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Date: November 19, 2013 at 16:18:50
From: R.Lang, [dslb-094-219-113-237.pools.arcor-ip.net]
Subject: Re: Böden der Frachter sind meistens flach

Hallo Rhanie,
ja der Boden ist flach, nur im Bugbereich und im Heckbereich macht man strömungstechnische Optimierungen. Mit dem Kiel ist das so ne Sache, er ist eher störend als nützlich. Unser Zossen hatte Schlingernkiele an der Seitenkante, die sollten das Rollen etwas verzögern, waren aber eher Kostenerzeuger sowohl was Strukturschäden durch Bodenkontakt als auch Verbrauchssteigernd in bestimmten Fahrsituationen. Gerollt ist der Kasten je nach Beladung und Schwerpunktlage trotzdem teilweise auch heftig. Ganz schön ungemütlich wenn der Boden auf der Brücke von 45 Grad nach -45 Grad in 15 Sekundentakt stundenlang schwankt. Da kannste Dich nur festhalten und alles was da durch die Gegend fliegt festzurren.

Unser Frachter war 12m breit 78m lang, und trug ca.2200 -2400 to. Je nach dem wo der Schwerpunkt der Ladung war, konnte das Schiff noch 800 to Ballastwasser nehmen. Dann war die Sommerlademarke gerade wassergekühlt. Wenn der Dampfer leer war, und kein Ballast in den Tanks war, wars bei mittlerem Wetter nicht mehr sicher zu steuern, der Wind die Strömung bewegten das Schiff wohin sie wollten. Gut es gibt nenn Autopiloten, der wird vom GPS und dem Kompass mit Sollvorgaben gefüttert. Dann hält er den Dampfer auf Kurs. Das Wachpersonal hat durch mitplotten auf der Seekarte zu kontrollieren ob der Kurs eingehalten wird.

Die Schiffe die bei dem Taifun an Land kamen sind dort hingeschwommen.
Vermutlich waren auf Grund von Tiefgangsbeschränkungen die Ballasttanks leer, dann hat so ein 3000to Schiff noch ca. 2 m Tiefgang
und wiegt im Verhältnis zur angeblasenen Segelfläche sehr wenig. Ein moderner 3000 to wiegt ungefähr 650 -850 to. und ist etwa 80m lang, und hat etwa 6m Bordwand. Unser hatte neu höchste Eisklasse daher war der ca 150to schwerer. Inzwischen dürfte aber türkischer Stahl draus geschmolzen worden sein.

Trotzdem ist es schon mal ein Erlebnis so ein Schiff von Hand zu steuern, vor allem bei schwerem Wetter, da ist das richtig arbeit wenn die Rudermaschine nicht hilft. Also die Rudergänger auf den ollen Rahseglern waren ja meist zu mehreren am Steuerrad zugange, Das war trotzdem ein Schinderjob. Da weiss man solche moderene Helferlein zu schätzen.

An der Rudermaschine habe ich mal die Hydraulikkolben erneuert, Durchmesser ca. 25 cm und etwa 0,8m lang. die wurden von zwei Hydraulikpumpen verspannt und über elektrische Hydraulikventile gestellt. Das Ruder war etwa 3m hoch und 2m lang. Propellerdurchmesser 2m bei Vollschub 350 U/min. Wenn der Dampfer dann voll abgeladen war, konnte man die Karvitationsblasen im Schraubenwasser sehen und hören, bis das Schiff auf Marsch_Geschwindigkeit war.

ALso mein Bedarf an Schifffahrtserfahrung scheint ausreichend gedeckt zu sein, ich würde mir sowas in dieser Form nicht mehr antun, Die schönen Zeiten sind auf See sowieso vorbei. In jedem Hafen wird man wie ein Verbrecher behandelt, in USa ganz besonders. Alle von aussen kommenden Besichtiger,Hafenstaatskontrolleties,Zoll,Wasserschutz, Hafenbehörden wissen im Kontrollfall alles besser, und wenn man bei schlechtem Wetter wirklich mal Hilfe bräuchte, kannst Dich nur auf Deine eigenen Hände und die Crew verlassen, von den Besserwissern ist dann keiner zu sehen bzw. aktiv. die können immer nur dann das Bein heben wenn Du froh sein könntest schadensfrei ne Reise abgeschlossen zu haben.

Nochwas zum ebenen Boden von Frachtern. Es gibt Häfen die fallen bei Ebbe trocken. Meisst sorgen die Hafenverwaltungen das dort an den Liegplätzen der Hafengrund eben ist und keine dickerne Brocken herumliegen. Dann geht man bei Flut in den Hafen rein macht an der Pier fest und wacht bis zue Ebbe das die Festmacherleinen nicht brechen. Das Schiff wird dann ganz normal be- oder entladen. Man muss halt permanent Wache gehen und die Leinen kontrollieren.

Und trotzdem biegt sich so ein Schiff zu einer Banane, wenn nicht beim trockenfallen, beim beladen oder entladen kann man nicht immer auf gleichmässige Gewichtverteilung achten, um das Schiff stabil zu halten kann man mit dem Balast gegenhalten, Nur die entstehenden Biegekräfte sorgen für sichtbares Verformungsgedächtnis. Solange der Laderaum aber noch wasserdicht abgedeckt werden kann,gehts noch bis zur nächsten Werftzeit, Meisst sind dann erhebliche Brenn- und Schweissarbeiten an den Strukturen erforderlich. Gibt halt Materialbrüche und Risse. Deshalb wird ja mindestens ein mal jährlich nachgesehen, also alle Mannlöcher aufnehmen und durch die Tanks und Spanten kriechen und nach Schäden suchen. Wenn ne Haverie passiert ist, wird das auch schon mal zeitnah bei der nächsten Gelegenheit gemacht. Bei sichtbaren Verformungen sowieso. Die Kaskoversicherung die solche Schäden reguliert, schickt dann einen besichtigenden Gutachter und bestimmt meißt was wie repariert wird.

MfG Rainer

Na bei den Frachtern auf der Pier wirds wohl erheblichen Aufwand geben die ins Wasser zurück zu bringen. Da wird so mancher an Ort und Stelle zerlegt werden, solche Schäden sind meisst nicht versichert weil der erzielbaren Ertrag die V-prämie nicht decken kann.




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