Date: February 19, 2002 at 03:20:23
From: MartinR, [pd950c222.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Bericht über meine Pilgerreise nach Linz zum Papst der Dieseltechnik
Hi,
den ersten Anstoß dazu gab's eigentlich in einem der Pölerforen: Hans Fürthbauer, der des öfteren Seminare zur Diesel-Einspritztechnik abhält, hatte ein spezielles Seminar für Pöler angeboten, was aber aufgrund zu geringen Zuspruchs nicht zustande kam (Mindestteilnehmer 6).
Da ich von dieser Idee aufgrund meiner Ahnungslosigkeit begeistert war, habe ich beschlossen, mal was für die Erweiterung meines Horizontes zu tun, insbesondere auf dem Gebiet elektronisch geregelter Dieselsysteme. Leider gibt's zur Zeit noch keine Kurse zu (meinem) DENSO-, wohl aber zu Lucas- und Bosch-Systemen. Das komplette Kurs-Angebot ist zu finden unter http://www.ooe.wifi.at/zg.htm.
Letzte Woche Mittwoch ging's los. Schon kurz nach der Abfahrt Linz, Wiener Straße war ich geplättet. Erwartet hatte ich sowas wie eine kleine verträumte Handwerkskammer, wahrnehmen konnte ich einen riesigen Gebäudekomplex für die Ausbildungen mit einem angeschlossenen 6-stöckigen Hotel/Gästehaus mit Schwimmbad/Sauna/Solarium, in dem man günstig übernachten kann.
Am nächsten Morgen erfuhren wir dann mehr über den Bereich Kfz-Technik. Es gibt in verschiedenen Räumen ca. 50 Motoren diverser Fabrikate (stationär oder auf Rollwagen), an denen die Kursteilnehmer geschult werden, bzw. eigene Experimente durchführen müssen. Ferner steht dort u.a ein Pumpenprüfstand, 2 Prüfstände für Motoren und ein Rollenprüfstand für Fahrzeuge, mit dem Leistungsmessungen und Abgasprüfungen durchgeführt werden können. Gelehrt wird eigentlich die gesamte Kfz-Technik bis zur Motoreninstandsetzung. Ein Metall-Labor ist auch vorhanden.
Bezüglich der Motoren gibt's eine Kooperation mit einem BMW-Motorenwerk, da es dort eine Norm gibt, die besagt, daß Motoren, die x Stunden auf dem Prüfstand hinter sich haben, nicht mehr verbaut werden dürfen (20
Der Kurs selber war in gut verdaubare Portionen aufgeteilt (teilweise litt ich jedoch an Coffein- und Nikotin-Entzug). Die graue Theorie wurde unterstützt von vielen aufgeflexten Sensoren, Aktoren und Pumpenteilen als Anschauungsmaterial. Des weiteren gab es viele Modelle, die oft mit eigens dafür gelöteten Steuergeräten den Teilnehmern ihre Funktionen demonstrierten. Die Sammlung an Einspritzpumpen auf einigen Schränken mit Demo-Material erinnerte ein wenig an Ralf Hofmann's Sammlung in der Halle zu (Un)Sinn.
Bemerkenswert fand ich auch die Arbeit, die nötig gewesen ist, um für jede Steckverbindung der Motorelektronik einen Zwischenstecker herzustellen, über den es möglich war, sämtliche Versorgungsspannungen und Signale abzugreifen und über ein Osci oder Multimeter darzustellen. Des weiteren gab es spezielle Stecker, um dem Steuergerät über ein Poti Temperaturwerte etc. vorzuspiegeln und die Reaktionen des Motors darauf zu ergründen.
Seine Eminenz, Hans Fürthbauer, ist nicht nur ein Meister der Dieseltechnik, des Lötkolbens und der Flex, er versteht auch was vom Showgeschäft.
Die ersten beiden Tage waren mehr Vortrag und Demos, am letzten wurde hauptsächlich in 2er-Gruppen direkt am Motor gemessen. Jede Grupppe hatte einen Motor (BMW oder Mercedes mit VP37), den oben erwähnten Steckersatz und an Meßgeräten ein Fluke 92B sowie ein Fluke 83 zur Verfügung.
Zur Kursunterstützung und zur Nachbereitung gab es noch sorgfältig erstellte Unterlagen mit vielen Bildern und Schemata. Alles in allem ein gelungener Kurs, den man nur weiter empfehlen kann, besonders für Leute, die keine weiten Wege scheuen, oder solche, die in der Nähe wohnen. Bin jetzt noch hin- und hergerissen.
Hatte ein paar Pumpenteile von den Pöl-Crash-Pumpen mit. Nach der Lage der Fresser tippt Hans auf Verschmutzung. Nur welcher Art ist diese Verschmutzung, wenn es nachweislich auch Leute erwischt, die sehr sorgfältig und sauber arbeiten und auf gute Filter achten, und Leute, die sogar ohne Filter fahren, (bisher) nicht? FüF
Zur Alu-Passivierung/Härte der Schutzschicht: Die Farbänderung des Gehäuse-Innenteils im Bereich des Deckels ist auch an fabrikneuen Gehäusen zu sehen, also fertigungsbedingt. Eine leichte Abtragung des Alu im Bereich der Rollenachsen ist unkritisch und Stand der Technik.
Die großflächige Aluabtragung an der Pumpe von Djabrail hat allerdings mit Korrosion zu tun, evtl. begünstigt durch eine unsachgemäße Verschraubung/Justierung der Platte über der Flügelzellenpumpe und einem dadurch schräg sitzenden Rollenring. Die Rostspuren auf dem Rollenring sprechen jedenfalls für korrosionsbedingte Abtragung.
Die Alu-Schutzschicht ist also nicht so hart, als daß sie nicht durch Altpöl ggf. mit Wasserbeimischung zu knacken wäre.
Zur Untersuchung des Hochdruckteiles in einem Metall-Labor habe ich Zylinder und Kolben von Andreas' (Hilden) Pumpe da gelassen. Vielleicht erfahren wir was über die Legierungen von beiden Teilen.
Das wär's
Gutes Nächtle und VG
Martin
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