Date: October 30, 2001 at 21:05:49
From: MartinR, [ras02-069.uni-muenster.de]
Subject: Theorie(n) zum Verteilerkolbenfresser, Frage an Hans Fürthbauer
Hi,
Beim Durchschmökern des Motorschadensbuches ist mir eine Stelle aufgefallen, die die Spiegelbildung an den Laufflächen des Verbrennungszylinders beschreibt. Ursache sollen Ölkohlepartikel sein, die dazu beitragen, daß die Hohnriefen allmählich verschwinden und die Zylinderwände immer glatter werden. Endstadium sollen Fresser sein, da sich an den glatten Wänden kein Ölfilm mehr halten kann (keine besonders gute Empfehlung für die AGR!!).
Interessanterweise konnte man nach dem Zerlegen von Jo S Hochdruckzylinder ebenfalls eine total glatte Zone direkt unter dem Fresser erkennen, was auch für die Entstehung von Spiegelflächen vor einem Fresser spricht. Der Fresser würde auch hier infolge Schmiermittelmangels auftreten, da sich nach dem Abtragen der gewollten Bearbeitungsriefen auf den glatten Flächen kein Schmierfilm halten würde.
Bisher sind wir davon ausgegangen, daß es primär im Pöl selbst wg. der hohen Viskosität bei schneller Rotation des Kolbens zu einer lokalen Erwärmung kommt, die dann sekundär zu einer einer Vergrößerung des Kolbens und damit zum Fresser führt.
Eine andere Theorie wurde vor kurzem von R.Lang vorgestellt, der meinte, daß der Druck während der Förderphase des Kolbens ausreicht, Reibungen zwischen Hochdruckzylinder und Kolben zu erzeugen, da der Druck in der Verteilernut quer zur Längsachse des Kolbens ausgerichtet ist. Schaut man sich die Bilder eines Verteilerkolbens mit "Schmier"-Nut an (http://www.rerorust.de/kolben/k61.jpg und http://www.rerorust.de/kolben/k91.jpg) bzw. druckt sie aus und legt sie übereinander, so wird ersichtlich, daß genau ab der Mitte der Verteilernut auf der gegenüberliegenden Seite des Kolbens der Schmierfilm wg. der "Schmier"-Nut nicht einheitlich dick ausgebildet werden kann, was evtl. zu einer Verbiegung oder Verkantung des Kolbens im Zylinder führen könnte. Die lokale Erwärmung des Pöls wäre dann nicht der primäre, sondern erst der sekundäre Vorgang, dem die Erwärmung durch Reibung zwischen Hochdruckkolben und
-zylinder vorausginge.
Frage an Hans Fürthbauer:
Ist es diese Theorie, die Dich vermuten läßt, daß es hauptsächlich Kolben mit nach unten verlaufender "Schmier"-Nut sind, die fressen, oder gibt es da noch andere Überlegungen Deinerseits?
Abhilfe wäre außer durch Verminderung der Viskosität des Pöls auf Dieselwerte in diesem Falle m.E. weniger mit Läppen zu erreichen, sondern eher dadurch, daß man die Bohrung im Hochdruckzylinder verschließt, die die Ringnut mit dem Niederdruckteil verbindet.
Eine andere Möglichkeit wäre die Verlegung der Schmiernut zur Kolbenoberseite oder die Veränderung des Winkels der nach unten verlaufenden "Schmier"-Nut (besser mehrerer) zur Verteilernut. Beides ist natürlich nicht einfach zu realisieren.
Bestätigen könnte man diese Theorie durch Messungen des Temperaturprofils auf dem Kolben z.B. mit und ohne den Gegendruck der Düsen, mit offener und verschlossener Bohrung des Hochdruckzylinders, die die Ringnut mit dem Niederdruckteil verbindet, oder Vergleich des Temperaturprofils eines Kolbens mit "Schmier"-Nut gegen das Profil eines Kolbens ohne. In letzterem Falle müßte aber gewährleistet sein, daß beide Kolben etwa das gleiche Spiel im Zylinder haben.
Bezüglich der Schäden von VEP's ist das Motorschadensbuch sehr schweigsam. Lediglich an Reihenpumpen werden Schäden durch Kavitation begünstigt durch "Abweichung der Steuerkantengeometrie der Elementkolben von der Zeichnungsvorschrift und durch Betrieb (auch zeitweise) mit wasserverunreinigtem Kraftstoff" beschrieben. Abhilfe konstruktiv und/oder durch Erhöhung des Standdruckes im System. Fresser in Reihenpumpen entstehen nach der Meinung der Autoren bei gestörter Schmierung, sei es durch Schmutz und Wasser im Kraftstoff, sei es aus anderen Gründen, also nichts weltbewegendes.
VG Martin
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