Date: August 15, 2004 at 01:28:27
From: Werner, [pd9fd1261.dip.t-dialin.net]
Subject: Re: Junkers Doppelkolben- (Gegenkolben-) Motoren @Hans F. und andere Insider
Hi Ralf,
daß Elsbett in den Diensten Junkers stand, weiß Du vermutlich.
Die Junkers Gegenkolbenmotoren waren rel. anfällig. Sie hatten zwar schon damals Wirkungsgrade von 42%, um über den großen Teich zu kommen, aber die Bedienung und die Störanfälligkeit waren nicht so, daß man dieses Prinzip weiter verfolgt hätte. Für den Einsatzzweck - nämlich große Reichweite - war der Treibstoffverbrauch durchaus von sehr großer Bedeutung. Auch die Rohöltauglichkeit nahm man gerne mit. Es gab einige Militärflugzeuge versuchsweise mit diesen Maschinen. Das Militär stand dem Prinzip aber sehr ablehnend gegenüber. Die Motoren vertrugen keine schnellen Drehzahlwechsel, waren umständlich zu warten und zu reparieren. Dazu brauchten sie ein ziemliches Warmlaufritual, ehe es losgehen konnte. So mußten z.B. die extrem belasteten Lager vor dem Anlassen per Handpumpe unter Schmieröldruck gesetzt werden, obwohl dafür schon für die Zeit besondere Materialien eingesetzt wurden. Das Militär wollte Motoren, die im Zweifel auch mal kalt schon Leistung abgeben konnten.
Der Hauptgrund für Dieselmotoren war damals kurioserweise das Problem, bei größeren Höhen keine ordentlichen Zündfunken mehr zu bekommen. Mit dünner werdender Luft gab es immer stärkere Durchschläge im sog. Zündapparat. Als es später gelang, die Zündanlagen unter Ladedruck zu setzen, wurde das Interesse an den Selbstzündern schon deutlich geringer.
Junkers hat übrigens selbst gesagt, daß seine Maschinen im Hochleistungsbereich nur bei sehr vielen Zylindereinheiten sinnvoll sind. Der Ungleichförmigkeitsgrad ist ein ganz erheblicher und muß bei den Stationären mit zwei Zylindern (also vier Kolben) durch enorme Schwungräder ausgeglichen werden. Das macht den Motor für mobile Zwecke schon wieder sehr schwer und träge. Trotz allem wird es aber versucht, die Dinger wieder zum Leben zu erwecken. Ein Spätnachfahre aus dem Dunstkreis von Junkers ist wieder damit zugange. Wie Rhanie richtig sagt, ist das Getriebe hauptsächlich mit den Schlägen beschäftigt. Leider ist auch die thermische Belastung eine enorme. Weil keine Wärmeabfuhr durch den ZK stattfinden kann, bekommen die Kolben alles ab. Sie sind bei dieser Neukonstruktion aus Alucarbon, "schwarz, wie die Sünde und ebenso teuer", schreibt die Fachpresse.
Ich bin mir uneins über die Chancen dieses Motorenprinzips, obwohl ich selbst an einem Zweitakter herumbastele. Ventile und Nockenwellen kosten heute kein Geld mehr und können in jeder Größe und Genauigkeit hergestellt werden. Solange man durch das Weglassen von Bauteilen sich neue Probleme einhandelt, wird es aus meiner Sicht nicht zu dem ganz großen Durchbruch kommen können.
Der große Elsbett hat übrigens brav Benzinmotoren für das Reichsluftfahrtministerium konsruiert, nachdem Prof. Junkers hat abdanken müssen. Vermutlich war es seine einzige Chance, den ganzen Brassel zu überleben.
Viele Grüße
Werner
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