Date: April 22, 2004 at 20:28:13
From: R.Lang, [pd9e2cb22.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Druckverlusttest beim Landrover 2,5 D
Hallo Michael,
der Drucktest ist so noch nicht sehr aussagekräftig,sinnvoll wäre du würdest den Zylinder mit einem kleineren Druck beaufschlagen und die zufliessende Luft mittels Mengenmesser messen oder den Druckabfall als Funktion der Position des Kurbeltriebes beobachten. Du beginnst bei OT, und bewegst die Kurbelwelle langsam nach UT bei der Stellung der Nockenwelle Arbeitstakt. Dabei darfst Du allerdings den Druck nicht so hoch wählen wie du es beschrieben hast,der ist zu hoch, daß hälst Du nicht mehr mit dem Hilfswerkzeug. Bei kleinerem Druck kannst Du so durch die Drossel die Luftmenge in den Zylinder so minimieren das Druckabfälle deutlich sichtbar werden. Mit Kreide kann man dann die Position entsprechend markieren.
Diese Methode stammt von Henzo, er hat das bei der Begutachtung von DB-8 Motoren praktiziert. Er kann vielleicht auch weitere Erfahrungswerte mitteilen, musst Ihn halt mal im grünen fragen.
Zu den Ventilen ist zu sagen das die Bohrmaschinenmethode nicht viel bringt, eventuelle Schlacken oder Einbrände in die Dichtflächen kann man nur durch nachschleifen des Ventils und nachfräsen des Ventilsitzes ordentlich reparieren. Wenn du Glück hast hat der Kopf eingeschrumpfte Ventilsitze, die kann man wenn notwendig wechseln. Den alten Ring entfernt man am besten indem man ein altes Ventil an mehreren Punkten draufschweisst und dann die Schose rausdrückt. Das Einsetzen geschieht normalerweise indem man den Kopf gleichmässig erwärmt (Backofen und Wärmeschutzhandschuhe) und den neuen Ventilsitzring mit flüssigen Stickstoff abkühlt. Der kalte Ring muss dann sehr schnell in die Passung eingesetzt und in Position gepresst werden. Ausserdem sollte man bei diesem Aufwand nicht sparen und gleich die Ventilführungsbuchsen mit erneuern, sofern sie Spiel haben.
Die geschliffenen Ventile werden mit Einschleifpaste in die Ventilsitze eingeschliffen, so das ein brauchbares Tragbild zu sehen ist. Danach alles peinlich säubern,die Schleifpaste als Verunreinigung kann sonst böse Wirkung entfalten.
Naja wenn der Kopf schon mal runter ist auch die Planheit und Rissfreiheit kontrollieren, und die Wasserräume reinigen. Die Durchlässigkeit von Ölkanälen zu irgendwelchen Gleitlagern sollte auch überprüft werden.
Da der Block offen ist kann man nun visuell kontrollieren ob die Laufbuchsen auspoliert sind, vor allen Dingen kann man dann nach den Ursachen der vorher festgestellten Druckverluste schauen. Die Polierbilder sprechen da Bände.
Je nachdem wieviel Meilen das Gerät auf der Uhr hat könnten dann die Entscheidung anstehen neue Ringe ja oder nein. Na dann wirds lustig,aber soweit ist es noch nicht.
Wobei es schon Sinn macht Pleuellager und Grundlager zu kontrollieren, denn wenn der Kopf überholt ist und die Kiste oben wieder richtig dicht ist könnten die anderen schwachen Stellen nachgeben, das wäre dann doppelte Arbeit, denn wenn der Kurbeltrieb auseinander muss ,sind die Kolben zu ziehen, dazu muss der Kopf wieder runter.
Ist halt ne Frage von Zeitaufwand und Kosten, denn wenn Kurbelwelle raus ist sollte man sich vergewissern ob die Zapfen noch alle rund sind, das ist dann eindeutig Arbeit für einen zuverlässigen Motoreninstandsetzer. Muss geschliffen werden sind Lager mit Übermaß fällig, ich habe keinen Überblick welche Reparaturstufen da vorgesehen sind. Naja Kolben gezogen dann sollte man dem Block auch was gutes tun und die Laufbuchsen nachhohnen, das erfordert jedoch dann neue Ringe.
Für die Kolben,Kolbenbolzen,Pleuel und deren Lager sowie die Grundlager ist dann auch eine Inspektion angesagt, was nicht mehr vertrauenswürdig ist neu zumachen. Simmerringe und sonstiges Trallala ist ja obligatorisch.
Wenn dann der Triebling wieder so richtig Dampf hat kannst du schon mal im nächsten Jahr für die restlichen Antriebsstränge paar Stunden reservieren. Da werden sich dann die nächsten Schwachstellen herauskristallisieren.
Viel Glück beim Schrauben, und immer 1Nm vor der Bruchgrenze aufhören zu ziehen.
Gruss Rainer
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