Date: September 08, 2003 at 11:29:29
From: Werner, [p3e9b9c11.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Rohöltankstellen in Manila 2. Teil, spez. @Rhanie

Hi Rhanie, so, jetzt hab ich also verstanden, daß der Regierung in Manila das Geld ausgeht (händereich, -schüttel, -schüttel), könnte ich einiges zu sagen. Aber mal zu den Begriffen: Daß die Rohöl ins Auto kippen, schließe ich aus. So was würde schon beim Befüllen schief gehen. So ne Zapfsäulenpumpe kriegt das nicht bewegt. Die Namen für die Produkte haben sich im Handel so eingebürgert (Kaufleute wissen nicht, was sie verkaufen, sondern nur, wie sie es verkaufen). Auch bei den Betreibern von Anlagen bürgern sich Namen ein, die aus der Praxis geboren wurden und nicht einheitlich sind! Beispiel: Rohölmotoren der 30er Jahre flogen nicht etwa mit Rohöl ausm Bohrloch übern großen Teich, sondern mit entgastem, teilgereinigtem Rohöl, d.h., "crude" (also "unbearbeitet") bezog sich auf thermische Bearbeitung. Vielfach liest man auch noch den Begriff "Gasöl". Dieses Öl ist tatsächlich noch, wie aus der Quelle, höchstens mechanisch etwas gereinigt (Wüstensand und Gesteinsbrocken raus). Vor Gasöl haben alle Angst, weil die Gasmengen, die noch austreten, schwer bestimmbar bzw. vorhersagbar sind. Da hats früher so manchen crude oil carrier abgefackelt, bis `76 ein internationales Gesetz den Einsatz von Inertgasanlagen zur Vorschrift machte. (Es gibt ein Foto von einer Kettenexplosion in einem italienischen Hafen, wo ein Frachter nach dem anderen sein Deck verlor, das ganze sieht aus, wie eine Bewegungsstudie "Wir sprengen einen Tanker in die Luft") Kurz und gut. Das Gas wird heute praktisch überall schon im Gewinnungsland herausgenommen. Zuerst noch abgefackelt, heute in Turbinen verbrannt. Wenn Du also heute "Rohöl" kaufst, dann ist das entgastes Gasöl. Ein Unterscheidungskriterium, was alle (also auch Kaufleute) verstehen, ist die Farbe. Es wir häufig auch in der Raffinerie ganz lapidar nach "schwarzen" und "weißen" Produkten unterschieden, wobei für die Mitarbeiter durchaus auch eine soziale Stufung besteht. Die sog. Mitteldestillate sind aufgeteilt in Heizöl S (schwer): Pampe, die nur heiß gehalten transportiert wird Heizöl M (mittel): immer noch Pampe, aber mit Schraubenspindelpumpen bei Normaltemp. noch gerade zu bewältigen Heizöl L (leicht): fließfähiges Heizöl, was in Konsistenz etwa dem Pöl entspricht, aber zündfähiger. Schwarzes Produkt. Spezifikation gem. Hersteller Heizöl EL (extraleicht): weißes Produkt für Hausbrand und Dieselmotoren, also unser "Heizöl bzw. Diesel", Spezifikation gemäß allgemeingültiger Normen Der Preisunterschied zwischen L und EL ist groß. Hier ist der Übergang zwischen schwarzem und weißem Produkt. Ich bin mir eigentlich sicher, daß es sich bei dem in Manila ausgegebenen Produkt um leichtes Heizöl handelt. Da die Temperaturen dort nie wirklich tief sind, kann man sowas unkritisch handeln (händeln?), spart ne Menge Geld und die klassischen Vorkammermotoren kriegen es verbrannt. Mit der Zeit müßten sich aber auch dabei Schäden einstellen, denn der Schwefelgehalt ist noch enorm hoch und es geistern immer noch Feststoffverunreinigungen durch die Leitungen, Filter, ESPs, etc. Einen feinen CDI mit Turbolader würde ich so etwas jedenfalls nicht zu fressen geben. Nach unserem Umweltverständnis scheidet ein solcher Brennstoff sowieso aus. Da das leichte Heizöl für Automaßstäbe ziemlich "crude" ausschaut und auch riecht, gehe ich mal davon aus, daß die Verfasser es halt so genannt haben. Der Artikel liest sich ohnehin nicht sehr technisch. "Greaseless" Oil übersetze ich so, daß eben die "Schmiere" aus dem "Crude" entfernt ist, sprich, daß es keine "Pampe" mehr ist. Du kannst aber davon ausgehen, daß es sich bereits um ein thermisch behandeltes, also destilliertes Produkt mit kontrollierter Spezifikation handelt. Daß man Kerosin mit Altöl vermischt, glaube ich nicht. Der Nutzen wäre auch zu klein. Mein Motörchen soll außer PÖL natürlich auch leichts Heizöl verbrennen können. Kleinere Schiffe fahren häufig mit so etwas. Das ist mit ein Grund, warum ich an meinem Maschinchen keinen Turbolader haben will. Gruß Werner (Der jetzt darauf wartet, daß ihm die Kaufleute aufs Dach steigen)