Date: August 31, 2003 at 09:12:25
From: Ralf Hofmann, [p3ee0f642.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Das Pedal . . .
Hallo Hans,
die Orgel wird nicht umsonst die Königin der Instrumente genannt. Dabei ist sie ausserdem das erste "High-Tech"-Instrument der Geschichte (im westlichen Kulturkreis seit dem 9. Jahrhundert in Klöstern). Sie kann die Klangvielfalt eines ganzen Orchesters vereinen, darum hat eine grosse Orgel auch so unüberschaubar viele Bedienelemente.
Die "Knöpfe", die gezogen werden sind meistens Registerzüge, die bewirken, das bei dem Tastendruck eines der Manuale ein ganz bestimmtes "Register" angeblasen wird. Ein Register ist ein Satz Pfeifen, die ein ganz bestimmtes Klangbild haben. Je mehr Register eine Orgel hat, umso größer die Klangvielfalt und um so größer die Möglichkeit, die verschiedenste Orgelliteratur zu spielen. Das hängt aber auch noch davon ab, welche Stimmung die Register und die gesamte Orgel haben. Es werden meistens mehrere Register gezogen, um die Klangfülle und -vielfalt der Orgel richtig zu nutzen (Daher auch das oft gebrauchte Sprichwort für alle Gelegenheiten: "Alle Register ziehen").
Darüberhinaus gibt es noch "Knöpfe", die sogenannte "Koppeln" oder "Kombinationen" einschalten. Dadurch werden bei mehrmanualigen Orgeln (oder Orgeln mit einem Manual und Pedal) verschiedene Manuale oder das Pedal (das Pedal ist auch ein Manual, allerdings mit anderem Funktionsumfang) synchron geschaltet (zusätzlich konnte man auf die verschiedenen Manuale verschiedene Register schalten), man konnte so eine Orgel schon vor einigen hundert Jahren "programmieren" und das "Programm" mit einem Zug an einer Koppel oder Kombination abrufen.
Die Tasten musste der Organist zwar noch selbst drücken, die Klangfülle lief aber ab wie vorher eingestellt. Der Organist ist dann also wie der Dirigent eines Orchesters, der den Einsatz einer bestimmten Musikerkombination aufruft (Register) und gleichzeitig verkörpert er alle Musiker selbst.
Von der Konstruktion her war es früher eine gewaltige Leistung, diese ganzen Funktionen mechanisch (Hebel, Züge u.s.w.) von Spieltisch zum Orgelwerk zu bringen. Später kamen dann pneumatische Übertragungswege und ende 19. Jahrhundert elekrtische dazu. Heute wird eine moderne Großorgel mit einem digitalen Bussystem vom Spieltisch aus gesteuert.
Von den vielfältigen Arten, die Pfeifen anzublasen und die Winde in der Orgel zu erzeugen und zu leiten will ich erst gar nicht reden.
Die Konstruktion einer Orgel war also auch schon immer eine enorme Herausforderung, an der der eine oder andere von uns bestimmt auch einen Riesenspaß gehabt hätte.
Das steht einem guten Dieseltechniker in nichts nach . . . ;-)).
Und aus der Sicht des Organisten und auch des Zuhörers ist es schon eine gewaltige Leistung, eine Orgel richtig auszureizen.
MfG
Ralf Hofmann
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