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Date: April 22, 2002 at 18:15:03
From: Thomas Pibernik, [pop-mu-6-1-dialup-50.freesurf.ch]
Subject: Erste Erfahrungen mit vergrössertem Verteilerkolbenspiel

Vor einiger Zeit habe ich hier berichtet, dass ich den Verteilerkolben um 2 bis 3 um abgeschliffen habe. Nun möchte ich Euch meine ersten Erfahrungen mit Pöl und dem vergrösserten Verteilerkolbenspiel mitteilen.

Vorab noch einige technische Details:
Fahrzeug: Audi 100 TD (5 Zylinder)
Umbau (1 Tank):
Hardi Pumpe beim Tank. Anschliessend alle Kraftstoffleitungen mit einem Innendurchmesser von 13 bzw. 15 mm bis zur ESP. Dazwischen den Alfa Laval WT und ein (10um Metal-) Filter. Den Rücklauf habe ich im Tank direkt vor die Ansaugöffnung geleitet, damit das noch etwas warme Pöl in den Vorlauf kommt (leider auch die Luft). Neue (0°) ESD mit einem erhöhtem Abspritzdruck von 170 bis 175 Bar (Standard Abspritzdruck: 155 Bar).
Pöl: Aufbereitetes Frittenöl (gereinigt und gefiltert).


Betriebsverhalten bei 100% Pöl und betriebswarmen Motor (95°C) im Vergleich zu Dieselbetrieb VOR Umbau:
Der Lehrlauf (650 1/min) ist konstant. Die Motorgeräusche sind etwas härter, vermutlich aufgrund des höheren Abspritzdrucks der ESD.
Beim Fahren mit niederen Drehzahlen (1000 bis 2200 1/min) habe ich merklich weniger Drehmoment. Bei Vollgas ist kein Abgasrauch (Russ) erkennbar. Um bei niederen Drehzahlen etwa "gleich zu beschleunigen" muss ich einen Gang zurückschalten.
Beim Fahren in mittleren Drehzahlen (2200 bis 3500 1/min) ist das Drehmoment (fast) gleich wie früher. Bei Vollgas ist (etwas) Abgasrauch erkennbar.
Betreffend der Maximalgeschwindigkeit kann ich keine Aussagen machen, da ich diese nie getestet habe (Diesel). Ferner ist der Zahnriemenwechsel fällig, da möchte ich keine Experimente machen. Ich erwarte jedoch keine wesentlichen Veränderungen: Der Motor wird Laut, das Drehmoment fällt.
Der Verbrauch ist etwa 5%, max. 10% höher. Das ist in etwa das, was ich aufgrund des geringeren Heizwertes von Pöl erwartet habe (5%).


Betriebsverhalten bei 100% Pöl und kaltem Motor (<80°C) im Vergleich zu Dieselbetrieb VOR Umbau:
Der kalte Motor (10°C) lässt sich mit dem Anlasser nicht starten. Die Drehzahl ist einfach zu gering (5 Zylinder). Da hilft nur anrollen :-( und den Motor bei 1000 bis 1500 1/min für ca. 10s halten. Nach ca. 30s kann ich die Strasse wieder hochfahren (*grins*). Solange der Motor derart kalt ist, sind starke Geräusche (Ventile? – kaltes Pöl) bei niederen Drehzalen (bis 2000 1/min) zu hören. Je wärmer der Motor wird, desto geringer werden die Geräusche.
Beim Fahren mit niederen Drehzahlen (1000 bis 2200 1/min) habe ich in etwa das gleiche Drehmoment wie früher. Bei Vollgas ist ab ca. 1500 1/min Abgasrauch erkennbar.
Beim Fahren in mittleren Drehzahlen (2200 bis 3500 1/min) ist das Drehmoment gleich wie früher (evtl. etwas höher). Bei Vollgas ist ein deutlicher Abgasrauch erkennbar.


Betriebsverhalten mit 100% Diesel und betriebswarmen Motor (Fahrt zur Pöl Tanke):
Mit heissem Diesel ist das Fahrzeug kaum fahrbar. Es dürften max. 50% des ursprünglichen Drehmomentes gewesen sein. Ich habe mir sagen lassen, dass dies soweit normal ist. Diesel soll bei hohen Temperaturen einen schlechten Wirkungsgrad haben.


Betriebsverhalten mit 85/15% Pöl/Diesel:
Der kalte Motor (10°C) lässt sich mit dem Anlasser gerade noch starten. Solange der Motor noch kalt ist (<80°C) entspricht das Fahrverhalten in etwa 100% Pöl. Bei warmen Motor ist ein etwas geringeres Drehmoment auch bei mittleren Drehzahlen feststellbar, namentlich bei höherem Dieselanteil. Der Verbrauch liegt ebenfalls etwas höher (ca. 10%).


Meine Schlussfolgerungen:
1. Bei niederen Drehzahlen ist der Verteilerkolbenhub langsam. Dem Pöl bleibt viel Zeit durch den Schmierspalt zu entweichen.
Anmerkung: Doppelter Schmierspalt bedeutet nicht doppelter Schmierspaltverlust. Der Schmierspaltverlust ist höher, da die Strömungsgeschwindigkeit überproportional zum Oberflächenabstand zunimmt.
2. Die Pumpenkennlinie müsste angepasst werden: Erhöhung der Förderzeit bei niedrigen Drehzahlen, gleiche (evtl. reduzierte) Förderzeiten bei hohen Drehzahlen.
3. Ich denke dass die Vergrösserung des Verteilerkolbenspiel gut und auch notwendig ist. Entscheidend ist jedoch der absolute Schmierspalt. Meines Wissens sollte der Schmierspalt 1.5 bis 2.3um für Diesel betragen. Da es Pumpen gibt welche selbst bei tiefen Temperaturen Pöl gut überlebt haben, würde ich heute einen (optimalen) Schmierspalt von max. 2.5um anstreben. In der Praxis ist dies für uns wohl kaum messbar. Heute würde ich meine Pumpe 1 bis max. 1.5um (Durchmesser) nachbearbeiten.
4. Ein Pöllumbau ist nie fertig. Wie kann ich meine Kiste starten und anschliessend mit 100% Pöl fahren? Na ja, Not macht erfinderisch ;-).

Pöllige Grüsse,
Thomas Pibernik

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