Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: August 02, 2001 at 21:49:40
From: Hans Fürthbauer, [olinz-3499.utaonline.at]
Subject: Re:@ MartinK: Noch ein paar Hinweise ..., aber lang!

Hallo Martin,

danke für Deine Ergänzungen. Mit mehr Hintergrundwissen ist es gleich leichter, obwohl eine Ferndiagnose immer eine gewisse Unsicherheit hat, weil einfach nicht alle Fakten verbal beschrieben werden können.

Dein 250D hat vermutlich schon die Vorförderpumpe, an der keine Handpumpe mehr dran ist. Soweit ich mich erinnere, ist das Saug- und das Druckventil am Ventilsitz mit einem blau-grauen Kunststoff bestückt. Da bin ich nicht sicher, ob der RME-beständig ist. Wenn die Ventile noch nie getauscht wurden, würde ich eher annehmen, daß sie es nicht sind.

Die Fördermenge und der Förderdruck der Vorförderpumpe hängen stark von der Dichtheit der Ventile, vom Hub und der Gängigkeit des Pumpenkolbens und von der Kolbenfeder ab. Wenn es irgend einen Zweifel an der korrekten Funktion der Vorförderpumpe gibt, dann baue sie einfach aus und zerlege sie.

Du mußt nur bei der Verschlußschraube für den Kolben und die dahinterliegende Kolbenfeder aufpassen. Wenn die Feder in Ordnung ist, steht sie unter einer heftigen Vorspannung. Im Kolben ist das Saugventil eingebaut. Nicht, daß Dir da was davonfliegt und Du nicht mehr weißt, wo die Teile genau hingehören. Schau Dir auch den Gleitstößel für die Kolbenbetätigung an. Dort, oder am Nocken der Einspritzpumpenwelle gibt es manchmal Verschleiß, dann erreicht der Kolben den vorgesehenen Hub nicht mehr.

Zu Deiner Frage: Ein "moderater" Kraftstoffmangel muß nicht unbedingt gleich zu Aussetzern führen. Ist das Kraftstoffangebot oder der Vordruck an der Zulaufgseite der Pumpenelemente niedriger, als vorgesehen, dann ist halt auch die Elementfüllung und die Einspritzmenge niedriger. Ergo: Bei Vollast oder hohen Drehzahlen ---> Drehmomentschwäche.

Es gibt noch einen Punkt, der im mittleren und oberen Drehzahlbereich wirksam wird: Die Kettenlängung. Wenn Dein Motor die 350.000 km ohne Kettentausch, Tausch der Kettenräder abgespult hat, dann hat sich die Kette mit Sicherheit erheblich gelängt.

Das hat 2 Auswirkungen:

1.) Die Ventilsteuerung verlagert sich nach spät. Kannst Du leicht selbst über die OT-Markierung am Schwingungsdämpfer und die Markierungen am NW-Flansch und am NW-Lagerdeckel erkennen. Die müssen sich im Verdichtungs-OT am 1. Zylinder so halbwegs decken. Wenn Du ein gutes Auge, eine ordentliche Taschenlampe und eventuell einen kleinen Spiegel hast, kannst Du die NW-Markierungen über den Öleinfülldeckel prüfen. Wenn nicht, mußt Du halt die Zylinderkopfhaube abnehmen.

2.) Die 2. Auswirkung betrifft den Förderbeginn. Der läuft ebenfalls nach spät weg. Dafür gibt es beim Bosch-Dienst oder bei Mercedes 2 Prüfmöglichkeiten, eine "statische", bei Motorstillstand und eine "dynamische" bei laufendem Motor. Mit der statischen Methode kann man sehr zuverlässig und einfach Abweichungen feststellen und korrigieren, aber eben nur statisch. Wenn die Abweichung von der Kettenlängung stammt, genügt das auch vorerst.

Mit der dynamischen Methode kann auch die Spritzverstellerfunktion überprüft werden. Der Spritzversteller arbeitet rein mechanisch mit Fliehkraft und sitzt am Einspritzpumpenantrieb, hinter der Unterdruckpumpe. Der kann auch defekt geworden sein. Hätte ebenfalls im mittleren und oberen Drehzahlbereich Auswirkungen auf das Drehmoment des Motors.

Hinweis noch: Ich beziehe mich immer auf den Originalzustand des Motors. Dieseltherm kenne ich nicht und habe daher keine Hinweise dazu.

Wenn Du weitere Details benötigst, dann melde Dich einfach nochmal. Mich interessiert Dein Problem. Ich bin dzt. in Urlaub und habe etwas mehr Zeit, falls es die nächsten Tage regnen sollte. Zuerst muß ich allerdings die Induktionsheizungen löten, sonst nimmt sie mir der Gary vielleicht noch weg. Und das wäre auch schade. Ich bin schon so neugierig darauf!

MfG Hans F.

PS: Ich kenne Deinen fachlichen Einblick in die Dieseltechnik nicht und habe manches vielleicht etwas zu ausführlich beschrieben. Dahinter steckt keineswegs eine "Oberlehrer-Mentalität", sondern der Gedanke, soweit als möglich aus der Ferne zu helfen.

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