Date: April 18, 2008 at 22:36:25
From: Werner, [p5088694a.dip.t-dialin.net]
Subject: Die Zeitungen mal wieder
Moin,
wenn man das liest, könnt man ja denken, die Ingenieure stünden vor einem Rätsel - tun sie aber nicht. Es ist schon so, wie weiter unten in dem Beitrag beschrieben. Die Luft wird beschleunigt durch die "Verdichter" und dann durch statische Umlenkungen/Erweiterungen etc. verzögert, was zum Druckanstieg führt. Thermodynamisch ist es richtig, daß über alles betrachtet, die Temperatur ansteigt. Die Verdichtungsverhältnisse liegen dabei durchaus bei 20 und höher. Die letzte Kreation, die Rolls Royce entwickelt hat, hatte 1:42. Das geht ohne Zwischenkühlung gar nicht mehr.
Wenn man also auf ein Luftpaketchen schaut, was in den Verdichterteil des Triebwerkes eintritt, so mißt man zunächst eine sehr hohe Geschwindigkeit bei zunehmendem Druck aber nicht zunehmender Temperatur. Doch! Das gibts. Es findet die Erklärung in der Gleichrichtung der Molekülgeschwindigkeit, die rechnerisch zwar die höhere Temperatur bedeutet, aber relativ zu den einzelnen Molekülen untereinander keine Änderung ist.
Das bedeutet, daß der Wasserdampf, der in den Höhen noch da ist, trotzdem ausfriert. Die Kristalle landen dann auf den Statoren und fangen an, alles zu verstopfen. Irgenwann ist dann Ende und das Triebwerk ist aus. Gleich hinter der Ansatszone ist übrigens die Welt wieder in Ordnung und das Gas verzögert und richtig heiß. Das nützt aber nichts mehr, weil das Eis ja schon klebt.
So richtig neu ist das alles nicht. Der Hinweis mit der Klimaerwärmung ist total daneben und spricht für die Qualität des Berichtes.
Was aber neu ist, ist die Strömungsqualität in den Triebwerken. Dort wird heute derart optimiert, daß die Strömung wirklich fast verlustfrei beschleunigt wird. Die modernen Axialverdichter haben Wirkungsgrade von über 90%. Das ist bei den alten Triebwerken anders gewesen, weswegen sie auch mit heißeren Verdichtungstemperaturen und damit einer geringeren Leistung fahren mußten. Bei den früheren Triebwerken war daher Vereisung kein Thema.
Sicher kennt Ihr die Bilder von Strahlflugzeugen, die sehr schnell durch Zonen feuchter Luft fliegen und diese im Sprachgebrauch fälschlich sichtbare Schallmauer erzeugen. An diesen Beispielen sieht man, in welch kurzer Zeit Wasserdampf spontan auskondensiert oder sogar friert. Das sind Millisekunden, und weniger. Und dennoch gibt es lokal sofort die Tröpchen oder Kristalle.
Schön zu sehen bei MyVideo (Mist, es ist nicht mehr drauf) unter "Senkrechtstarter" konnte man eine Eigenkonstruktion sehen im Probelauf. Dort wurde von Zeit zu Zeit sichtbar, wie am Einlauf des Triebwerkes die Luftfeuchte auskondensierte.
Gruß
Werner
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