Date: August 30, 2002 at 22:43:17
From: Hans Fürthbauer, [linzu4-91-48.utaonline.at]
Subject: Re: (längere) Ergänzung und Hinweis, was noch sein könnte
Hallo Norbert und Kollegen,
bei einer Pumpe mit Spritzbeginnregelung kann der ganze Sachverhalt auch einfacher sein. Ich versuche ihn mal zu beschreiben und setze voraus, daß der Aufbau so einer Pumpe halbwegs geläufig ist:
Das SV-Magnetventil hat grundsätzlich im Leerlauf und im leerlaufnahen Bereich mit einem höheren Druck zu tun, als es bei einer Pumpe mit rein mechanischem SV der Fall ist.
Denn: der SV mit elektronischer Regelung hat keine mechanischen Zusatzeinrichtungen mehr, um bei kaltem Motor den Einspritzzeitpunkt nach früh zu stellen. Also macht man es bei dieser Pumpe durch einen erheblich höheren Innenraumdruck im Leerlauf. Und damit auch über den Verstelldruck auf dem SV-Kolben. Denn der ist durch das SV-Magnetventil, die hinterlegte Regelung und über den Bypass Druckseite SV-Kolben - SV-Magnetventil - Saugseite Förderpumpe, nahezu stufenlos einstellbar.
Es geht so: Man gibt einfach für den Kaltstart und Warmlauf auf das SV-Magnetventil ein kleineres Tastverhältnis, dann steuert es weniger Druck vom SV-Kolben ab und der geht nach früh.
Im "Normalbetrieb" vergrößert das Steuergerät das Tastverhältnis und der Druck am SV-Kolben (damit auch die Frühverstellung) wird geringer.
Ich glaube, daß ich dem Norbert mal einige Bilder und eine Beschreibung gesandt habe, es kann aber auch jemand anderer gewesen sein. Mit einem Schnittbild vor Augen wäre es ganz leicht zu verstehen.
Das Magnetventil ist (vereinfacht) ein abgewandeltes Einspritzventil für einen Benziner. Der Kraftstoff von der Druckseite des SV-Kolbens tritt seitlich über ein sehr feinmaschiges Sieb in den Ventilkörper ein. Die Ventilnadel öffnet ca. 40 bis 60 mal/sec. um einen Betrag von ca. 0,05 mm und "spritzt" den Kraftstoff an der Stirnseite des Ventil in den Kanal zur Federseite des SV-Kolbens. Von dort wird der Kraftstoff von der Flügelzellen-Förderpumpe wieder abgesaugt und neuerlich in die Pumpe befördert. Die Öffnungszeit des Ventils ist variabel und hängt vom Tastverhältnis ab, das vom Steuergerät eingestellt wird.
Die beiden Extremlagen des SV-Kolbens: Wäre das SV-Ventil stromlos, bleibt es geschlossen: --> volle Frühverstellung. Wäre es dauernd bestromt, ist es immer offen und es baut sich kein oder ganz wenig Druck am SV-Kolben auf --> der SV-Kolben bleibt am Anschlag in der Spätlage.
Das Sieb am SV-Magnetventilkörper hält eventuelle Fremdkörper, z.B. abgelöste winzige Gratreste, Fertigungsspänchen, Dichtungsreste aus Kraftstoff-Filter oder Pumpe oder einfach auch nur irgendwelche organischen Ablagerungen zurück, damit die nicht in den Bereich der Ventilnadel gelangen können. Denn sonst bliebe das Ventil offen - wie oben schon erläutert - und der Spritzbeginn geht besonders bei mittleren und hohen Drehzahlen über den OT hinaus nach spät. Das mag aber der Motor überhaupt nicht, auch wenn er dabei leise läuft.
Das Problem des härteren Motorlaufs im Leerlauf und bei niedrigen Drehzahlen könnte daher auch an einem mit Fremdkörpern zugesetzten Sieb liegen. Dann bringt das Magnetventil trotz einem großen, vom Steuergerät vorgegeben Tastverhältnis den Druck am SV-Kolben nicht mehr weg. Das hatten wir hier im Forum sogar schon mal. ...
Das Magnetventil ist leider schlecht zugänglich und daher nicht einfach aus- und wieder einzubauen. Daher habe ich schluffarb_chris einige Möglichkeiten genannt, mit denen das Magnetventil und andere Einflüsse ohne Zerlegung relativ einfach zu prüfen sind. Aus den Ergebnissen kann man dann weiter abschätzen, ob das Magnetventil beteiligt ist oder nicht. Denn andere Ursachen gibt es auch noch.
MfG Hans F.
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