Date: May 28, 2008 at 12:33:36
From: Werner, [p508840b9.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Warum Mehrverbrauch bei Autogas?
"(Warum lass ich mich bloss immer zu allem möglichen breittreten?!) "
weil Du wichtig bist ??? :-))
Moin,
abschließend kann ich Dir es noch nicht sagen, beschäftige mich aber selber gerade damit. Meine Freundin will ein neues Auto kaufen und das soll gleich mit LPG fahren.
Die Heizwerte sind richtig, die Du rausgesucht hast. Da wird auch nix gepanscht oder läuft mal eben so als Wasser mit durch. Im Gegenteil, beim LPG ist der Heizwert Garantiewert, während er beim Benzin nicht garantiert sein muß. Dort ist Klopffestigkeit, Siedebereich etc. das einzuhaltene Kriterium.
Also mal so gegagt: es liegt nicht am Heizwert. Den volumetrischen Kram wirste ja wohl selbst begriffen haben. - So dumm kann kein Rhanie sein. ;-) - Aber es bleibt beim Mehrverbrauch, da wickelt sich die Maus keinen Faden um den Schwanz.
Kollegen von mir fahren sehr viel mit Gas und berichten mal erst, daß die Leistung weniger ist. Selbst hab ich es noch von früher aus der Taxizeit in Erinnerung. Die Benziner sind oft mit Gas gefahren, weil dann der Motor im Teillast sauber blieb und die Kerzen, Ventile etc. doppelt so lange hielten. Wenn man umgeschaltet hat, fehlte immer ein bißchen.
Gründe dafür:
* weniger Saugleistung durch das verdampfte Gas, was mehr Platz weg nimmt im Saugrohr, als Benzintröpfchen, die erst im Zylinder richtig vollständig verdampfen. Das würde Minderleistung erklären, dürfte aber nicht zu Mehrverbrauch führen
* Superklopffestigkeit. Die Verbrennung läuft so langsam, daß es trotz hohem Heizwert zu Minderleistung kommt. In der Tat scheint ein Benziner auf Gas höhere Abgastemperaturen zu haben, was auf thermische Verluste schließen läßt. Die Autogas-Anbieter tun sich mit diesem Thema genauso schwer, wie die Alkoholisti, die ja immer noch sagen können, daß der Brennwert von Schnaps geringer ist und deshalb halt der Mehrverbrauch da ist. Konsequenterweise müßte man die Autos umrüsten und die Verdichtung erhöhen. Aber das will keiner, weil dann mit Benzin die Probleme wieder losgehen.
Es gibt einen Opel mit überverdichtetem Gasmotor. Der läuft sehr hart und bekommt, wennn man mal Benzin tanken mußte, extreme Spätzündung aus der Elektronik. In unserem Mopetforum hat den einer und der ist nicht zufrieden. Das Auto fährt mit Benzin wie ein Sack Nüsse. Es kommt trotz aller Regelung zu Selbstzündungen, die dann Lampen aufleuchten lassen usw. Die Leistung ist dann regelrecht futsch und kommt nur in der Kaltlaufphase so einigermaßen. Man rettet sich also derart nur gerade mal zur nächsten Erdgastanke und fährt anschließend mit mulmigen Gefühl wieder weiter. Logisch, daß ein Vierzylinder mit der hohen Kompression nicht weich läuft. Da kommt fast Dieselfeeling auf.
Sparen tut die Kiste aber mächtig. Nur muß man das erstmal bezahlen.
Ich würde gerne mal Versuchsreihen mit sowas machen. Bisher habe ich nur die Erklärung, daß die Verbrennung bei diesen Superklopffestigkeiten einfach zu langsam ist. Man müßte mal einen Vergleich machen, bei dem ein Standardmotor nur mit ganz niedrigen Drehzahlen betrieben wird und (wenn möglich) etwas mehr Vorzündung bekommt. Otto Normalbürger fährt ja meist mit viel zu hohen Drehzahlen im Teillast. "Weil so fühlt er sich besser an!" Gerade in dem Zustand ist eine lahmarschige Verbrennung natürlich nicht das Richtige.
Meine Karre läuft ja mit Schaps-Benzingemisch. Seit es an den deutschen Tanken kein Normalbenzin mehr gibt (steht zwar dran, ist aber nicht drin), merke ich einen Abfall in der Leistung bei meiner 650er. Ich muß jetzt mehr Superbezin dazu tun, damit die Gassannahme noch stimmt. Mit echtem Normalbenzin war das schöner.
Wenn ich aber mit Niedrigstdrehzahlen unterwegs bin (so wie gestern) zeigt sich, daß der Verbrauch auf Schnaps kaum höher ist. Er entspricht exakt dem Verhältnis der Dichtewurzeln der beider Kraftstoffsorten, i.e., es läuft genau so viel mehr durch, wie der leichtere Alkohol durch die Vergaserdüse läuft. Das ist nicht viel und rechnet sich beträchtlich, weil der Schnaps nur weniger als zwei Drittel kostet.
Wenn ich schneller fahre und höher drehe, wird der Unterschied im Verbrauch größer. Das alles ist aber sehr schlecht reproduzierbar, da von Fahrgewohnheiten abhängig. Beim Polo, wo die Lambda-Sonde unbeirrbar solange nachregelt, bis O2 wieder Null rauskommt, da ist der Mehrverbrauch erheblich. Auch dort ist gut zu sehen, daß in der Stadt mit vorzugsweise untersten Drehzahlen der Mehrverbrauch weniger stark ausfällt, als auf der Bahn, wo der kleine immer über 4000/min drehen muß und dabei nicht voll belastet läuft.
Spannend wäre es, Klingelwasser mit solchen hochoktanigen Stoffen zu mischen. Wer weiß, vielleicht haben Autos bald standardmäßig mehrere Tanks und verschiedene Einspritzsysteme.
Gruß
Werner
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