Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: November 04, 2004 at 10:39:40
From: Werner, [pd9fd1f69.dip.t-dialin.net]
Subject: Schönes Bildchen und ein Wort zu Treibstoffen

Hallo Hajo,

Du schreibst, man sehe, daß die Temperatur weit über den gerechneten Wert ansteigt. Das tut sie nicht. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben. 8:1 Verdichtungsgrad ergeben bei Dir 400 °C - bei mir übrigens auch. In dem Diagramm für den warmgefahrenen Motor ist die Temperatur nicht viel höher. Allerdings ist der Einfluß der kalten Maschine gezeigt, was natürlich nur prinzipiell sein kann und direkt anwendbar.

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Ich lese in diesem Baum von alten und neuen Treibstoffen. Man bekommt den Eindruck, dazwischen lägen Welten und die Treibstoffentwickler hätten die Molekülbindungen neu ausgerichtet und den modernen, nachdieselnden Motoren angepaßt. Schön wärs, wenn das ginge!

Es gab und gibt keine Anforderung für die ungewollte Entzündung an heißen Oberflächen außer die bereits erwähnte Zündtemperatur. Bei Spezialmotoren, wie z.B. Dragster, wird dem Phänomen durch die Wahl völlig anderer Brennstoffe begegnet. In einem wirklich guten Buch von 1942, geschrieben von einem amerikaischen Motorenentwickler, wird das Phänomen der ungewollten Nachzündungen beim Abstellen schon sehr umfasssend beschrieben. Daß dort kein anderer Brennstoff hilft, wußte man damals schon. Ich habe mich an dieser Lektüre in der Bibliothek während des Studiums immer festgelesen und dabei meinen blöden Apparatebau fast vernachlässigt.

Die konsequente und einzig sinnvolle Reaktion auf diesen Umstand war das Leerlaufabschaltventil, welches nach der Einführung bei manchen unbedarften Vergasereinstellern zu Verwirrung sorgen konnte.

Die Treibstoffe haben sich schon etwas verändert. Es gibt keinen Bleitetraäthylzusatz mehr, um das Klopfen zu verhindern. Dafür werden Bezol, Toluol und sogar Xylol hinzugefügt. Bleifreier Kraftstoff ist unverbrannnt - sorry - wesentlich giftiger, als verbleiter. Man weiß das und setzt auch Methanol bis zur Löslichkeitsgrenze hinzu, hat aber dann Probleme mit angelagertem Wasser. Für Vergasermotoren kann das zu Störungen kommen, wir dürfen z.B. in den Flugzeugen nur Kraftstoffe mit einem bestimmten Methanolgehalt tanken. Das macht manchmal erforderlich, auf das teure AVGAS auszuweichen.

Sodann knappst man am Schwefelgehalt immer weiter herum. Beim Benzin nicht so das Thema, aber auch wichtig gewesen bei der Einführung der Kats. Beim Diesel sind die Sachen aktueller, aber das wißt Ihr aus den Zeitungen und der Werbung.

Siedebeginn und Siedeende sind nicht neu definiert worden, bzw. man hat wohl versucht, das ganze europäisch ein wenig anzugleichen. Bei den heutigen Einspritzermotoren ist das aber wieder sehr unwichtig geworden. Die Flammpunkte sind gleich geblieben, da sie sich auf die Anforderungen bei der Lagerung einschließlich der Lagerung im mobilen Kraftstoffbehälter beziehen und sich diese (Anforderungen) nicht wesentlich geändert haben. Ich erwarte dennoch, daß es eines Tages mal knallt, weil ein CR-Diesel mit seinem heißen Rücklauf sich im Tank eine esplosible Atmosphäre aufgebaut hat. Auch hier mahnt die PTB die Hersteller ständig. Ein Stichwort ist der Kraftstoffkühler.

Last bust not least haben sich die Ausgangsrohöle geändert, aus denen in den Raffinerien der Treibstoff gekocht wird. Die Öle werden immer schlechter und müssen mit vielen Kunstgriffen erstmal destillationsfähig gemacht werden.

Fazit: Die Maschinentechnik wird dem Brennstoff angepaßt. Umgekehrt geht das nur sehr begrenzt. Sicherlich werben Hersteller mit V-Power und ähnlichem, aber neue Molekülbindungen gibt es dort nicht.


Gruß

Werner

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