Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: August 13, 2003 at 15:17:49
From: Werner, [p3e9ba317.dip.t-dialin.net]
Subject: Füllung der Pumpenelemente (wen es noch interessiert)

Hi,

nach dem Crash mit dem ungeliebten Poster und der Aufräumaktion ist das Thema jetzt eigentlich erkaltet, daher nur noch zum Abschluß:

Die Reihenpumpen der Firma Bosch werden nicht nur für Autos eingesetzt, sondern auch für die Chemieindustrie. Die Regelung erfolgt über die Kantensteuerung und - seltener - über die Drehzahl. In den Grundelementen sind die Pumpen gleich. Als Drehzahl wird meist Synchrondrehzahl 1500/min gewählt, die einer Kurbelwellendrehzahl von 3000/min entspricht. Seltener geht man auf den sechspoligen Läufer mit 1000/min.

Ein gutes Beispiel für die enormen Anforderungen an Genauigkeit ist die Herstellung von aufgeschäumten Inneneinrichtungsteilen in der Auto-Zulieferindustrie. Der Polyurethanschaum wird durch Reaktion von A und B Komponente, das sind Polyole und Isocyanate, hergestellt. Die Flüssigkeiten werden unter Hochdruck durch Düsen gefördert, die exakt aufeinander zu gerichtet sind, und vermischen sich dadurch. Der Vorgang läuft im sog. Mischkopf ab, aus dem das Gemisch dann in die aufzuschäumende Form fließt. Die Hersteller sprechen im Jargon davon, daß die Moleküle anschließend paarweise nebeneinander liegen sollen. Polster, Armaturen-"Brett", Schaltgriff, Lenkrad, eigentlich alles, was wir im Auto anfassen, ist nach diesem Verfahren hergestellt.

Die Isocyanate sind dünnflüssig und mit Kraftstoffen vergleichbar. Die Polyole dagegen sind relativ zäh liegen im Bereich von Pflanzenöl, häufig aber darüber. Eine unzureichende Füllung der Pumpenelemente wäre eine absolute Katastrophe, da dann das Mischungsverhältnis für die Reaktion nicht mehr stimmen würde und das Produkt von seinen spezifizierten Eigenschaften abweichen würde. Um ganz sicher zu gehen, werden beide Pumpen (für A- und B-Komponente)auf einer Welle laufen lassen und haben nur einen, gemeinsamen Motor. So verdirbt bei Ausfällen nicht die Mischung.

Wenn ein Zulieferer am Tag 2000 Sitzgruppen aufschäumt, muß er sich absolut verlassen können auf die reproduzierbare Mischung des Polyurethans, d.h., der Anlagenbauer legt einige Sicherheiten in die Auslegung der Pumpenfülldrücke. Standarddrücke sind 2-3 bar, die durch Aufdrücken der Vorratsbehälter mit Stickstoff erzeugt werden. Prizipiell ginge es auch mit einer Vorförderpumpe, wie beim PKW, was man aber scheut, da es - wie beim PKW - mal zu einem Ausfall kommen könnte, der gleich eine Tagesproduktion "himmelt".

Hinzu kommt, daß die Pumpen ständig anlaufen - stehen - anlaufen - stehen, immer im Takt der Produktion. Die Beschleunigung der Welle entspricht dabei der Hochlaufzeit des E-Motors, der kräftig überdimensioniert wird, um sicher seine Drehzahl zu halten und zu erreichen. Es geht also blitzschnell! Denn nicht nur die Kalibirierung der Pumpen muß besser sein, als ein Tausendstel, sondern auch die Gesamtmenge will der Hersteller genau dosieren, um die Formtreue seiner Produkte einzuhalten.

Bei sehr zähen Grundstoffen wird auf der Polyolseite eine Zahnradvorförderpumpe eingesetzt, die den Vordruck auf etwa 10 bar anhebt. Das ist aber nicht die Regel.

Interessant war für mich in dem Zusammenhang, daß der Rundungsgrad der Steuerungskanten als Maß für den Verschleiß einer Pumpe ermittelt wird. Dort gelten Toleranzen und Verschleißgrenzen, die einen Pöler, und nicht nur den, noch ganz ruhig schlafen lassen würden.

Es ist einige Jahre, daß ich mich hier bei uns in Sankt Augustin bei der Firma Bayer-Hennecke, die diese Anlagen bauen, vorgestellt habe. Unser Vorstand im Modellfliegerverein war dort Vertriebsmann und hat mich vorgeschult. Da für den Konzern offenbar Enddreißiger zum alten Eisen gehören und ich gleich wieder in der Welt hätte rumfahren müssen, wurde nichts draus.


Gut so!


Werner


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