Date: October 24, 2004 at 07:23:18
From: Bernd Schlueter, [d968e.d.pppool.de]
Subject: Mölmolekühle, wie lang sind die eigentlich?
Ein Benzolring hat ca. 3 Angstroem Durchmesser, ein Angstroem sind 0,1 nm, C-C-Abstand wäre also bei einer solchen aromatischen Verbindung 1,5 Angstroem, gut 10.000 Kohlenstoffkettenglieder aneinandergereiht hätten also 1 Mikrometer Länge. Die Abweichung zu Nichtaromaten, denke ich, ist nicht groß.
Die Moleküle liegen in der Flüssigkeit dicht an dicht und die Wasserstoffatome stoßen sich dauernd mit sechsfacher Schallgeschwindigkeit, die Kohlenstoffatome mindestens noch mit doppelter, unmittelbar. Wenn sich dann an Deinem Schmierspalt von 0,1 Mikrometer Dicke die beiden Oberflächen mit beispielsweise 100 Meter pro Sekunde aneinander vorbei bewegen, haben zwei benachbarte Ölmoleküle gerade noch 1 m/s Geschwindigkeitsdifferenz. Du kannst Dir vorstellen, dass diese eigentlich extrem hohe Geschwindigkeit für die Molekularbewegung ein Schneckentempo darstellt, also überhaupt keinen Einfluss hat.
Wenn Du aber sehr lange Ketten, wie ausgewachsene Kohlefasern, und lange Gelbildner hineinmischst, dann kann es schon zu Ausrichtungseffekten kommen. Normal aber nicht. Vor allem in polaren Flüssigkeiten, wie Wasser sind diese Effekte wegen der viel höheren Fernwirkung verstärkt.
Auch die Ölzusätze bestehen teiweise aus sehr langen Ketten (viel länger als die Ölmoleküle), die erst einmal entknotet werden müssen und neben einer langsamen chemisch-thermischen Reaktion auch eine durch Strömung verursachte Viskositätserniedrigung aufweisen. Das sind dann meist eine Art gelbildende Stoffe.
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