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Date: May 08, 2004 at 21:38:28
From: Hans Fürthbauer, [linzu2-212-209.utaonline.at]
Subject: Re: Comprex, Mederer-Knickpleuel und Sonstiges ...

Hallo Jürgen,

mit dem Comprex hat sich wohl auch jeder Diesel-Fzg.-Hersteller in den 80-er Jahren intensiv beschäftigt. Der einzige wirkliche Vorteil gegenüber einem damaligen Turbolader war das prinzipbedingte, fast verzögerungsfreie Ansprechen. Kein lästiges Turboloch, sondern sofort "ab die Post"!

Sonst: mindestens 3 mal so groß, mindestens 3 mal so schwer, mechanischer Antrieb per Riemen, spezielle Einrichtungen für die Frischluftversorgung beim Start, damit nicht das eigene Abgas aus dem Zellenrad angesaugt wird, Einleitung der Blowby-Gase vor dem Lader nicht möglich, sehr gewöhnungsbedürftiges Laufgeräusch, extrem empfindlich gegen Abgasgegendruck aus der Auspuffanlage (der Motor eines mir bekannten Versuchsträgers blieb stehen, wenn man im Winter beim Reversieren mit wenig Drehzahl mit dem Fzg.-Heck leicht in den Schnee eingetaucht hat). Sehr lustig! ...

Erst später ist es gelungen, das Gewicht des Comprex durch den Einsatz von Keramik für das Zellenrad zu reduzieren. Nebenbei hat man einen Freilauf eingeführt, denn wenn der Motor mal läuft, dann erzeugt das Abgas in den Zellen ein gewisses Drehmoment auf dem Zellenrad. Mit dem Keramikzellenrad hat man auch mit einer katalytischen Beschichtung experimentiert, um die Abgasemissionen im Hinblick auf die sich abzeichnenden gesetzlichen Grenzwerte zu reduzieren. Wobei es für mich sehr fraglich ist, ob der Comprex mit einem motornahen Dieselkat zurecht gekommen wäre.

Es gab dann noch weitere Optimierungen z.B. beim Geräuschverhalten. Aber es war längst zu spät. Denn die Turbolader sind natürlich auch entsprechend weiterentwickelt worden und die Fzg.-Industrie hatte sich aus vielen guten Gründen dafür entschieden.

BBC und später ABB haben extrem viel Geld in den Comprex gesteckt, aber es ist halt nichts geworden. Einen letzten Versuch hat Mazda noch ca. 1990 gemacht und hat 85% der neu gegründeten Comprex AG übernommen. Die restlichen 15% blieben bei ABB. In 1991 wurde die Comprex-Fertigung aus der Schweiz zu uns nach Österreich, nach Wiener Neustadt, verlegt.

Als Patrioten, wie wir Österreich es halt schon mal sind, gab es dann den Comprex auch noch bei einem Steyr-Traktor. Irgendwann war es dann aus. ...

Zum Mederer-Gelenkpleuel sage ich nichts, weil ich es in den Details nicht gut genug kenne. Die heutigen, hochaufgeladenen, abgasoptimierten Dieselmotoren mit Verbrennungsspitzendrücken von 200 bar fordern die auf den ersten Blick relativ einfache Mechanik des Grundmotors ganz schön. Das weiß ich aus erster Hand. Aber es geht. Und es wird in dieser Richtung erfolgreich bei den Zulieferern und den Motorenbauern weiterentwickelt.

Welcher Motoren-Hersteller sollte sich da auf ein unsicheres Experiment mit zusätzlichem Krempel einlassen. Es hat heute in den Entwicklungsabteilungen auch niemand mehr die Zeit, sich mit Exoten zu beschäftigen. Das ist eine Seite. Eine weitere Seite ist die qualitativ hochwertige, lebensdauergesicherte, aber doch kostengünstige Herstellbarkeit in Großserie. Einen Teil dieser Problematik habe ich in meinem Beitrag zum Elsbett-Motor schon geschrieben.

Bei all der Euphorie für Neues in den Vorentwicklungsabteilungen, stehen doch immer die Marktanforderungen im Hinblick auf HSK, Qualität, Funktionalität, Zuverlässigkeit, Lebensdauer, Servicefreundlichkeit, Wiederverkaufswert, usw. und die Kundenakzeptanz im Vordergrund. Du kannst gerne einen Mederer-Knickpleuel-Motor mit dem Elsbett-Duotherm-Verfahren und einem Comprex-Lader bauen. CVT-Getriebe gibt es auch. Interessante Kombination und alle Voraussetzungen sind technisch erfüllt. Jetzt brauchst Du wahrscheinlich nur noch einen Sponsor und dann "ab die Post". Und viel Glück!

Im Ernst: was ich damit sagen will, ist, daß Du in Deinen letzten Sätzen wieder das alte, von den diversen Pölern hinlänglich bekannte Klagelied von den unwilligen Fzg.-Herstellern und sonstigen Saboteuren los gelassen hast. Nicht "jammern" ist angesagt, sondern "tun". Also her mit dem Geld, mit der Manpower, mit den Ideen, mit Entwicklungs-, Fertigungs- und Montagekapazität und einen Versuch gestartet. Falls jemand das Projekt angeht und einen Dieselmann braucht, ich bin dabei! Entsprechende finanzielle Bonität und Einigung über das Honorar vorausgesetzt.

MfG Hans F.

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