Date: March 09, 2005 at 09:10:54
From: baffe, [pd9fa7413.dip.t-dialin.net]
Subject: Klassische zielgerichtete Information
Hallo!
In Brasilien mag es üblich sein ganze Urwälder im Stausee zu versenken. In China und früher im Ostblock versanken auch ganze Ortschaften bzw Landstriche. Wie sie waren, einfach geflutet und basta.
Beim Bau der Kraftwerksgruppe Kaprun (wie die genau heißt weis ich nicht) versank auch ein Dorf in den Fluten. Angeblich ragt die Kirchturmspitze noch heraus. Inwieweit da ausgeräumt wurde ist mir nicht bekannt.
Aber in Mitteleuropa ist es nicht üblich ganze Wälder zu versenken. Da wird schön aufgeräumt, bevor geflutet wird. Das hat nix mit dem großen Umweltschutzgedanken zu tun, man will einfach den ganzen Schmodder nicht in den Turbinen haben.
Außerdem hat so ein Stausee in Europa ja eine wesentlich längere Betriebsdauer als ein thermisches Kraftwerk. Im Vergleich zum Stausee ist ein Kraftwerksblock auch eine Sylvesterrakete weil der ja nur 20-35 Jahre betrieben wird.
Nur so als Beispiel: Mitte der 90er Jahre wurde die Kraftwerksgruppe Jansen, im Pfreimdthal zwischen Pfreimd und Tännesberg gelegen, renoviert. Dazu gehört auch die "Kainzmühle".
Gebaut je nach Anlagenteil irgendwann kurz nach oder sogar vor dem 2. Weltkrieg. Wobei das "vor dem 2.Weltkrieg" nur für die Kainzmühle gilt. Schließlich verbaute Jansen seinerzeit den behauenen Granit von Hitlers Reichstagsgelände in Nürnberg zu einem Kraftwerkskomplex (Trausnit, Reisach und Tanzmühle). Modernes Recycling also auch umweltfreundlich und energiesparend. Wenn auch makaber, denn der Granit stammte ursprünglich aus Flossenbürg.
Doch zurück zur Kaizmühlsperre: Mitte der Neunziger bekamen die verantwortlichen kalte Füße ob der alten Staumauer "der Kainz". Immerhin um die 70 Jahre.
Ein Gutachten mit Probebohrungen wurde erstellt und hatte zum Ergebnis, daß der Beton der Staumauer noch "blau" war. Das bedeutet, daß der Beton das zum Abbinden notwendige Wsser noch nicht gezogen hatte. Im Gutachten stand u.A. daß der Beton seine Endfestigkeit noch nicht erreicht hat! (Nach 70 Jahren...)
Das zeigt in welchen zeitlichen Dimensionen bei Wasserkraftwerken gedacht wurde. Schließlich läuft das Zeug da hinten noch und erzeugt Strom. Sollten da einige Bäume vergammelt sein ist das schon wieder gut gemacht denke ich.
Für wesentlich umweltschädlicher halte ich schon das gegenwärtige Agieren, das wird nur auf "Shareholder Value" ausgerichtet. Für eine solide Investition wie ein solches Kraftwerk ist da kein Platz mehr.
(Irgendwann werdet ihr sehen, daß ihr Geld nicht essen könnt. Und Geld fließt auch nicht aus der Steckdose.)
Ich kann jedem nur empfehlen sich das obige Kraftwerk mal anzusehen. Ein Industriedenkmal für mich. Ob es da noch Führungen gibt, das weis ich nicht, aber es gab sowas zumindest bei Voranmeldung für Gruppen schon. (Ein Tip noch: Ortsnetz Tännesberg)
! da baffe
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