Date: July 15, 2003 at 16:13:26
From: Werner, [pc19f3977.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Selber Pöl machen
Ok Hans oder Reiner oder wer,
nix für ungut. Momentan hab ich keine gute Laune, weil mein neuer Plotter nicht so will, wie ich, und der Lieferant anscheinend auch nicht mehr weiter weiß.
Ich bin gelernter Maschinenbauer, habe anschließend Verfahrenstechnik, Fachrichtung Erdölverarbeitung studiert und bin seit jeher an alternativen Kraftstoffen interessiert. Mein seliger Vater hatte einen Gartenbaubetrieb, mir sind also Pflanzen nicht unbedingt fremd. Als Junge habe ich aber lieber Landmaschinen repariert, als Bäume gepflanzt. In Vaters Dieselaggregaten und Traktoren ist so mancher ominöse Brennstoff verbraucht worden, auch der PKW blieb nicht verschont (MB 220D). Es gab bis in die 70er noch ein sehr brauchbares, einfaches Verfahren, Heizöl vollständig zu entfärben, so daß PÖL-tanken damals nicht anstand. Die Details der Heizölkennzeichnung und die Produktionsumstellung in den Raffinerien führen hier zu weit. Bei Interesse gerne.
Seitdem mir hintereinander zwei große Firmen unterm Hintern weggeschlossen wurden, drehe ich meine eigene Show, plane verfahrenstechnische Anlagen, schlage mich zum Teil mit Genehmigungen rum, überwache den Bau bzw. Umbau der Anlage und die Herstellung der Komponenten und nehme den ganzen Kram später in Betrieb, wenn gewünscht.
In diesem Forum lese ich mit, weil ich ein einfaches pöltaugliches Dieselaggregat entwicklen möchte.
Nun zu Deiner Verkaufsmessung. Eichgesetz ist Betrugsschutzgesetz. Die Technik spielt schon fast eine Nebenrolle. Daher läuft der Kontakt mit den Behörden manchmal etwas seltsam. Es ist z.B. so, daß Du keine ungeeichte Fahrzeugwaage auf Deinem Hof stehen haben darfst. Entweder sie ist völlig außer Betrieb oder sie ist geeicht. Warum??
Wenn der Kohlenhändler Nolte dem Kunden erzählt, seine Waage sei kaputt, er könne zur Zeit nicht wiegen, jedenfalls nicht geicht, was macht dann der Kunde, der die Kohlen braucht? Er erklärt sich damit einverstanden, ungeeicht zu verwiegen, und genau davor soll er geschützt werden. Wir haben in einer großen Raffinerie den Spaß einmal durchgezogen. Eine Abfüllanlage für Flüssiggas wurde auf Durchflußmessung umgebaut, der Betreiber wollte aber für seine innerbetrieblichen Zwecke die Waage behalten, auf der das Fahrzeug während der Befüllung stand, scheute aber den Aufwand für die Eichung (Buchführung etc.). Das Eichamt blieb zunächst hart. Vorschrift ist Vorschrift. Es lag wohl an der Größe der Mineralölfirma, daß es kein Verfahren gab, aber bei einem wie Dir würde man nicht lange fackeln. Es rücken ernsthaft Techniker an, die Dir Deine Waage unbrauchbar machen, was Du dann übrigens bezahlst.
Die Manipulation ist einfach zu verführerisch und kann im knallharten Wettbewerb u.U. über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ich will hier nicht zu detailliert werden, aber die Polizei weiß sehr gut, warum und woraufhin sie gewisse Fahrzeuge kontolliert. Im Anlagenjargon spricht man respektvoll vom "Trucker". Ich erinnere mich sehr gut, wie Ende der 80er ein neues System herauskam, was die Verwechslung von Treibstoffen an den Befüllstellen ausschließen sollte (Heizöl wird erst unmittelbar beim Befüllen gekennzeichnet). Ein tolles System, aber es dauerte gerade einmal 2 Monate, da hatten die "Trucker" es raus. Eine bestimmte Geldmünze betörte den Fühler und dann gings, und das unter den Augen von Überwachungskameras. Die Info war unter den Fahrern schneller rum, als wir Ingenieure brauchten, um das System zu verstehen.
Geh also davon aus, daß man Dir betrügerisches Handeln von vorne herein unterstellt, dann ist vieles leichter zu verstehen.
Praktisch halte ich Deine Lösung mit der Palettenwaage für eine gute und gangbare Lösung. Es ist völlig egal, bei welcher Temperatur Du verwiegst. Wenn Dein Angebot lautet: 1kg PÖL für xxx Cent, dann kannst Du loslegen. Die Umrechnung mit der Dichte ist nur relevant für sog. volumetrische Meßmethoden. Idealerweise sollte der Kunde das Gefäß mitbringen, was du ihm natürlich auch zu Verfügung stellen kannst. Wichtig ist nur, daß er sich um die Restentleerung kümmert, dann gibt es keine Tropfverluste. Er stellt das Gefäß auf Deine Waage, Du befüllst nach Gewicht und er nimmt den Kanister wieder mit, tankt sein Auto, kommt wieder, stellt das Gefäß auf die Waage, usw..
Wenn das Auto voll ist, läßt er sich den Kanister noch einmal als Reserve voll machen oder nimmt ihn teilgeleert wieder mit.
Vielleicht umständlich, aber zunächst einmal gangbar und - wie ich meine - auch vertretbar. Pöler nehmen schon so einiges in Kauf und wenn das Produkt nicht zu kalt ist, fließt es ganz manierlich aus dem 25l Kanister. Wenn die Waage nachgeeicht wird, kommt das Eichamt, stellt die Eichgewichte drauf und fertig. Eine Nacheichung von volumetrischen Meßanlagen ist dagegen ein enormer Aufwand. Da kommen Meßwagen an mit dicker Technik, es wird mehrmals gemessen, der Zähler bekommt andere Getrieberädchen und wird dann neu verplombt. Der Tag ist rum und dein Gewinn ist schon wieder dahin!
Wenn Du erst richtig produzierst, kannst Du immer noch über teure Anlagen nachdenken.
Als Pumpaggregate würde ich unbedingt auch Industrieprodukte empfehlen, die nicht zimperlich sind und sich auch mal reparieren lassen. Du bereust es sonst früher oder später. Lieber die alte KSB-Pumpe, die schon ein bißchen aus der Stopfbuchse sabbert, als vom Hobbygärtnerbedarf. Wenn Du eine Allweiler-Pumpe auftreiben kannst, halt sie fest, damit läßt sich fast jede Viskosität pumpen. Schau mal im Industrieanzeiger. Von gekapselten Pumpen würde ich eher die Finger lassen.
So, mein Plotter-Lieferant hat sich immer noch nicht gemeldet. Ich werd wohl mal auf den Flugplatz gehen um auf andere Gedanken zu kommen.
Viel Erfolg
Werner
Follow Ups: