Date: November 01, 2007 at 11:22:48
From: Werner, [p508875f4.dip.t-dialin.net]
Subject: Den Ansatz hatten aber schon andere
Moin,
gefällt oder nicht, Du willst es ohne elektrisch. Gut!
Es gibt einen Hersteller für niedliche kleine Dampfturbinchen, die genau das machen, was Du beschreibst. Der Wirkungsgrad ist nicht berauschend, sie können aber auch Naßdampf vertragen, ohne sich zu schrotten. Meines Wissens verstellen sich die Flügelchen durch Fliehkraft so, daß die Turbinchen nicht überdrehen können. Das war mal im Fernsehen, ich glaube, der Typ ist Hamburger. Musse mal kräftig guucheln.
Die geothermischen Kraftwerke in Island haben das ja genauso. Sie arbeiten mit ND-Dampfturbinen im Bereich von 55 °C, also etwa 50% Vakuum. Wenn der Geisyr nun mal Wasser mit gülpt, wird dies zwar grob abgeschieden, aber letzlich läuft nicht nur Sattdampf, sondern echter Naßdampf durch die Laufräder. Die sind dafür gebaut und können das ab. Fragen nach dem Wirkungsgrad sind nicht so wichtig, wenn man auf einem Vulkan wohnt, der noch ein 1,3 Mio-faches abliefern könnte.
Wenn Du sowas bauen willst, bin ich Dein größter (und vielleicht) erster Fan :-). Schwierig wird es werden, einen echten Überhitzer zu bauen, der einer wie auch immer gearteteten Arbeitsmaschine reinen Dampf zuführt. Das gibt apparativen und regelungstechnischen Aufwand, den man vorher bedenken sollte. Sodann ist auch nicht zu unterschätzen, wie groß die Verdampfungs- und Kondensationsflächen sein müssen. Du hast total niedrige Drücke und händelst irre Dampfvolumina. Bei den Drücken bist Du nicht mehr mit Faktor 1800 sonstwas dabei, sondern gleich mit dem Doppelten. Das ergibt armdicke Rohrleitungen für ein paar Watt Turbinen oder Kolbenleistung !
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Ich habe mir mal Gedanken über eine Klimaanlage gemacht, die auch noch nicht so ganz vom Tisch ist. Ich wollte einen Zimmerspringbrunnen bauen, der einfach nur eiskaltes Wasser verrieselt und damit die Luftfeuchte aus dem Zimmer zieht (und evtl. auch noch Gerüche). Im Bereich von frischen Quellwasser ist auch im Sommer die Luft sehr trocken, weil die Feuchte gleich ins kalte Wasser hineinkondensiert. Deshalb die angenehme Kühle des Bachgrundes.
Das Wasser für meinen Brunnen wollte ich durch eine Unterdruckkältemaschine abkühlen, also aus der Leitung entnehmen und dann bei 10 °C evakuieren und den Dampf dann in erdverlegten Kondensatoren wieder flüssig machen. Das eiskalte Wasser sollte dann via Pumpe wieder auf ca. 1 bar gebracht werden und eben in den Springbrunnen eingeleitet werden. Als übertragbare Kälteleistung des Wasserrieselers hatte ich 4 kW ermittelt, was für eine großes Zimmer im Sommer schon sehr ordentlich ist. Die notwendige Maschinenleistung war sehr moderat, weil eine solche Kälteanlage bei extrem guten Leistungsziffern arbeitet (genau wie Deine Kraftmaschine auf dem Dach).
Aber was da für Leitungsquerschnitte rauskamen :-OOO ! Fast einen halben Meter Durchmesser für die Zuleitung zum ND-Verdichter ! Und dann muß das ja auch noch alles vernünftig evakuiert werden, wenn es funktionieren soll ! Sobald sich nur genügend Gase, die im Wasser gelöst waren, in der Vakuumzone angesammelt haben, ist es vorbei! Ein Problem, was übrigens auch bei einer Solaranlage nicht ohne ist. Der Kreislauf muß wirklich superhermetisch dicht sein und sorgfältig entgast, sonst bleibt die Geschichte einfach stehen, weil auf der Kondesatorseite das Gas sich nicht wieder freiwillig im Wasser lösen will.
Aber mach mal weiter! Das ganze ist schon superinteressant. In Spanien wollte man mal ein Kraftwerk bauen, was durch die Wärmeunterschiede der Nord und Südseite des Europagebirges laufen sollte. Wir haben als Studenten daran rechnen dürfen. Das ergab auch Leitungen, durch die man mehrspurig hätte Auto fahren können.
Ist alles nicht so ohne!
Gruß
Werner
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