Date: February 15, 2005 at 18:35:50
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Subject: Der Diesel wird immer sauberer ein Artikel aus der FAZ von heute
Automobil
Der Diesel wird immer sauberer
14. Januar 2005 Die schärferen Grenzwerte für Dieselmotoren in Personenwagen sind keine Überraschung. In der Autoindustrie hat man damit gerechnet.
Bei den deutschen Herstellern herrschen eher Erleichterung über die Festlegung des Termins und Gelassenheit bei der Beurteilung, wie dieser Grenzwert zu erreichen sei. Immerhin hat es die Politik nicht geschafft, die Norm vorzuziehen. Und Fachleute sind der Ansicht, es könne gelingen, die künftigen Grenzwerte - so sie in der jetzt diskutierten Form beschlossen werden - auch ohne Partikelfilter zu erreichen. Bislang ist kein Filter, sondern das Erfüllen der Norm vorgeschrieben.
Mit synthetischen Kraftstoffen zu einem schadstoffärmeren Abgas
Mit entscheidend für die Bildung von Partikeln im Dieselabgas ist der Kraftstoff. Generell gilt: je weniger Schwefel, desto geringer die Partikelmenge. Deshalb setzen die Autohersteller auch darauf, daß die Schwefelmenge im Diesel noch weiter zurückgenommen wird, als dies bisher schon der Fall war. Hier sind auch synthetische Kraftstoffe im Gespräch, deren Herstellung noch zu teuer ist, die aber mit besserer Verbrennung zu einem Abgas führen, das nahezu schadstoffrei ist.
Zur Zeit sind fast alle Dieselautos aus europäischer Produktion zumindest in einer Version auch mit Partikelfilter zu bekommen. Vorreiter war hier der französische PSA-Konzern mit seinen Marken Peugeot und Citroën. Die Konkurrenten haben nach einer Phase des Zögerns rasch eingesehen, daß trotz anfänglicher Bedenken (Lebensdauer des Filters, Kosten und Verbrauchserhöhung) aufgrund der Kundennachfrage und unter dem Druck der öffentlichen Meinung kein Weg an dieser Technik vorbeiführt. Wobei es fast immer gelingt, die zum 1. Januar 2005 gültige Norm Euro 4 (für neu auf den Markt kommende Fahrzeugmodelle) auch ohne Filter zu erfüllen. Hier liegt der Grenzwert bei 25 Milligramm je Kilometer. Erstmals zugelassene, aber bereits auf dem Markt befindliche Diesel-Personenwagen müssen die Euro-4- Norm erst vom 1. Januar 2006 an erfüllen. Lediglich Autos mit einem Gewicht von mehr als 1200 Kilogramm sind in den allermeisten Fällen auf den Filter angewiesen. Dieser speichert feste Stoffe und wird in bestimmten Abständen ohne Zutun des Fahrers durch Abbrennen der Rückstände (kurzzeitig erhöhte Temperatur des Abgases) regeneriert.
5 Milligramm Partikel je Kilometer
Neuere Filterentwicklungen sollen die Lebensdauer des gesamten Fahrzeugs erreichen. Allerdings ist jetzt nur der Grenzwert für die im Dieselabgas zulässigen Partikelmengen bekanntgeworden: Mehr als 5 Milligramm Partikel je Kilometer sollen nach dem Vorschlag der EU-Kommission vom 1. Januar 2010 an von dann neu in den Verkehr kommenden Diesel-Personenwagen nicht mehr emittiert werden dürfen. Zu den gasförmigen Anteilen des Abgases liegen noch keine Angaben vor. Deshalb erscheint es derzeit auch schwierig, Bewertungen vorzunehmen. Denn die Verbrennung des Kraftstoffes ist ein recht komplexer Vorgang. Dieser ist zwar steuerbar, aber Änderungen an einzelnen Parametern - Einspritzmenge und -dauer, Form des Brennraums, Anteil des Schwefels im Kraftstoff - zum Senken eines bestimmten Abgasbestandteils können zum Steigen eines anderen führen - wobei die Technik der Nachbehandlung des Abgases von den Motorentwicklern zwar als unproblematisch, aber auch als wenig elegant, weil mit Nachteilen (höhere Kosten, steigender Verbrauch) eingeschätzt wird.
Skeptisch werden die Möglichkeiten beurteilt, meßtechnisch den neuen Partikelgrenzwert überhaupt zu erfassen. Dabei kommt es nicht nur darauf an, ihn bei der Normprüfung vor der Zulassung des Fahrzeugs zu messen. Noch schwieriger wird sein, diese winzige Menge bei späteren Überprüfungen im Alltag zu verifizieren.
Diesel sorgt für die Senkung der durchschnittlichen Verbrauchswerte
Sollten sich tatsächlich 5 Milligramm/Kilometer als Grenzwert ergeben, würden die künftigen Dieselmotoren praktisch keine Feststoffe mehr emittieren. Das hätte vor zehn Jahren noch niemand geglaubt. Die Schadstoffe in den Dieselemissionen sind seit 1990 bis zur Einführung der Norm Euro-4 bei Kohlenwasserstoff und Stickoxyden um 95 Prozent und bei den Partikeln um 91 Prozent verringert worden. Die Verringerungsrate beim Kohlenmonoxyd liegt bei 98 Prozent. Wenn zudem berücksichtigt wird, daß der Diesel aufgrund seines prinzipbedingt niedrigen Verbrauchs deutlich weniger Kohlendioxyd von sich gibt als der Ottomotor, dann wird klar: Ohne diesen Verbrennungsmotor könnten die durchschnittlichen Verbrauchswerte der gesamten Autopopulation nicht weiter sinken.
Auf der Suche nach schärferen Vorschriften für die Dieselabgase sollte nicht vergessen werden: für Stickoxyde und für Partikel gilt, daß nur 3,7 Prozent der gesamten Emission dieser Schadstoffe im Straßenverkehr ihre Ursache haben. Welche gesundheitsschädigenden Wirkungen von sogenannten Feinstäuben ausgehen, die hinter dem Partikelfilter noch ausgestoßen werden, ist mit letzter Klarheit wissenschaftlich nicht ergründet worden.
Text: wp. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2005, Nr. 12 / Seite 12
Ist halt die Frage was macht Die Politik aus so gestreuten Informationen
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