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Date: May 23, 2004 at 18:52:43
From: Hans Fürthbauer, [linzu1-209-232.utaonline.at]
Subject: Re: Antwort zum Ford

Hallo Herr Frönd,

bitte sprich mich nicht mit "Herr Fürthbauer" an. Sonst darf ich Dich auch nicht Felix nennen. Aber hier sprechen wir uns per Vornamen an und sind per Du.

Hallo Felix,

irgendwie kommt mir Dein Nachname bekannt vor. Sind wir uns schon mal in einem Forum oder sonst wo begegnet?

Danke für Deine Ergänzung. Bei Ford gibt es neben dem Delphi-CR noch das Siemens-CR. Deswegen habe ich auch nachgefragt. Ich weiß jetzt nicht, wie weit Du mit der Kraftstoffversorgung Deines Wagens, dem Delphi-CR und der Technik Deines Motors vertraut bist. Es gibt jedoch bei den 3 genannten Funktionsgruppen nichts mehr, was im Hinblick auf einen Pöl-Betrieb auch nur annähernd mit Deinem T2-Bus vergleichbar wäre.

Wenn ich mir die Technik Deines Mondeo so anschaue, dann würde ich Dir von Pöl abraten. Die CR-Systeme und die heutige Motorentechnik (Dein Wagen hat EU3-Zertifizierung) sind explizit auf Dieselkraftstoff und seine genormten Eigenschaften ausgelegt. Damit meine ich in erster Linie die Viskosität, den Siedeverlauf, die Cetanzahl, die Dichte, das Verkokungsverhalten und den Wassergehalt. Ja, ich weiß schon, gleich wird wieder jemand die "Weihenstephaner Norm" zitieren. Ist aus Sicht der PKW-Motorenbauer leider "Kokolores".

Konkret ein paar technische Hinweise:

1.) Du mußt den Kraftstoff in der erforderlichen Menge und garantiert luft- und wasserfrei an die Hochdruckpumpe bringen. Die Pumpe arbeitet hochdruckseitig nach dem Radialkolbenprinzip und reagiert sauer auf Luft. Wasser bewirkt Korrosion.

2.) Die Viskosität muß in etwa dem Diesel entsprechen. Sonst ist schon mal die Kraftstoffzumessung für den Hochdruckteil der Pumpe nicht gesichert. Das heißt: Du brauchst auf jeden Fall eine entsprechende, qualifizierte Pöl-Aufbereitung und 2-Tank-System.

3.) Der Kraftstoff darf hochdruckseitig den Raildruckaufbau und die prinzipbedingten Raildruckschwankungen gegenüber der Auslegung nicht verändern. Der Raildruck ist neben der Ansteuerzeit der Injektoren die zweite Einflußgröße auf die tatsächliche Einspritzmasse. Weil das System kein eigenes Druckregelventil hat und die Druckregelung über die Zumeßeinheit an der Hochdruckpumpe erfolgt, ist die Viskosität ein erheblicher Funktionsfaktor. Die Druckwellenlaufzeit und der Kompressionsmodul des Kraftstoffs haben auch noch einen Einfluß auf die exakte Kraftstoffzumessung.

4.) Das System hat je nach Applikation eine oder mehrere Voreinspritzungen, die voneinander und von der Haupteinspritzung abgesetzt sind. Auch da spielen die unter Pkt. 3.) genannten Themen eine wichtige Rolle.

5.) Das System hat auch einen Klopfsensor, der speziell die Voreinspritzung überwacht. Mit Pöl läuft die Verbrennung (Einspritzqualität, Cetanzahl, Siedeverlauf) anders ab, als mit
Diesel.

6.) Die Injektoren haben individuelle, werkseitig ermittelte Injektorkennwerte. Eine Art Mengenabgleich, um die herstellbedingten, nicht vermeidbaren Streuungen zu reduzieren. Diese Kennwerte sind auf den Injektoren angebracht und werden beim Verbau im Motor in das Steuergerät eingelesen. Das Steuergerät gleicht damit diese Streuungen durch individuelle Ansteuerzeiten aus. Die Auslegung dieser Funktion erfolgte natürlich auch auf Dieselkraftstoff.

7.) Weil das System kein Druckregelventil hat, über das beim Gaswegnehmen sofort der Raildruck reduziert wird, macht man einen Trick: Man steuert beim Gaswegnehmen die Injektoren elektrisch so kurz an, daß sie nicht öffnen können. Dabei geht aber doch eine gewisse Steuermenge aus dem Rail über die Injektoren in den Rücklauf. Dort befindet sich eine Art von Saugstrahlpumpe, die diesen Kraftstoff quasi aus den Leckölleitungen zusätzlich absaugt. Saugstrahlpumpen mit kleinen Bohrungen funktionieren mit Pöl nicht. ...

8.) Du hast einen Direkteinspritzer. Wenn da die Einspritzung nicht applikationsgemäß abläuft, weil Dein Pöl was anderes tut oder auslöst, als der Dieselkraftstoff, dann gibt es Ärger. Sowohl von der Motormechanik her, als auch eventuell vom Kat.

9.) "Pöl" ist von seiner Herkunft, seiner Zusammensetzung und anderen funktions- und qualitätsrelevanten Merkmalen her kein definierter, abgesicherter "Dieselmotoren-Kraftstoff", sondern halt Salatöl oder Rohstoff. Jedenfalls ist es kein Treibstoff für moderne PKW-Dieselmotoren. Ich gehe hier bewußt nicht auf Umwelt-Aspekte oder mögliche Kosten ein.

10.) Es gibt meines Wissens bisher keine gesicherten Erfahrungen mit Pöl im Delphi-CR. Obwohl die meisten Autofahrer die CR-Technik nicht kennen, hat sie doch ein gewisser, gesunder Instinkt davon abgehalten, Pöl zu tanken. Du würdest damit als Pionier ein sehr spannendes Neuland betreten.

MfG Hans F.

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