Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: May 19, 2002 at 23:26:16
From: MartinR, [pd950c239.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: Umrüster-Seminar, das vorletzte

Hi,

nach etwas Enthaltsamkeit wg. zu viel Arbeit hier einige Infos aus einem Referat und Gesprächen mit H. Sergis-Christian (stellvertr. Vors. des Bundesverbandes Pflanzenöle e.V.). Eine Website (www.bundesverband-pflanzenoele.de oder bv-pflanzenoele.de ) existiert schon und wird gerade mit Inhalt gefüllt. Die Site seiner Firma (www.sgs-ingenieure.de) ist allerdings bisher noch leer. Herr S. hat an dem Weihenstephaner Rapsölstandard mitgearbeitet und betreut derzeit u.a. das Regioöl-Projekt Aachen.

Zunächst gab's Kritik an den UBA-Studien zum Rapsöl, die erste von 1991, die zweite Neuauflage von 2001. Die Studien sind für zentrale Anlagen konzipiert, deshalb fehlen z. B. energetische Gutschriften für den Wegfall von Transporten bei dezentralen Anlagen. Außerdem wird der Rapskuchen nicht genug gewürdigt, insbesondere fehlen energetische Gutschriften für die Einsparung der Soja-Schrot-Importe aus Übersee (falls die Amis uns lassen). Deshalb wurde eine Diplomarbeit gefördert. Die Ergebisse wurden übernommen vom Öko-Institut, Freiburg (www.oeko.de) und sind in deren Datenbank GEMIS (http://www.oeko.de/service/gemis/deutsch/) eingeflossen. Seit 1996 ist die Datenbank public domain und kann beliebig kopiert und vervielfältigt werden.

Es folgten ein paar Anmerkungen über den umweltfreundlichen Mischfrucht-Anbau von Erbsen oder Gerste in Verbindung mit Leindotter. Es soll höhere Erträge der Hauptfrucht geben, ferner fallen ca. 150-200 L Öl /ha an.

Bezüglich des Regioöl-Projektes wurde die Eröffnung einer neuen Tankstelle in Aachen für diesen Sommer in Aussicht gestellt. Zum Zeitpunkt des Seminars waren aber noch keine Verträge unterschrieben. Ein paar technische Daten: geeichte Zapfsäule, Fördervol. 20L/min, 6000 L Tank, rund um die Uhr geöffnet, Zahlung mit EC-Karte.

Besonders hervorgetan mit der Erforschung von Rapsöl als Treibstoff hat sich die TU-München (Ableger in Weihenstephan), die mindestens 2 wichtige Schriften dazu (Gelbe Hefte=Forschungsberichte) herausgebracht hat:
1. Heft Nr. 40: soll sich mit der Lagerung von Rapsöl beschäftigen (siehe aber Literaturliste zu 2.)
2. Heft Nr. 69: Standardisierung von Rapsöl (download: http://dec2.tec.agrar.tu-muenchen.de/pflanzoel/GelbesHeft69.pdf)
Die Gelben Hefte sind auch zu beziehen über: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, Postfach 22 00 12, 80535 München.
Zur Reinigung des kaltgepressten Öls wurde auch an einer Sedimentationsanlage gearbeitet, wie diese funktioniert, wurde aber nicht näher erläutert.

Lagerung des Rapsöls: sollte im Dunkeln bei ca 10 °C erfolgen, ansonsten muß damit gerechnet werden, daß es schnell verderben kann, vor allem ist mit Veränderungen durch Licht und Oxidantien insbesondere Sauerstoff zu rechnen. Deshalb sollte das Öl möglichst nicht im Freien gelagert werden. Dort kommt es, insbesondere im Sommer, zu starken Temperaturschwankungen des Öls, was mit starken Volumenänderungen und somit einem Eintrag von Luft und Feuchtigkeit einhergeht. Das kann zur Korrosion des Tanks und zur Hydrolyse des Öls führen kann. Als Katalysator für die Oxidation sollen Kupfer, Messing und Stahl wirken, daher sind diese Materialien nicht für die Lagerung geeignet, bedingt geeignet, wenn sie verzinkt, verchromt oder vernickelt sind. Weitere Materialien, die nicht für die Lagerung geeignet sein sollen, sind Alu und PVC. Zumindest für IBC's aus ungeeignetem Material soll die Fa. Werrit (im I-Net noch nicht gefunden) ein Kunststoffsack-Inlay vertreiben, Kostenpunkt aber um 50 DM, also ca. preislich so hoch, wie hier gebrauchte IBC's gehandelt werden. Haben aber evtl. den Vorteil, daß man den Luftzutritt zum Pöl verhindern kann.

Für die Lagerung von reinem Pöl sollen geeignet sein:
PE, PP, PB (wobei ich diese Abkürzung nicht gefunden habe), GFK und Edelstahl. Mischer müssen bei dieser Liste vorsichtig sein, da sie nur für reines Pöl gilt. (Für die Dieselzumischung außerhalb des Fahrzeugtanks gilt, bis 3 % steuerlich irrelevant, darüber wird für's ganze Gebinde Min.-Ölsteuer und 16% Mehrwertsteuer fällig.) Unser geliebtes PA war unbekannt.

Sicherheitshalber noch mal die Beständigkeiten versch. Kunststoffe gegenüber Benzin, Benzol, Diesel, Alkohol und Mineralöl bei 20°C aus dem Kraftfahrtechnischem Taschenbuch (Bosch), wobei
+ gut,
x bedingt,
0 wenig beständig und
- unbeständig bedeutet

PE x,0,+,+,+
PP x,0,+,x,+
PA +,+,+,x,+
Bei PA gibt es verschiedene Qualitäten, deren Beständigkeiten gleich sind, außer beim PA 11,12: nur wenig beständig gegen Alkohol.
Das oben erwähnte PB könnte dem PBT (Polybutylenterephthalat) im Bosch-Handbuch entsprechen, welches gegenüber jedem Lösungsmittel mit + ausgezeichnet ist, über 70 °C kommt es aber in Wasser zu einem hydrolytischem Abbau.
Maximale Langzeit-Gebrauchstemperaturen sind größer 110 °C, bei PE nur 80 °C.

Für die schnelle Qualitätsprüfung von Rapsöl wurde der ASG-Schnelltestkoffer empfohlen, wobei ich den aber auf der Website der Fa. (http://www.asg-analytik.de) nicht finden konnte. Insbesondere soll damit der Wassergehalt, die Neutralisationszahl und die Gesamtverschmutzung von Pöl vor Ort untersucht werden können.

Pumpen für Eigenverbrauchs-Tankstellen waren auch ein Thema: Empfohlen wurde die gelbe!!!!!! Güde-Pumpe, als Bezugsquelle wurde Aetra (www.aetra.de) genannt. In deren Katalog finde ich aber nur blaue.

Es folgte eine Liste über Maßnahmen an Seriendieseln, mit denen Umrüster die schlechteren Verbrennungseigenschaften und die höhere Viskosität des Pöls kompensieren, die meisten davon sind im Forum bekannt:
Kraftstoffleitungen: Querschnitt vergrößern oder eine zusätzliche und/oder Vorförderpumpe
Filter: beheizbar, evtl. 2 ten parallel oder zum Umschalten
EP's: einige schwören auf Erhöhung des Innendrucks, andere auf Druckentlastung
Zu hören war hier auch wieder, daß EP's bei Pölgebrauch platzen können. Nach den bisherigen Messungen und Erfahrungen mit VE's halte ich es für ein Gerücht, sofern das Druckregelventil vernünftig funktioniert, bei Reihenpumpen muß ich passen.
Düsen: Einbau anderer Düsen, Modifikation bestehender Düsen, Erhöhung des Öffnungsdrucks, Heizung der Düsen.
VWP soll, wie es PSA bei ihren Motoren serienmäßig tut, die Unterseite von Zapfendüsen mit einem Hohlkegel versehen, damit sich keine Kokstrompeten bilden.
Vorglühanlage: Einbau einer einer nachglühfähigen, wenn nicht serienmäßig; Einbau anderer Glühkerzen, z.T. mit längerer Glühzunge.
Zuheizer: in den Kraftstoffleitungen/Filter/Düsen (Kühlwasser/elektrisch) und/oder für den ganzen Motorblock als Dieselstandheizung oder die Garagenvariante mit 220 V.

Abgase: ein Golf III der Fa. Elsbett hat mit Pöl in allen Punkten die Euro II Norm geschafft, teilweise auch Euro III. Augenscheinlich ist die Abgassituation bei den Elsbett-Umrüstungen bezüglich Weiß- und Blaurauch in der Startphase am besten. Allerdings kann man direkt am Auspuff auch noch den typ. Pölgeruch wahrnehmen. Elsbett empfiehlt den Gebrauch der Standheizung aber auch bis zu Außentemps. von 30 °C. Über die Abgasthematik nicht umgerüsteter Fahrzeuge und Pöl hatte ich mich schon geäußert. Auf die Pflicht der Kfz-Hersteller angesprochen, die Abgaswerte bis 80000 km (ab 2003) bzw. bis 100 000 km (ab 2005) sicherzustellen und zu überwachen, gab man sich sorglos, weil die bisherigen Pöl-Abgaswerte im Vergleich zu Diesel (evtl. ausgenommen NOx) immer besser aussahen. Diesbezügliche Untersuchungen hat es wohl noch von keinem Umrüster gegeben. M.E. kann das auch der Tod der Pkw-Pölerei werden, falls die dann niedrigeren Werte mit Pöl nicht mehr erreichbar sind.

Zertifizierung: VWP und Elsbett sollen nach ISO 90?? zertifiziert sein. Wer allerdings diese oder ähnliche Zertifizierungsprozeduren schon des öfteren über sich ergehen lassen hat, hält das ganze eher für eine ABM ohne sittlichen Nährwert oder gar einen Einfluß für das übliche Firmengeschehen.

Versicherung: Auch zur Versicherung war schon einiges im ersten Posting zu lesen, was allerdings nicht versichert ist, sind Schäden durch MÖL-Polymerisationen. Falls es dazu kommt, ist es ein Umrüster-Fehler, für den dieser geradezustehen hat.

Bezüglich der TÜV-Eintragungen herrscht auch unter den Umrüstern ein großes Tohuwabohu. H. Sergis war der Ansicht, daß alle bei der Umrüstung geänderten Teile, die vorgeschrieben sind, eingetragen werden müssen, H. Deinert sah das Ganze lockerer, weil sich angeblich im letzten Herbst einige TÜV-Vorschriften geändert haben, H. Hausmann läßt alles eintragen, insbesondere, daß keine Veränderungen an den Motor-Einstellungen vorgenommen wurden.

VG Martin

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