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Date: June 26, 2001 at 14:24:28
From: MartinK, [r04104.hrz.uni-giessen.de]
URL: Martins Dieselseiten
Subject: Nockendesign bei Reihen-Einspritzpumpen

Hallo, liebe Pöler!

Für alle, die es interessiert, ich habe bei Bosch etwas über das Nockendesign und dessen Zweck und über Pumpen im Allgemeinen erfahren.
Teilweise ist es einfach abgeschrieben (merkt man glaube ich, aber die Wortwahl war stellenweise einfach zu gut).

Die Nocke ist bekanntlich unveränderlich groß und führt immer den Vollen Hub aus, geregelt wird über die Regelstange, die den Kolben verdeht und die Überlaufbohrung mehr oder weniger früh freigibt.

Man kann eine symmetrische Nocke haben (wie bei der Ventilsteuerung im Zylinderkopf), die aber den Nachteil hat, daß bei einem Zurückschlagen des Motors bei einem vergeblichen Startversuch der Pumpenkolben unterdessen wieder unten war und neuen Sprit geladen hat. so kann es beim Zurückdrehen dazu kommen, daß erneut eingespritzt wird und der Motor rückwärts läuft. Im Handbuch des 190Dc (W110) ist das noch im Handbuch beschrieben und es wird empfohlen, den Motor unverzüglich abzustellen. Mein Vater hatte vor 30 Jahren einen 190Dc und er behauptet, das hätte wirklich funktioniert. (Rückwärts rollen, zweiter Gang und Kupplung kommen lassen. Vorsicht Motorschaden droht!)

Um dies abzustellen hat man Nocken konstruiert, die ein längeres Plateau haben, daß selbst bei einer 180°-Zurückdrehung des Motors der Kolben nicht zurückfährt.

Die Einspritzphase selbst wird bestimmt duch den Anstellwinkel der Nocke in Relation zum Nockenhub. Durch den Anstellwinkel der Nocke in der Startphase der Einspritzung wird die Verbrennung eingeleitet und je nach Anstellwinkel verläuft die Verbrennung schlagartiger oder gezügelter. Wichtig ist, daß der Anstellwinkel der Nocke steil genug ist, daß bei geringer Anlasserdehzahl unter schlechten Bedingungen (Winter, schlappe Batterie) eine sehr feine Zerstäubung des Kraftstoffes selbst bei Zeitlupendrehung stattfindet, aber hingegen bei Schnellauf die Düse auch noch zerstäubt und nicht einfach einen satten Tropfen Kraftstoff in die Vorkammer spuckt, der dann schlecht verbrennt und eine erhöhte Rußbildung provoziert. Die Nocke ist (Wie alle anderen Komponenten der Einspritzanlage) Systemangepaßt und für die Düsen und den Brennraum optimiert.
Für eine gute Gemischaufbereitung ist eine Last-und Drehzalangepaßte sehr genaue Kraftstoffzumessung unabdingbar. Die strengen Abgasregelungen erfordern sehr genaue Motoreneinstellungen. Mit der ausgeklügelten Nocke wird eine "optimale Anpassung zwischen Kraftstoffverbrauch, Schadstoffemission und dem Laufgeräusch erzielt. Die Einstellung des Förderbeginns muß zur optimalen Motorleistung und Laufeigenschaft auf ein Winkelgrad genau eingestellt werden, insbesondere, weil der Förderbeginn bei wechselnden Drehzahlen zeitlich gesehen vor-und zurückgelegt wird." da sich bei Höchstrehzahl die Motorentakte im Millisekundenbereich abspielen ist das auch einzusehen.

Die Wichtigsten Kriterien beim Nockendesign und bei der Regelung sind, daß der Beginn und die Dauer der Einspritzung exakt ausgeführt werden. Die Zumessung der Kraftstoffmenge muss pro Winkelgrad Kurbelwellenumdrehung genau und Lastangepaßt von Statten gehen.

Der Bosch-Mensch hat behauptet, daß sich viele wahnsinnig hoch bezahlte Ingenieure den ganzen Tag lang Nockendesigns für neue Motoren ausdenken und daß man als Hobbyschrauber die ganzen Parameter, die es da zu bedenken gilt kaum überschauen kann und eine Modifizierung in der Hinsicht kaum Möglich sei. Er meinte, daß eine Korrekt eingestellte Reihen-Stempel-ESP mit guten Düsen unter normalen Bedingungen auch mit Pöl fertig wird.

Bosch selbst gibt nur für die Reihen-ESP der Größe A (Land-Forst-Baumschinen, Max.Motordrehzahl 2800U/min, 0,12ccm Einspritzmenge im Vollhub, max 27kW pro Zylinder) eine Pöl-Freigabe.
Die ESP sind nahezu unmöglich gegen die der Reihe M (PKW-Transporter, 5000U/min, 0,06ccm, max 20kW) wegen dem Größenunterschied nicht tauschbar.

Es heißt aber ausdrücklich, daß prinzipiell der Betrieb jeglicher Bosch Reihen-ESP mit Biokraftstoffen (RME/PME) ohne jegliche Umrüstung gefahrlos mit RME betrieben werden können. Es sei mit keinen nennenswerten Betriebsstörungen zu rechnen, wenn der Kraftstoff der DIN für Biodiesel entspricht. Da im Garantiefall der Autohersteller bluten muß, wird wider besseren Wissens die Freigabe nicht erteilt, auch wenn ab Werk resistente Gummiwaren verbaut wurden.


Bei Pölbetrieb muß man darauf achten, daß Spitzendrücke oberhalb von 400Bar wegen der Zähigkeit des Pöls unterbleiben, da sonst mit rein mechanischen Schäden an der ESP sicher zu rechnen ist, die Gehäuse und die Antriebsnocken sind dafür nicht gemacht und können fressen oder abreißen oder brechen.

Ich hoffe es hat was genützt.

Grüße

Martin



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