Date: January 24, 2002 at 22:45:04
From: Hans Fürthbauer, [cacheolinz1.net.uta.at]
Subject: Re: @ Hans F.: Büssing BS 15 / 13.192U
Hallo Ralf,
so ein Büssing hat schon einen gewissen Seltenheitswert. Die Bezeichnung 13.192U läßt schließen, daß er in der MAN-Ära gebaut wurde, weil es eine typische MAN-Bezeichnung ist. Für mich ist die Frage, ob sie stimmt. Ich habe zwischen 1973 und 1982 in einer MAN-Niederlassung gearbeitet. Wir hatten in unserem Betrieb zwar sicher mehr als 10 Büssing mit der 320 PS-6 Zyl. Unterflur-Maschine aber nur ca. 2 bis 3 13.192U (BS15 kenne ich nicht) mit dem MAN-Zeichen und dem Büssing-Löwen am Kühlergrill in Betreuung. Ich kann mich nicht erinnern, je einen 5 Zyl. Unterflur-Motor gesehen zu haben, der die große P-Pumpe eines 6 Zylinders drin hatte. Dein Motor wäre daher für mich ein höchst interessantes technisches Objekt. Du hast ihn auch sehr anschaulich beschrieben und ich erinnere mich jetzt wieder an Details, der Büssing-Motoren, die ich schon "abgelegt" hatte. Aber leider ist Dein Büssing halt viel zu weit weg.
Deine beiden Fragen zur Pumpe:
1.) Der RQ300-Regler ist ein typischer Leerlauf-Enddrehzahlregler. Die Leerlaufdrehzahl des Motors sollte ca. 300 x 2, also 600 U/min sein. Die Drehzahl stellt sich durch eine leichte Vorspannung der Reglerfedern für den Leerlauf ein. Die Vorspannung wiederum ergibt sich aus der Stellung des Verstellhebels an der Pumpe. Normalerweise hat der RQ-Regler an der Pumpe einen einstellbaren Anschlag für den Verstellhebel. Bei den MAN-Motoren so ab ca. 1970 ist dieser Anschlag federnd ausgelegt, weil beim Abstellen per Motorbremse, das Gasgestänge mit einem Druckluftzylinder verlängert wird und dabei der Anschlag so überdrückt wird, daß der Verstellhebel in die Stoppstellung geht.
Wenn kein Anschlag da ist, ergibt sich eben die Stellung des Verstellhebels an der Pumpe, die Vorspannung der Leerlauffedern und damit die Leerlaufdrehzahl bei nicht betätigtem Gaspedal aus der Länge des Gasgestänges. Nutzfahrzeuge verschiedener Fabrikate aus den 60-er und 70-er Jahren, die ich noch kannte, hatten manchmal auch diese Lösung. Nimmst Du das Gasgestänge vom Verstellhebel ab, hast Du keine fixe Winkelposition des Verstellhebels und keine damit verbundene Vorspannung der Leerlauffedern mehr, die Regelstange geht beim Entspannen der Leerlauffedern in Stop und der Motor bleibt stehen. Ist also bei der oben geschilderten Konstellation, die Dein Wagen auch hat, wenn ich Dich richtig verstehe, durchaus normal.
2.) Zur Frage nach Ersatzteilen oder einer Ersatzpumpe für Deinen Büssing habe ich keinen Tip. Es gibt aber in Deutschland meines Wissens noch Spediteure in Ruhe, die hobbymäßig Büssing-Fahrzeuge restaurieren und betreiben. Anläßlich 100 Jahre LKW 1996 gab es eine Jubiläumsfahrt Hannover - London - Brüssel. Ich habe mir auf der IAA-Nutzfahrzeuge 1996 in Hannover die Oldtimer angeschaut und ein Video von der Fahrt bestellt. Es waren mindestens 2 oder 3 Büssing dabei. Ein Spediteur hieß Fehrenkötter. Den Namen habe ich mir gemerkt. Das Video habe ich auch noch. Es ist im Archiv. Bei Bedarf kann ich nachschauen, welchen Standort die Büssing hatten. Du kannst Dich aber auch an die Zeitschrift "lastauto omnibus" wenden, die können Dir vielleicht auch einen Ansprechpartner nennen: www.lastauto.de, oder Mail: bs@eurotransport.de. In der Zeitschrift wird auch ein Nutzfahrzeug-Oldtimer Magazin "Last&Kraft" beworben, das möglicherweise sogar im gleichen Verlag erscheint.
Den U10D 5-Motor kann ich nicht zuordnen, daher kann ich auch zur Technik nichts sagen. Das M- und HM-Verfahren wurde in fmso schon mal ausführlich behandelt, als ich dort noch tätig war. Ich glaube sogar, Du selbst hast danach gefragt. MAN hat nach meinem Informationsstand erst mit der Einführung der D28-Baureihe (1982/83?)den Schritt von dem immer wieder modifizierten M- bzw. HM-Verfahren mit den Einlochdüsen und Kugel-Brennraum zu den damals schon herkömmlichen Direkteinspritzverfahren mit Mehrlochdüsen und weiter Brennraummulde vollzogen.
Die Erfahrungen mit dem 320 PS-6 Zyl. Unterflur-Büssingmotor sind dabei sicher wertvoll gewesen. Einerseits wegen der hohen Leistung des Motors und andererseits wegen der Unterflurbauweise, die MAN auch für die Busse verwendet hat. Daß sie MAN "gerettet" haben, glaube ich nicht.
MAN hat schon in den fühen 70-er Jahren eine Kooperation mit Mercedes auf dem Sektor Motoren und Achsen abgeschlossen. Mit geringen Modifikationen an der Peripherie hätte man einen MAN D25-V8-Motor mit damals 260 PS in einen Mercedes einbauen können und umgekehrt. Und die Außenplaneten-Hinterachsen und Achsantriebe wurden je nach Typ wechselseitig von beiden Herstellern produziert und eingebaut. Ein Mercedes konnte also auch eine MAN-AP-Hinterachse haben. Es war aber sicher ein Mercedes-Stern drauf. ...
MfG Hans F.
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