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Date: June 06, 2004 at 17:08:30
From: Hans Fürthbauer, [linzu1-208-140.utaonline.at]
Subject: Re: Ja, genau, die innermotorischen Maßnahmen ...

Hallo JürgenK,

die innermotorischen Maßnahmen zielen ja nicht nur auf die Partikelemission ab. Aber das wäre ein eigenes Thema. Ich will Dich jetzt keineswegs belehren. Mir ist auch nicht bekannt, welche Kenntnisse und Erfahrungen Du im Hinblick auf den Partikelfilter hast. In meiner Berufspraxis hatte ich schon vor 20 Jahren mit dem Dieselpartikelfilter Kontakt und kenne ein wenig die Geschichte. Ich habe auch alle Dokumentationen, die ich bekommen konnte, gesammelt und die Entwicklung genau verfolgt. Selbstverständlich war der Filter auch immer wieder auf Fachtagungen unter Kfz-Leuten im Gespräch.

Der Partikelfilter für PKW wurde vor 20 Jahren im Okt. 1984 bereits beim Mercedes 300 SD in der Kalifornien-Version Modelljahr 1985 eingesetzt. Der damalige Abgaspabst bei Mercedes Dr. Obländer hat ihn voller Stolz und Zuversicht auf dem Wiener Motorensymposium präsentiert. 1986 hat BMW ebenfalls auf dem Motorensymposium einen Partikelfilter vorgestellt. Opel wenig später auch. VW hat damals ebenfalls umfangreiche Studien gemacht und stand für die US-Diesel-Fzge. vor der Serienreife. Dann kam wegen des Zusatzmittels als Abbrennhilfe das "aus".

Insider wissen, daß Mercedes mit dem 300 SD mit Partikelfilter heftig imagemäßig und finanziell eingefahren ist. Damit war der Filter auch bei allen anderen PKW-Herstellern für die nächsten gut 10 Jahre vom Tisch. Man hat sich dann auf die Weiterentwicklung der Einspritztechnik, der Aufladung, der Ladeluftkühlung, der Verbrennungsverfahren, die Abgasrückführung, den Dieselkat und halt auch auf die von Dir kritisierten innermotorischen Maßnahmen konzentriert. Mit einem erheblichen Erfolg! Und zwar nicht nur bei den Partikeln, sondern bei allen anderen limitierten Abgaskomponenten, beim Verbrauch, bei Laufgeräusch, bei der Laufruhe usw.

Die Franzosen haben den Partikelfilter wieder aufgegriffen. Wenn Du Dir die genaue Funktion anschaust, dann siehst Du, daß das überhaupt erst mit der Weiterentwicklung von Common Rail möglich war. Das PSA-System benötigt eine Abbrennhilfe in Form eines Additiv's, das dem aus einem Zusatztank mit einer Dosierpumpe dem Dieselkraftstoff beigemischt wird. Damit wird die Zündtemperatur des angelagerten Rußes auf ca. 450° C abgesenkt. Für die Einleitung des Abbrennvorgangs ist eine Sensorik und einige Eingriffe in die Motorfunktionen notwendig. Der technische Aufwand ist enorm.

Interessanterweise konnten die PSA-HDI-Motoren mit Dieselpartikelfilter zwar mit niedrigen Partikelwerten aufwarten, aber EU4 haben sie trotzdem nicht geschafft. Obwohl es einige
deutsche Fabrikate ohne Partikelfilter schon konnten. Interessant nicht?

PSA hat also auch die "innermotorischen Maßnahmen" gebraucht, um auf EU4 zu kommen. Dann hat sich die Sache noch in eine andere Richtung gedreht. Die deutschen Hersteller hatten natürlich auch am Partikelfilter gearbeitet. Die Lösungen, die da raus gekommen sind, brauchen keine Abbrennhilfe in Form eines (giftigen, umweltkritischen) Additivs, sondern da arbeiten die "innermotorischen Maßnahmen", die ich teilweise schon beschrieben habe und eine ausgeklügelte Abgasstrategie per elektronischem Motormanagement.

So ist PSA in Zugzwang gekommen und mußte technisch nachziehen. Denn mit der neuen Technik ist weder die bisherige aufwendige, umweltkritische Kraftstoff-Additivierung, noch der bei PSA erforderliche Filtertausch akzeptabel.

Was man den deutschen Herstellern zugute halten muß: Sie machen keine Zwangsbeglückung, wenn der Partikelfilter technisch nicht erforderlich ist, sondern der Kunde kann ihn kaufen, wenn er will.

Bei der ganzen Diskussion darf man auch nicht vergessen, daß die Entschwefelung des Dieselkraftstoffs auch in Richtung der Partikel eine erhebliche Verbesserung gebracht hat.

Zum Schluß möchte ich auch noch darauf verweisen, daß es in unserer Umwelt jede Menge von Feinstäuben gibt. Daher ist die Forderung nach einem Dieselpartikelfilter nicht sehr zweckmäßig, denn damit erwischt man nur eine winzige Menge. Die Forderung müßte eigentlich so lauten, wie es einer meiner Vorredner weiter oben schon angedeutet hat: Gasmasken aufsetzen!

MfG Hans F.

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