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Date: March 21, 2004 at 21:46:15
From: Hans Fürthbauer, [linzu5-88-199.utaonline.at]
Subject: Re: Die CP1 und der Ausbau der Injektoren ...

Hallo theo,

die CP1 braucht eine absolut zuverlässige Schmierung des Antriebs, ganz besonders dann, wenn sie hohe Drücke erzeugen muß. Sonst ist sie schnell über den Jordan. Daher lautet der konstruktive Ansatz: "schmieren geht vor fördern". Um das zu garantieren, hat die Pumpe ein einfaches Kolbenventil am Kraftstoffzulauf. Ist die Kraftstoffversorgung gestört und der anstehende Druck zu niedrig, dann sperrt der Ventilkolben den Kraftstoffkanal zum Hochdruckteil ab. Die CP1-Pumpe fördert nicht mehr und der Raildruck bricht zusammen. So wird es vorübergehend auch bei Deinem Wagen gewesen sein. Wäre der Kraftstoff-Vorförderdruck nicht schnell wieder gekommen, wäre der Motor stehen geblieben.

Zur Luft: Wie in meinem Beitrag oben schon erwähnt, wird die Luft über das Rail und die Injektoren in die Zylinder oder auch über das Druckregelventil in den Rücklauf entsorgt. Das hast Du richtig gesehen.

Zu Deiner Frage: Solange die Injektoren funktionieren, würde ich sie nicht ausbauen. Wozu auch? Um eine nicht funktionsrelevante Verkokung zu sehen?

Begründung: nach den 55.000 km mit Pöl (auch mit Diesel) sind sehr wahrscheinlich die Injektoren in Ihrer Aufnahme im Zylinderkopf schon recht gut festgebacken. Die Injektoren haben den Druckanschluß leider seitlich, so daß ein sonst für Düsenhalter üblicher Schlagauszieher nicht verwendbar ist. Außerdem ist am Injektor oben drauf der Magnetkopf. Der verträgt keinerlei mechanische Beanspruchung, wie Ziehen, Drücken, Schläge. Jede Krafteinwirkung beim Ausbauen eines Injektors, der wieder verwendet werden soll, muß daher unterhalb vom Magnetkopf am Injektorkörper ansetzen.

Es wurde von der Fa. Sauer ein speziell für die MB CDI's entwickeltes Spezialwerkzeug auf der Automechanika im Sept. 2003 vorgestellt (und ich habe es mir auch ganz genau angeschaut). Damit kann man den CDI-Injektor so am angefrästen Zweiflach am Injektorschaft fassen, daß der dazugehörige Schlagauszieher (3,5 kg Schlaggewicht) halbwegs unkritisch und doch wirksam eingesetzt werden kann. Es wurde aber auf einer entsprechende Frage darauf hingewiesen, daß es bei extremen Fällen doch nicht so einfach geht.

Für diese Fälle wird empfohlen, den Magnetkopf abzuschrauben und statt dessen die im Werkzeugsatz mitgelieferte Mutter auf den Injektorkörper zu schrauben. In diese spezielle Mutter schraubt man dann die Gewindestange vom Schlagauszieher. Der Injektor ist halt nach einer Demontage des Magnetkopfes leider Schrott.

Weil das so ist, braucht man bei hartnäckigen fällen auch das Spezialwerkzeug von Sauer nicht unbedingt, wie Insider wissen. Man schraubt die Magnetspannmutter ab und schweißt an den Injektorkörper ein entsprechendes Stück Rundmaterial, das zum Schlagauszieher paßt. Ja, ich weiß, es ist ein Pfusch. Es ist aber nicht meine Erfindung, sondern war im Werkstatt-Handbuch eines sehr kompetenten Diesel-Herstellers zu lesen.

Professionellere Möglichkeit für Kfz-Techniker, denen Kunden bei der Arbeit zuschauen: wenn man schon mal einen Injektor geschlachtet hat, kann man sich aus der Magnetspannmutter und ein wenig Dreh- und Schweißarbeit einen aufschraubbaren Ausziehaufsatz analog dem der Fa. Sauer bauen, dann schaut das Ganze schon besser aus. Und man muß dann auch nicht am Motor rumschweißen. Was ja auch nicht ohne ist. Aber nochmal: der Injektor ist zwar dann raus, aber er ist hin.

Dann ist noch zu prüfen, ob die Hochdruckleitungen wieder verwendet werden können. Eine ganze Reihe von Fzg.-Herstellern läßt eine Zweitmontage wegen möglicher Undichtheiten im weiteren Betrieb nicht zu. Der Grund liegt in der kurzen Leitungslänge und in der speziellen Geometrie des Leitungsanschlusses. Ist er mal durch die Erstverschraubung ganz eng an seinen Dichtpartner "gewöhnt", paßt er sich bei einer Zweitverschraubung nicht mehr richtig an. Technische Banausen ziehen in diesem Fall die Überwurfmuttern halt kräftiger an. ...

Bei den Bosch-Injektoren lösen sich bei der Demontage der Hochdruckleitungen manchmal die Druckrohrstutzen. In diesem Fall wäre die darunter liegende Weicheisendichtung zu erneuern. Aber woher nehmen?

Du siehst, es können sich einige Baustellen auftun, wenn Du tatsächlich die Injektoren von unten sehen willst.

Zu Deiner weiteren Frage: Das CR-System wird sehr schnell drucklos. Sofort nach Zündung aus, fällt der Druck bedingt durch das jetzt stromlose Druckregelventil auf ca. 70 - 80 bar ab, innerhalb weniger sec. geht der Druck durch die unvermeidlichen Leckagen auf Null. Daher keine Wartezeit erforderlich.

Die Injektoren lassen sich bei warmem Zylinderkopf theoretisch betrachtet leichter demontieren, praktisch ist mir kein Unterschied bekannt. Denn meistens sitzen sie recht gut. ...

MfG Hans F.

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