Date: December 16, 2005 at 23:12:53
From: Hans Fürthbauer, [n753p028.adsl.highway.telekom.at]
Subject: Re: @ Hans F. - Raildruckänderung
Hallo Franz,
Zu Deinem Bild und als Einstieg: Es stimmt, der Druck wird vom Raildrucksensor 3 erfasst, und vom Druckregelventil (DRV) 4 auf den Sollwert lt. Kennfeld eingestellt. Aber nur dann, wenn das System eine reine Druckregelung hat. Das ist bei dieser Anlage aber nicht der Fall. Denn die arbeitet nach dem "2-Steller-Konzept". Neben dem Druckregelventil ist an der Hochdruckpumpe (HDP) noch ein weiterer Steller (2) angebracht. Das ist die Zumeßeinheit (ZME). Die wird vom Steuergerät so angesteuert, daß von der HDP nur die Kraftstoffmenge auf Druck gebracht wird, die der Motor braucht. DRV und ZME arbeiten zusammen. Es würde jetzt den Rahmen sprengen, die Details zu beschreiben. Ist auch für Deine Grundsatzfrage nicht wichtig.
Aber doch wichtig: beim CR-System wird die Einspritzmenge vom Druck und von der Ansteuerzeit des Injektors bestimmt. In vielen Betriebspunkten hat der Druck die Priorität. Wenn Du also den Druck erhöhst, dann erhöhst Du auch die Einspritzmenge. Auf den Einspritzbeginn hat das keinen Einfluß, denn der hängt ausschließlich vom Ansteuerzeitpunkt des Injektors ab. Wobei hier für Pöl wegen der höheren Viskosität eine andere Auslegung zu wählen wäre, als für Diesel. Nicht nur für den Ansteuerzeitpunkt, sondern auch für andere Funktionen.
Wenn Du den Druck anheben willst, um eine bessere Zerstäubung mit Pöl zu erreichen, mußt Du die Ansteuerzeit zurücknehmen. Das dürfte nicht ganz einfach sein. Es ist dabei auch nicht egal, ob es sich beim CR-System um die 1., 2. oder 3. Generation (Dein Bild zeigt die Bosch 2. Gen.) handelt.
Fakt ist, daß eine Verkürzung der Ansteuerzeit wegen einer Druckerhöhung im Hinblick auf Vor-, Haupt- und Nacheinspritzungen äußerst problematisch, bis gar nicht möglich wäre. Bei der 1. Generation gibt es ohnehin nur eine Vor- und eine Haupteinspritzung, weil die Injektoren noch nicht schnell genug waren. Ab der 2. Generation sind Mehrfacheinspritzungen Stand der Technik. Dann gibt es noch eine Druckwellenkompensation, mit der die unvermeidlichen Druckschwankungen im Rail durch geschickte Maßnahmen minimiert werden, um bei einer gegebenen Ansteuerdauer der Injektoren möglichst geringe Unterschiede in den Einspritzmengen der einzelnen Injektoren zu erreichen. Die CR-Systeme sind sehr komplex, nicht mehr mit mechanisch oder elektronisch geregelten Einspritzpumpen vergleichbar und funktionsmäßig für Norm-Diesel ausgelegt.
Mit 2L-Heiko hatte ich hier schon mal eine lange Diskussion über die möglichen Auswirkungen von Pöl im CR-System. Dort hab ich auch die Systeme, Hintergründe und Risiken ausführlich beschrieben. Lies bitte dort nach.
Zusammengefaßt: ein sicherer Pöl-Betrieb mit einem CR-System bedeutet eine Neuauslegung hard- und softwareseitig mit allem erforderlichen Aufwand. Je aktueller das CR-System ist, desto komplizierter und pölfeindlicher ist es.
Dein Ansatz, ein CR-Fahrzeug ausschließlich mit Pöl (Eintank) zu betreiben, ist mutig und innovativ, aber Deine Freude mit dem Wagen wird sich in Grenzen halten.
MfG Hans F.
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