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Date: August 08, 2002 at 21:36:36
From: Hans Fürthbauer, [linzu2-215-216.utaonline.at]
Subject: Jetzt erschlägt mich Heiko mit Informationen ...

... aber in solchen Fällen lieber mehr als zu wenig.


Hallo Heiko,

mit den Informationen hast Du jetzt halt etwas übertrieben, denn ich meinte natürlich problembezogene Infos und nicht die Bremsscheiben, oder das Wischergestänge. Zugegeben: Ich hatte Dich auch provoziert. War Absicht, weil mich Dein Problem interessiert.

Den 1U-Motor konnte ich nach meiner Liste der VW-Motorkennbuchstaben nicht zuordnen, nach den Daten könnte es ein abgewandelter 1Z sein. Oder Du bist mit dem Finger auf Deiner Tastatur vom Z auf das U gerutscht. Egal: Die wichtigsten Informationen sind da und ich versuche mal aus meiner Erfahrung einige Möglichkeiten für ein unkontrolliertes Hochdrehen nach einem Start zu beschreiben. Falls das Problem wiederkommt, kannst Du dann schon etwas gezielter auf die weiteren Randbedingungen achten und vorab einige Prüfungen machen.

Fangen wir mal mit der Verteilerpumpe VP37 an: Wenn Du die "Zündung" einschaltest, fährt das Mengenstellwerk sofort den Regelschieber in die Startmengenposition. Das ist eine Stellung mit einer großen Einspritzmenge, die im Fahrbetrieb und bei Deiner Fahrweise selten erreicht wird.

Springt der Motor dann an, erkennt das Steuergerät den Hochlauf und nimmt den Stellerstrom sofort zurück. Die beiden Rückzugfedern für den Stellwerksanker ziehen den Regelschieber aus der Startmenge in die Leerlaufposition. Damit reduziert sich sofort die Einspritzmenge und die Leerlaufdrehzahl stellt sich ein, vorausgesetzt, Du hast kein Gas gegeben.

Liegt nun an der Stellwerkswelle oder am Regelschieber eine kleine Schwergängigkeit vor, können die Rückzugfedern den Regelschieber nicht schnell genug aus der Startmengenposition ziehen und der Motor dreht hoch. Das Steuergerät erkennt das und stellt in der Folge den Motor ab. Der Fehler muß aber erst eine softwaremäßig applizierbare Zeit anliegen, bevor "Notaus" erfolgt. Der Zeitrahmen kann zwischen ca. 0,5 und 1,5 sec. liegen. Für den Oktavia kenne ich den nicht. Für eine Schwergängigkeit kommen z.B. Ablagerungen vom Biodiesel- und Pöl-Betrieb, Fremdkörper im Bereich des Stellwerks, oder auch eine gebrochene Rückzugfeder in Frage. Eine Schwergängigkeit wäre prüfbar.

Es gibt beim Bosch-Service ein Hysteresemeßgerät, das statt dem Motorkabelbaum direkt an die Pumpe angeschlossen wird. Das Meßgerät schickt einen Stellerstrom und die Stromversorgung für den Stellwerkssensor in die Pumpe. Aus der Stromhysterese zwischen Hoch- und Runterfahren des Stellwerks wird die Gängigkeit beurteilt.

Falls Du bastlerisch gut drauf bist, könntest Du auch den Stellwerksdeckel abnehmen und die Stellwerkswelle händisch betätigen. Ohne Erfahrung wäre das jedoch nur eine sehr grobe Prüfung.

Eine weitere Möglichkeit ist, daß sich im Saugrohr des Motors Motoröl befindet, das beim Start in die Brennräume gelangt. Auch dann dreht der Motor kurz hoch und erfangt sich dann wieder.

Mögliche Ursachen dafür: der Motorölstand ist zu hoch, oder durch Kolbenring- und/oder Zylinderverschleiß ist die Blowby-Menge zu hoch, oder die Kurbelgehäuse-Entlüftung ist defekt. Alle 3 Merkmale führen dazu, daß der Ölabscheider der Kurbelgehäuse-Entlüftung den Öldunst nicht wegbringt. Der landet dann im Ansaugtrakt. Oder der Turbolader verliert an der Laufzeugwelle Öl. Das sammelt sich im Ladeluftkühler und geht irgendwann in Richtung Motor. Ein besonders guter Zeitpunkt dafür ist ein Abstellvorgang, wenn die Abstellklappe schließt und im Ansaugsystem - während der Motor ausläuft - kurz ein sehr hoher Unterdruck herrscht.

Ich wüßte noch weitere Möglichkeiten, möchte es aber mal dabei belassen.

Warum ich den Luftmassenmesser ausgeschlossen habe? Wenn der spinnt, gibt es einen Mengenabzug mit Drehmomentverlust, aber kein Hochdrehen des Motors nach dem Start. Der HFM ist jedenfalls nicht start- sondern fahrrelevant.

Das Problem des unkontrollierten Hochdrehens (egal aus welchem Grund) wird von der EDC erkannt, falls es die entsprechende Zeit anliegt. Damit könnten die Einträge im Fehlerspeicher und die Drehmomentrücknahme zusammenhängen. Das Abschaltventil ist ein Zweig im Notaus-Konzept. Und wenn der Motor hochdreht, obwohl der Fahrer das Gaspedal nicht betätigt hat, stimmt natürlich die angesaugte Luftmasse auch nicht.

Die Drehmomentrücknahme durch das Steuergerät ist eine sehr wichtige Sicherheitsmaßnahme. Wenn ein Chiptuning sauber und gewissenhaft gemacht wird, dann passiert es so, daß die ursprünglichen Sicherheitsmaßnahmen der EDC wirksam bleiben. Das scheint bei Dir der Fall gewesen zu sein und spricht für Wetterauer.

Zu Deiner Fahrweise: Die ist so für mich (als Fachmann) ok. Sie führt zu dem niedrigen Verbrauch und zu einer langen Lebensdauer des Motors. Chiptuning, so wie Du es benutzt und ohne lange Vollgasorgien, erhöht der Fahrspaß und schadet auch dem Motor nicht.

Einziger Punkt, der mir nicht gefällt: die 100 tkm mit Biodiesel. Die VP37 mag Biodiesel nicht. Die anderen VP's auch nicht.

Um auf Deine Frage zurückzukommen: Du siehst, mit guten Informationen kann man eine Menge anfangen.

Schlußwort noch: Ich würde mich auch der Empfehlung Deiner Werkstatt anschließen und weiter beobachten. Einige Tips, was Du Dir anschauen könntest, sind im Text enthalten, der mit dem Ölstand ist am schnellsten zu erledigen.

Falls Du Fragen hast, stehe ich Dir gerne zur Verfügung, soweit ich sie beantworten kann. Mich interessiert aber auch, wie es weitergeht, daher bitte ich um entsprechende Informationen.

MfG Hans F.

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