Date: May 31, 2014 at 23:24:11
From: Werner, [p5b379e71.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Re: Dasss ist was gaaanz geheimes
Moin,
das Ding heißt Argus L-22 und ist auch von Argus.
Das bedeutet, die Nazis hatten es zuerst, dann ist dieses Ding über die "Heiminsreichung" der Tschechei dorthin gewandert und auf die Walter-Motoren gekommen, die ja Nachbauten der hiesigen Hirth-Motoren waren.
Die Tschechen haben es dann einfach weiter gebaut - warum auch nicht. Schau Dir mal die Zlin 526 an, da siehst du das Ding wieder.
Über die Technik habe ich bisher nichts gefunden - leider. Ich habe mal, aber das ist x Jahre her, eine Beschreibung darüber gelesen, die ohne Bildchen dazu kaum verständlich war. In Erinnerung habe ich, daß über Fliehkraft in dieser selbst drehenden Nase irgendwelche Hydraulikventile geöffnet/geschlossen wurden, die dann den Prop verstellen. Das ist bei heutigen Propellerverstellungen nicht anders, nur kann man vom Piloten-Sitz aus die Federn verstellen, sodaß die Ventile bei höheren oder niedrigeren Drehzahlen öffnen/schließen.
Bei dieser Nasenturbine übernimmt dieses Teil diese Funktion und gleicht damit den Propeller automatisch der Fluggeschwindigkeit an. Das war wohl damals der Renner schlechthin.
Heute wird das nicht gemacht, weil - wie bei fast allen Luftfahrtdingen - die Amis sich mit ihrem Verstellmechanismus durchgesetzt haben und der sog. "Constant Speed Prop" heute zu 99,9% das Maß der Dinge ist. Das muß gar keinen guten Grund haben, das ist einfach nur so.
Ich erinnere mich gut daran, daß diese kleinen Flügelchen auf der Drehnase ganz exakt auf einen bestimmten Winkel eingestellt sein mußten, sonst funktionierte das nicht richtig. Auch die Größe dieser Flügelchen spielte eine Rolle.
Und desweiteren meine ich mich zu erinneren, daß die Nase in Gegenrichtung dreht, wenn der Prop im Leerlauf lief und Flugzeug noch eine hohe Geschwindigkeit hatte. Dadurch wurde dann der Prop auf größte Stellung gedreht und bot den geringsten Widerstand (oder so ähnlich, sch.. ist schon wirklich ein paar Tage her).
Bei der modernen Fliegerei gibt es nämlich eine Eigenart, die aber jeder Flieger offenbar akzeptiert: du schaltest quasi vor der Landung in den kleinsten Gang, was bedeutet, daß die Regeldrehzahl des Propellers eine sehr hohe ist. Damit soll erreicht werden, daß bei plötzlich notwendigem Durchstartmanöver der Motor auch seine volle Leistung entwickeln kann.
Hat aber den Nachteil, bzw. die Eigenart, daß der Propeller im Leerlauf aufgrund der niedrigen Drehzahl sofort auf die kleinste Steigung zurück geht (weil die Regelung ja glaubt, damit die Drehzahl steigern zu können) und deshalb fürchterlich bremst. Ein bei der Landung ein sehr unangenehmer Vorgang, der nur dadurch zu beheben ist, daß man halt sehr viel Gas gibt und den Motor bei hohen Drehzahlen im ganz dünnen Teillastbereich hält. Nimmt man das Gas raus, fährt das Flugzeug quasi gegen die Wand. Hab ich schon mal gemacht und fands nicht schön . . .
Diese Argus-Verstellnaben haben das nicht. Da wird immer der optimale Punkt oder zumindest die Annäherung an den optimalen Punkt eingestellt, ohne daß der Pilot was machen muß oder machen kann.
Ich könnte mir vorstellen, daß diese sehr fortschrittliche Einrichtung aufgrund von mechanischen Problemen auch schon mal Ärger gemacht hat und deshalb nicht mehr so zum Zuge gekommen ist. Muß mal sehen, ob ich noch jemanden finde, der sowas kennt. Als kleiner Junge habe ich die Zlin oft gesehen und hab auch mit mit der Zitronenpresse beschäftigt. Aber für richtig Technik mit Regelung war ich noch zu klein.
Ich schau mal weiter, was damit ist.
Bückeburg klar in der Woche. Muß aber ein bißchen planen, weil der Job inzwischen ziemlich nach mir greift. Und ich brauch die Kohle, weil ich eine kleine Leichtsinnigkeit begangen habe - aber davon später mal mehr :)
Gruß
Werner
Follow Ups: