Date: February 19, 2008 at 14:13:15
From: R.Lang, [dslb-088-068-113-055.pools.arcor-ip.net]
URL: Überblick über die Aktivitäten der Bleifreiaktion
Subject: Re: O. T. Wie ging das bei euch eigentlich mit dem Bleifreiem Lötzinn weiter?
Hallo Rhanie,
ein Bekannter der selbst einen kleine Firma mit ca. 30 MA betreibt und ausschliesslich Produktion als lange Werkbank auf dem Markt anbietet, hat seine Löterei komplett auf Bleifrei umgestellt. Das erfordert jedoch das die eingesetzten Bauteile bleifrei verarbeitbar sind. Es werden höhere Temperaturen gefahren, die Flussmittel sind anders.
Er musste das tun, denn die Gesetze und Verordnungen zwingen ihn dazu.
Seine Kunden haben ihn dazu gezwungen wollte er im Geschäft bleiben.
Die alten Bearbeitungsmaschinen keine 10 Jahre alt sind nicht mehr wirtschaftlich an die neuen Erfordernisse anzupassen, diese Maschinen werden abgebaut und verschrottet.
Er schafft also eine neue Lötstrasse ,ein SMD-lötofen, und eine Durchlauflötanlage für doppelseitige Lötung an. Kosten ca. 350000 Euronen.
Reparatur von bleilegierten Lötstellen würde erfordern das zunächst das Bleizinn entfernt werden muss. Dann könnte mit Bleifrei Lotmaterial die Lötstelle neu aufgebaut werden. Ist aber in der Praxis unrealistisch, daher wird hier weiterhin mit Bleizinn gearbeitet. Überigens wer repariert heute noch Elektronik? Wenn das Zeug ausfällt ist neukauf angesagt, den Schrott reparieren zu wollen ist zu teuer.
Selbst bei neu produzierten Baugruppen wird die Fehlersuche auf eine kurze Zeit beschränkt, wenn der Fehler nicht innerhalb von max. xxMin.
gefunden und beseitigt ist, verschrotten neu bauen.
Ich hab hier ne Baugruppe mit ca. 250 Bauteilen beitseitig mit SMD-Bauteilen bestückt vorliegen, die hat den Reparaturversuch nicht überstanden, die wurde in den Schrott gekloppt. Das teuerste an der Baugruppe ist die Multilayerleiterplatte, die Bauteile sind Pfennigware, selbst die Tausendfüssler werden automatisch bestückt und gelötet. Die ganze Fertigungslinie ist auf kaotische Fertigung ausgelegt, das bedeutet der fährt Losgrösse 1.
Alleine der Messgerätepark um einem Microkontroller vollständig zu testen und die Funktionsicherheit zu kontrollieren ist so teuer das es sich nicht lohnt. Wenn dann noch ne grosse Bandbreite an Produkten dazukommt, dann werden Werkstattflächen so gross wie Fussballfelder.
Das ist aber nicht alles was an Auflagen neu hinzu gekommen ist. Er ist gezwungen in einen Font einzuzahlen der die Kosten für die ordnungsgemässe Entsorgung der vom Markt zurückgeführten Altprodukte abdeckt. In eine Font deswegen weil die Kostendeckung auch sichergestellt werden muss wenn sein Laden mangels Gewinn mal die Türen schliesst.
Ordnungsgemässe Entsorgung von Elektronik erfolgt über Sammlung der zerlegten Komponten der Altbaugruppen. Diese werden von Aufkäufern von Metallscheideanlagen zum Tagespreis aufgekauft. Dabei gibt es ne Menge Kriterien nach denen der Sekundärrohstoff sortiert sein muss. Auch sind Mindestmengen erforderlich. Ich hab sowas schon gehandelt, ist immer ein blödes Gezerre mit den Aufkäufern die naturlich den Preis drücken wollen. Selbst wenn man an mehrere Stellen verkaufen könnte.
Der Handel mit den Sekundärrohstoffen wird erst interessant wenns um
Grössenordnungen von gefüllten 20" Containern geht. Nur sowas wirtschaftlich zu transportieren ist hier auch wieder sehr teuer. Da ist der Gewinn sehr schnell wieder weg. Ausserdem sind bei solchen Menge wieder besondere Auflagen zum Transport der Güter zu erfüllen. Teilweise wird das Zeug wie Gefahrgut behandelt. Spezielle Fahrzeugausstattung und für den Driver ne spezielle Lizenz.
Gefahrenarten:Brandgefahr,Quecksilber,freiwerdende Halogene usw.
Gruss Rainer
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