Date: April 18, 2004 at 00:06:38
From: Rhanie, [p213.54.138.245.tisdip.tiscali.de]
Subject: Re: Der Elsbett-Motor, leider etwas enttäuschend für die lange Wartezeit
Hallo Hans!
Das bringt dir bei mir leider nur ne 3 ein, da hab ich mir bei der langen Brutzeit deutlich mehr erhofft.
Btw: Auch für die Konventionellen Motoren muste man damals ne Strasse bauen.
Kenne jetzt nicht die Produktionszahlen von Industriemotoren von Yanmar, Deutz oder, Kubota, vermute aber, das da auch keine "ich schmeiss vorne das Gussteil rein, und zieh hinten den Moder raus." Strassen vorhanden waren, auch hier sahsen verm. Leute an der CNC o. ä. um ham gebaut.
§Zyl. gabs auchdamals schon im Industriesektor, sind u. a. wohl die Dinger mit denen ich mich jetzt rumschlage.
>Die Einspritzausrüstung ist ein weiterer, besonderer Fall. Damit dürfte Ludwig Elsbett, bei allem Respekt vor seiner Leistung am Grundmotor, nicht sehr viel an Ideen am Hut gehabt haben.
Man muss das Rad ja nich mehrmals erfinden, getan hats ja.
>Soweit mir bekannt ist, war das einfachste Technik.
Wie damals in Industriemotoren üblich, was ja nicht das Schlechteste (war) ist.
>Ohne Perspektiven für eine sich damals schon abzeichnende kritische Abgasgesetzgebung und ständig steigende Komfort- und Leistungsanforderungen der Kunden.
Richtig, war nix für Otto-Normalo, hat er aber verm. auch nicht beabsichtigt.
>Mit einem kompetenten Zulieferer hätte man das wahrscheinlich optimieren können. Der Zulieferer, den ich meine, macht sowas aber -
kaufmännisch korrekt, weil er auch "leben" muß - nicht aus Idealismus zum Null-Tarif.
Mit dem hatte er aus Prinzip seine Probleme, aber wie gesagt, zu diesem Zeitpunkt hat ers geatan, und zur Weiterentwicklung hatte er eh keine Chance.
>Noch ein wichtiger Punkt für einen Markterfolg: Was hätten die "normalen", marktrelevanten Kunden zu diesem Motor gesagt? Ein 3-Zyl.-Motor ist technisch und auch vom Laufgeräusch her etwas gewöhnungsbedürftig. Zur damaligen Zeit standen Dieselmotoren noch nicht besonders hoch im Kurs. Und dann einen Dieselmotor mit "Salatöl" (so die vermeintlich spektakuläre Werbung) zu betreiben? Es gab ja keine Salatöl-Tankstellen. Hätte außer den wenigen, sehr exklusiven damaligen Pöl-Freaks jemand einen Wagen mit diesem Motor gekauft? Die Antwort aus Verkaufssicht ist ein klares "nein".
S. O. Aber zu dieser Erkenntnis hättste nich Wochenlang brüten müssen.
>Ein schwerer Fehler der Elsbett-Marketing-Leute, falls es überhaupt ein Marketing gegeben hat..
Ob er einen realistischen Bezug zur wirtschaftlich vertretbaren Umsetzung seiner Ideen hatte, weiß ich nicht.
Der war kein Kaufmann, wie anscheinend leider die meisten begnadeten Schrauber.
>Heute wären die Randbedingungen für den Elsbett-Motor erheblich günstiger. Denn, die teuren, hochspezialisierten Transferstraßen haben sich längst amortisiert, sind heute Auslaufmodelle oder bereits entsorgt. Man hat die Nachteile dieser spezialisierten Fertigungslinien im Hinblick auf die heute zwingend erforderliche Flexibilität infolge rasch wechselnder Produktanforderungen klar erkannt: Starre Fertigungslinien sind "out", flexible Bearbeitungszentren sind "in". Damit wäre schon mal die technische Umsetzbarkeit für den Elsbett-Motor halbwegs gesichert. Die Elektronik in der Dieseleinspritztechnik wäre ein weiteres erhebliches Potential. Soweit ich weiß, hat aber niemand an der Entwicklung des Elsbett-Motors im Hinblick auf die EU-Abgasgrenzwerte und sonstiger gesetzlicher oder marktpolitischer Forderungen oder gar an einem Marketingkonzept weiter gearbeitet. Aus der 1996 geplanten Produktion in Fernost ist auch nichts geworden.
Realistisch betrachtet heißt das, der Elsbett-Motor war wohl ein richtungsweisendes, gelungenes Erfinderprojekt. Es kam halt leider zu früh, wurde nicht mehr weiterentwickelt, hat daher heute keine Chance mehr und ist damit endgültig Nostalgie geworden.
Dem Schlusssatz kann ich noch z. Teil beipflichten, bin jedoch der Meinung, das wenn man sich das Konzept heutzutage, mit den heutigen Mitteln noch mal gibt, durchaus ein brauchbarer Moder rauskommen könnte.
Gruß Rhanie.
P. S. Gerade die Existenz des Steyer M1 widerspricht deiner Theorie der Nichtdurchführbarkeit aufgrund nichtangepasster Fertigungsstrassen.
MfG Hans F.
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