neu angelötet. Das Lot darf nix verstopfen, die Ausrichtung der Enden muß absolut exakt sein und im besten Strömungsbereich liegen. Korrekturbiegen iss nich, dann knackts, zumindest wenn die Dinger kalt sind.
Wenn das Triebwerk dann irgendwann läuft, schaut der Modellprofi noch mal von hinten rein und untersucht die Flammenfarben. Mitunter sogar mit Kameras, deren Aufzeichnung man dann später beim Tunen verwendet. Auch Strahlungspyrometer werden eingesetzt. Das ist schon ernstzunehmende Meßtechnik - auch entsprechend teuer!
Erst, wenn alle Flämmchen mit der gleichen Farbe brennen, geht man auf Leistungstests. Vorher würden die sog. Hotspots das Turbinenlaufrad killen.
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Nun kommst Du mit zähflüssigem PÖL und versuchst dies, durch so kleine Öffnungen zu drücken. Kein Problem für Hydraulikpumpe! Aber wer dreht die? Ein E-Motor? Ein Riemen von der Turbine? Dann noch ein Getriebe, was die 120.000/min herunterbringt? Die Hydraulikpumpe darf nicht ruppeln in ihrer Charakteristik. Das ist für eine sensible Turbine schon zu viel!
Das gute Rapsöl darf dann auch nie abweichen von seiner Konsistenz. Es muß jedes Molekül am besten gleich sein. Altpöl etc. in einer Turbine zu verfeuern, ist wie Schneewitchen mit dem Motorrad abholen. Das paßt nicht.
Aber laß Dich um Gottes Willen nicht bremsen! Ich wage zwar die Behauptung, daß Du noch nicht sehr nah dran warst an solcher Technik und die oben erklärten technischen Lösungen mal eher "so in die Luft gedacht" sind, aber das heißt nicht, daß Du nicht in der Lage sein könntest, eine Pölturbine zu bauen. Mach mal, es werden Dir viele Leute danken.
Gruß
Werner
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