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Date: April 25, 2004 at 23:19:20
From: Hans Fürthbauer, [linzu2-210-53.utaonline.at]
Subject: Re: Der M1-Motor und eventuelle Parallelen zum Elsbett-Motor

Hallo Roland und Kollegen,

der M1-Motor ist im Gegensatz zum Elsbett-Motor durchaus lebendig und wird heute bei der Firma Steyr Motors in geringen Stückzahlen montiert und erfolgreich verkauft.

Der M1-Motor hat eine recht bewegte Geschichte. Er wurde im Grundkonzept in den 70-er Jahren entwickelt, wie der Elsbett-Motor auch. Die geistigen Väter waren die AVL in Graz und die Steyr Daimler Puch AG (kurz SDP) in Steyr. Der M1 war der allererste, echte Diesel-Direkteinspritzer für PKW-Anwendungen.

Seine Besonderheiten, wie das Monoblock-Konzept ohne Zylinderkopfdichtung, das in der Fertigung zylinderindividuell einstellbare Verdichtungsverhältnis, das Pumpe-Düse-System, die pfiffige, akustisch hochwirksame Motorkapsel und andere Besonderheiten waren mehr als spektakulär.

Der Kraftstoffverbrauch und die Abgasemissionen im Vergleich mit den damaligen Vorkammer- und Wirbelkammermotoren ebenfalls. Deswegen wurde der M1-Motor damals auch von allen möglichen Fzg.-Herstellern mit irgendwelchen, auch nur diffusen Diesel-Präferenzen für Testzwecke eingebaut und eingehend untersucht.

Später hatte ich die Möglichkeit, den M1-Motor und seine wichtigsten Bauteile eingehend zu besichtigen und habe ihn auch auf dem Motorenprüfstand akustisch erlebt. Er war als Direkteinspritzer im Laufgeräusch "kerniger", als die damals bekannten WK- und VK-Dieselmotoren. Aber keinesfalls zu laut oder gar unangenehm. Es war ein sonores Laufgeräusch, das ich auch heute noch im Ohr hab. Ein aktueller CR-Motor ist sicher etwas leiser, aber sonst im subjektiven Laufgeräusch sehr ähnlich.

BMW hatte nach eingehenden und positiven Beurteilungen einen Kooperationsvertrag mit SDP abgeschlossen. Der M1-Motor sollte neben herkömmlichen BMW-Benzinern in einem neu zu errichtenden Motorenwerk in Steyr in Österreich exklusiv für den sich abzeichnenden BMW-Diesel-Bedarf gebaut werden. Es sollte der allererste BMW-Dieselmotor für den damaligen E28 (5-er BMW) sein. Ein Direkteinspritzer noch dazu. Innovation pur! Der Spatenstich für das neue BMW-Motorenwerk war 1979.

Leider hat sich dann schnell herausgestellt, daß es doch noch offene technische Probleme gab, die eine Serienproduktion auf hohem Qualitäts- und Zuverlässigkeitsniveau nicht zugelassen hätten. Mit entsprechender Man-Power wäre das auch lösbar gewesen. Es kam aber noch dazu, daß auch die neu zu planenden und zu realisierenden Fertigungseinrichtungen für diverse Motorbauteile entgegen den ursprünglichen Zusagen der Zulieferer, dann doch nicht rechtzeitig für den geplanten Serienanlauf bereitgestellt werden konnten.

Daher wurde der Vertrag zwischen BMW und SDP in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Wer da an wen entsprechende Beträge überwiesen hat, weiß ich nicht.

BMW hatte zum Glück den Wirbelkammerdiesel M21D, eine 6 Zyl. mit 85 kW (115 PS) als Rückfall-Lösung parat. Das Grundtriebwerk des M21D beruhte auf dem schon in Produktion befindlichen M20, einem 6 Zyl. Benziner. Es ergab sich daraus ein weiterer Vorteil: die Verbundmontage von Benziner und Diesel auf einem Montageband war problemlos möglich.

Der damalige 5-er BMW mit dem M21D war aufgrund der enormen Leistung und der Drehfreudigkeit des Motors bei der Markteinführung 1983 der schnellste Diesel der Welt. Ich bin den 5-er Diesel damals auch gefahren. Mich hat halt das Drehmoment und das Beschleunigungsverhalten mehr interessiert. Das war ebenfalls enorm. Man konnte damit jeden Benziner in einer vergleichbaren Hubraumklasse sehr überzeugend "verblasen".

Aber zurück zum Thema: Der M1-Motor wurde von SDP konsequent weiterentwickelt und auch in geringen Stückzahlen auf den Markt gebracht. Zunächst auch mit erheblichen Verlusten, was man einem gewinnorientierten Unternehmen, wie der SDP hoch anrechnen muß.

Ähnlich, wie bei Elsbett, gab es auch da recht konkrete Pläne, den Motor in Fernost in großer Stückzahl zu bauen. Wie bei Elsbett, ist daraus nichts geworden. Im ehemaligen Ostblock und in Rußland gab es auch Projekte. Da dürfte man erfolgreicher gewesen sein. Im Detail weiß ich es aber nicht.

MfG Hans F.

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