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Date: October 30, 2011 at 23:18:39
From: Werner, [p57bde6f0.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Re:Werner, mal ne Frage

Moin Rainer,

die Idee, einen Druckspeicher mit dem Verbrennungsdruck des Dieselmotors selbst zu füllen, hatte ich auch schon mal.

Ich zähl mal n paar Schwierigkeiten auf: Du brauchst richtig Druck beim Anblasen, weil Du ja einen oder mehrere Zylinder über die Kompression bringen mußt. Das Anblasen eines Schiffsmotors ist kein sanfter Vorgang => es gibt einen lauten Zisch, einen kräftigen Schlag und dann läuft das Schwein. Aber das weißt Du ja.

Drehte man den Motor in Zeitlupe durch, dann wäre erstens die Kompression wieder dahin und zweitens die Wärme abgebaut, die für den Zündvorgang nötig ist. Es muß also schnell gehen, i.e., der Zylinder, der die Startluft bekommt, wird mit etwa Vollast belastet.

Das sind in der Regel 30 bis 35 bar. Diesen Druck kannst Du im Teillast nicht erzeugen! Dazu muß der Motor richtig unter Last laufen und wird zwangsweise dabei rel. fett stehen.


Zweites Problem: wie abführen ? Ein Ventilchen für den hohen Druck muß her und muß zuverlässig genau die Druckspitze abgreifen und wieder schließen. Kein Problem, nehmen wir ein Rückschlagventil! Aber so einfach ist das nicht. Es wir extrem warm an dieser Stelle. Das Material des Motors ist in dieser Phase noch geschützt durch den "kälteren" Hintergrund. Es werden während der Verbrennung normalerweise keine Gase durch Kanäle geleitet. Dieses müßte aber sein, wenn man die richtigen Drücke speichern wollte. Es würde also ein verbrennendes Gemisch durch enge Kanäle abgeleitet, würde vermutlich sofort erlöschen und die letzte Stinkescheiße würde in die Luftflasche gelangen. Das geht keine 10 Starts, da ist alles verdreckst und verstopft - meine Prognose.


Sauerstoff muß im Anblasmedium nicht drin sein. Wir haben schon Diesel mit Stickstoff gestartet. Das ist egal. Er muß sich nur drehen. In den Zylindern, die beim Starten verdichten, ist eh Luft und sobald der Brennstoff kommt, zündet das ganze auch.



Federkraftanlasser:

ich habe für meinen Doppeldecker damals auch einen Federkraftanlasser entworfen und versuchsweise eingebaut. Vom Pilotensitz aus mußte man per Handgriff das Dingen aufziehen. Das war keine Kurbel, sondern ein Hebel, der über Seil auf eine Kurbel wirkte. Man drehte bei jedem Hebelzug das Federpaket um ca. 45 ° weiter. Rasten verhinderten, daß das Federpaket sich wieder rückwärts entspannte. Ein Freilauflager sorgte dafür, daß das Federpaket den Motor drehte, der Motor aber nicht das Federpaket.

Eigentlich ging das ganz gut, obwohl ich ehrlicherweise sagen muß, es war einfacher, auszusteigen und den Motor am Propeller "anzureißen".

Aber etwas ganz anderes machte mir einen Strich durch die Geschichte: das Luftfahrtbundesamt, ertreten durch den DAeC. Man empfand dieses Freilauflager nicht als sicher - eine Haltung, der ich mich schließlich gefügt und auch angeschlossen habe. Das Szenario lautete: das Freilauflager geht im Flug plötzlich fest und der Motor wird vom Federpaket abgewürgt. Schlimmer noch, der Motor zerstört das Federpaket durch rückwärts aufziehen und die Trümmer sausen durch die Gegend. Was dann ????

Das konnte ich nicht nachweisen und bin u.a. auch deswegen von dem Vorhaben wieder abgerückt.


Schießanalasser: Viele Leute glauben, die alten Sternmotoren seien durch Druckaufgabe auf die Zylinder gestartet worden. Das ist nicht der Fall. Die Patronen erzeugten ein Gasvolumen, welches in einem eigenen, getrennten Gerät einen Kolben weggedrückt hat. Der Kolben lief auf eine gewendelten Stange, die sich drehte und ihrerseits den Motor damit antrieb.

Der Vorteil dieser Systeme war, daß man nach Monaten eine Maschine mit völlig leerer Batterie anschießen konnte. Eine Forderung des Militärs, welches Einsatzflugzeuge vielleicht nicht jeden Tag bewegt. Die Vorrichtung war außerdem klein, leicht, sehr kräftig und funktionierte immer. Mancher Motor hat unter der enormen Kraft beim Anlassen leiden müssen. Wenn der Bediener nicht aufgepaßt hat und der Motor irgendwie fest saß, dann ist auch schon mal was kaputt gegangen dabei.

Für die Bedienung dieser Systeme war eine pyrotechnische Ausbildung erforderlich. Die Treibmunition mußte gemäß Munitionsverordnung gelagert werden. Anders gesagt: diese Anwendungen waren voll auf das Militär zugeschnitten und auch darauf beschränkt.



Gruß

Werner

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