Date: November 05, 2001 at 12:00:59
From: Joachim S, [pd9e1d812.dip.t-dialin.net]
Subject: Entgegenhaltung und andere Erklärungsversuche (auch an Hans F).
Hallo Hans,
vorab, wir sind uns völlig einig über die Bedeutung der AU per Trübungsgrad. Ist halt ne billige Methode, um zumindest einige verschlissene/verstellte Motoren aus dem grossen Haufen rauszuselektieren. Mit Pöl unterlaufen wir das womöglich, aber auch nur in Ansätzen. Ein Motor, der mit Diesel schlechte AU-Werte hat, kann mit Pöl tatsächlich noch durchgehen, phantastische Werte erzielt er dann aber auch nicht.
Aber technisch habe ich zu deinen Ausführungen einige Zweifel und Entgegenhaltungen.
> Dann zur Einspritzmenge: Die höhere Viskosität von Pöl bewirkt beim schnellen Hochdrehen eine geringere Elementfüllung im Hochdruckteil, daher auch weniger Einspritzmenge, als mit Diesel. Auch das hat meßbare Auswirkungen auf die Abgastrübung.
Das stimmt ziemlich sicher nicht. Beim Hochdrehen kommt der Pumpeninnendruck genauso schnell (oder schneller) auf Schwung wie mit Diesel. Der zur Elementfüllung nötige Druck ist gegeben. Ansonsten hätten wir mit Pöl starke Leistungsverluste, stottern, ruckeln und dergleichen. Das beobachten wir aber bei der VE eindeutig nicht. Im Gegenteil, manch einer (auch ich) beobachtet bei kaltem Pöl einen Leistungszuwachs, der nur durch höhere Fördermengen zu erklären ist. (Wir sind uns vermutlich einig, dass wir auf das Gerede von besserer Verbrennung und Wirkungsgrad etc. nichts geben. Mehr Leistung kommt nur von mehr Sprit).
Trotzdem erzeugt Pöl dabei weniger schwarze Russwolken. Das ist zum einen durch den Sauerstoffgehalt des Pöl erklärbar. Es braucht tatsächlich weniger externen Sauerstoff, um vollständig zu verbrennen. Dieser Umstand wird von den Enthusiasten oft überbewertet und falsch interpretiert. Das ist bei der Verbrennung normalerweise eher ein Nachteil, im Grunde ist Pöl schon teilweise verbrannt. Trotzdem kann man sich diesen Effekt zu Nutze machen, er geht aber auf Kosten des Verbrauchs. Der spezifische Verbrauch in g/kWh ist mit Pöl höher. So lässt sich z.B. die hohe Leistung bei Alkohol-Betrieb von Ottomotoren erklären. Und vor allem auch der grosse Verbrauch dabei. Da wir den Verbrauch bestenfalls in Litern messen können, merken die meisten Leute das allerdings nicht.
Im FMSO hat ein chemisch bewanderter Teilnehmer (Oliver) eine weitere These aufgestellt: Pöl hat im Gegensatz zu Diesel wenig cyclische Aromaten (Benzolringe). Diese lassen sich bei der Verbrennung schwer knacken und erzeugen den Russ. Mit Pöl ist der Russ also feiner und "grauer", er tritt erst bei grösserem Luftmangel auf. Mangels Fachwissen kann ich das nicht weiter kommentieren, es erscheint mir aber plausibel. Man darf halt auch nicht versuchen, alles über die Einspritztechnik zu erklären, im Motor wirken eben eine fast unüberschaubare Menge physikalisch-chemische Prinzipien gleichzeitig.
Dann meintest du, der Spritzversteller kommt nich so schnell mit, folglich wird beim Hochdrehen zu spät gefördert, deshalb erwartest du weniger Russ, aber graues Rauchen.
Dem kann ich nach eigener Erfahrung nicht folgen. Beim Spritzversteller hast du vermutlich recht. Aber bei zu später Förderung erwarte ich insgesamt mehr Abgastrübung. Es steht halt weniger Zeit zur Verfügung, die Verbrenung läuft kälter. Bei mir wird die Abgastrübung eindeutig weniger, wenn ich den Spritzbeginn vorverlege. Diese Erfahrung habe ich übrigens mit Diesel gemacht.
Gruss Jo
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