Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

[ Follow Ups ] [ Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik ]

Date: May 14, 2004 at 21:03:38
From: Hans Fürthbauer, [linzu2-213-54.utaonline.at]
Subject: Re: Der Umweltgedanke, Teil 1

Hallo Obi,

danke, daß Du mit Deinem Beitrag hierher gekommen bist, denn es läßt sich hier auch besser diskutieren, wie ich schon begründet habe. Ich möchte Dein Statement in einzelne für mich überschaubare Themen aufteilen und beginne mit meinem Teil 1, der CO2-Problematik und dem Kraftstoff:

Zunächst mal ein Teil Deines Textes:

"Ich sehe die Verbrennung fossiler Treibstoffe als eine große Gefahr für die Welt-Gesellschaft an, da sich wohl kaum einer bewußt ist, was für eine Wahnsinnskredit wir von unseren nachfolgenden Generationen aufnehmen. Ob wir den jemals abstottern können, wenn wir weiter so über unsere Verhältnisse leben? Ich glaube nicht.

(Nachtrag 10. Mai 2004: Ich meine die Anreicherung von Kohlendioxid, das aus der Verbrennung von Erdölprodukten frei wird und die Folgen auf den Temperaturhaushalt der Erdatmosphäre; die Effekte sind angeblich im wenige-%-Bereich, doch wer kann abschätzen, wieviel Temperaturanstieg auf Dauer verträglich ist? In Bezug auf Krankheiten, die durch Bakterien ausgelöst werden, wie z.B. eine aus Afrika inzwischen auf Spanien übergreifende Pferdegrippe und vieles mehr).

Ich sehe es als die einzige Lösung an, in Zukunft in kurzfristig geschlossenen Stoffkreisläufen zu wirtschaften. Aber zu diesem Thema wollte ich mich gar nicht auslassen."

Das ist aber ein interessantes Thema und etwas Hintergrundwissen trägt zum Gesamtverständnis bei. Wenn Du nichts dazu sagst, dann mache ich einige Anmerkungen dazu:

Wir Menschen versauen heute weltweit die Erdatmosphäre mit CO2 in einem untragbaren Ausmaß. Da bin ich mit Dir absolut einig. Tendenz leider noch weiter steigend. Hauptverursacher sind z.B. Industrieanlagen, kalorische Kraftwerke, Haushalte und Verkehr. Ich gehe nur auf den PKW-Verkehr ein. In Europa haben Gesetzgeber und Automobilfirmen schon längst reagiert. Es gibt einen Grundsatzbeschluß der EU vom 25.06.1996 "Strategie der Gemeinschaft zur Senkung der CO2-Emissionen von PKW und zur Verbesserung des Kraftstoffverbrauchs". Dieser Beschluß und nachfolgende Verhandlungen führte 1999 zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung der
ACEA-Mitglieder (ACEA = Association des Constructeurs Européens d'Automobiles). Das sind alle namhaften europäischen Automobilfirmen. Diese Selbstverpflichtung sieht vor:

Bis 2008 muß die Fahrzeugflotte aller in der EU neu zugelassenen PKW im Mittel einen CO2-Wert von 140 g/km (entspricht einem Verbrauch von ca. 5,8 l/100 km) im Abgastest erreichen. Das ist eine Senkung von 25% für den Zeitraum 1995 bis 2008.

Zuvor schon gab es 1995 eine Selbstverpflichtung des VDA (Verband deutscher Automobilhersteller) den Kraftstoffverbrauch der VDA-Flotte in Deutschland und der EU von durchschnittlich 8 l/100 km in 1990 auf 6 l/100 km in 2005 zu senken. Um diese Selbstverpflichtungen richtig einschätzen zu können, muß man auch die ständig schärfer werdende Abgasgesetzgebung EU2 (1996), EU3 (2000) und bislang EU4 (2005) im Hinterkopf haben. Denn da ist auch eine Menge passiert und hat die Automoblihersteller sehr intensiv beschäftigt. Wobei halt auch manche Maßnahmen zur Reduzierung von CO, HC, NOx und Partikel für CO2 kontraproduktiv sind. Sonst wäre es ja zu einfach.

Das ist ein guter Anfang, reicht aber noch nicht. Bei den PKW-Herstellern gibt es vehemente Forderungen für eine weitere Qualitätsverbesserung des Dieselkraftstoffs. Auch da ist bereits viel geschehen (Einengung der zulässigen Kraftstoffdichte, Erhöhung der Cetanzahl, Absenkung des Schwefelgehalts). Diese Verbesserungen waren nicht einfach, denn sie standen teilweise gegen die wirtschaftlichen Interessen der Mineralölindustrie.

Aber es geht auch da weiter: VW und Mercedes arbeiten zusammen mit Treibstoff-Firmen intensiv an synthetischem Diesel aus Biomasse. BTL (Biomass To Liquid) schließt als Grundstoff natürlich auch Pöl mit ein. Allerdings nicht nur Pöl, sondern gleich die ganze Pflanze und jede Menge anderer biologischer Ausgangsstoffe. BTL läßt sich als
"Designerkraftstoff" bestens an die Qualitätsanforderungen anpassen. Damit ist eine einheitliche Kraftstoffqualität auf hohem Niveau möglich. Laut einer VW-Broschüre vom Sept. 2003 liegen die Herstellkosten für BTL "SunFuel" bei ca. 0,70 €/Liter. Jetzt ist wieder einmal der Gesetzgeber dran und muß halt sichere steuerliche Rahmenbedingungen schaffen.

Der besondere Reiz von BTL liegt nicht nur in der erneuerbaren, weitestgehend CO2-neutralen Energie. Sondern darin, daß auch die alten Kisten der Pöler damit betrieben werden können. Denn mit BTL werden auch bei alten Fahrzeugen vor EU1/EU2 die anderen kritischen Abgaskomponenten erheblich reduziert, wie Versuche ergeben haben.

Einen Punkt möchte ich noch anfügen: Prof. D. Gruden, Entwicklung Porsche AG, Weissach, hat mal plakativ formuliert: "Der Kraftstoff ist ein Bestandteil des Dieselmotors". Er meinte damit den erheblichen Kraftstoff-Einfluß auf praktisch alle relevanten Eigenschaften des Dieselmotors. Wie recht er damit hat! Nur hochwertige Qualitätskraftstoffe können diese Anforderung erfüllen. Daher ist auch da noch alles, was möglich ist, zu optimieren. BTL ist ein sehr guter Weg dahin. CO2-neutral ist es auch, daher der zukünftige, ideale Kraftstoff für die wirklich umweltbewußten und neuen Wegen aufgeschlossenen Pöler. Das ist doch was, oder?

Damit möchte ich es für heute mal belassen, es ist ohnehin schon viel Text. Im 2. Teil meiner Antwort gehe ich auf Deine Ideen zur Technik ein.

Schönes Wochenende!

MfG Hans F.

  • View the previous message in this thread
  • Go to the top of this thread
  • View entire thread
    Posted with UFORUM version 1.00
    [Previous Message] [Next Message]

    Follow Ups:


    [ Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik ]