Date: January 27, 2006 at 10:41:39
From: Sönke, [p508d3c0a.dip0.t-ipconnect.de]
Subject: BW-Aggregate und die Praxis
Hei,
Mit Dschungelerfahrungen kann ich nicht dienen. Aber zuverlässigen
Strom für 6-7 x im Jahr für 30h ununterbrochen Betrieb von -5° .. +35°C
haben wir gesucht. Größenordnung 7 KW.
Angefangen haben wir mit einem BW-Aggregat, 3,3KVA aus einem BMW-1Zyl.
Motor wie aus der Issetta. Gesamtgewicht so um die 180 Kg.
Tropentauglich war der schon (stand ja auch drauf)
Aber wehe, es wurde an 0° kalt, da ist der Vergaser zugefroren.
Und da der Abgasschlauch auf der anderen Seite war, konnte man den nicht
ohne weiteres zum Aufwärmen benutzen.
Wenn es einmal gestartet wurde per Kurbel, lief es recht klanglos.
Weil ohne Ölfilter ausgestattet sollte man alle 24h ein Ölwechsel
machen. Klar, der ist schonmal verschlammt worden.
Aber in Richtung 1400 Betriebstunden häuften sich die Reparaturen:
Drehzahlstabilisierung kaputt (= einmal 500V Spannung an Geräten,
leider hat es ein Schaltnetzteil nicht überlebt :-( )
Dann div. Undichtigkeiten, Unterbrecherkontakt verschliessen
(dauert ca. 4h um den auszutauschen und dann nochmal 2h um den richtig
einzustellen, Zündkondenstor erneuert, etc pp.
Daß man nach einem Winter Standzeit erstmal den Ventildeckelkopf
losschrauben mußte, um die Ventile frei zu klopfen (weil die
festgerostet waren) hat man schon unter normale Wartung eingestuft.
Auch sind die Lager des Generator getauscht worden.
Und die Welle vom Vergaser war ausgeschlagen, die Drehzahl blieb eher so lala konstant.
Ersatzteile haben wir nur bekommen, weil es von BMW in der Abteilung
Automobile Tradition noch welche nachgebaut werden.
Irgendwann war es uns dann zuviel Arbeit für zuwenig Strom, abgesehen
vom Verbrauch im Vollastbereich ca. 2,5l Normal/h.
1500 Betriebsstunden sind ja nun eher wenig.
Aber der Krieg soll ja auch nicht solange dauern (der wäre eh in 2
Tagen vorbei)
Da wir auch mit so besseren Baumarktaggregaten (als Ersatz) nur eher
mangelhafte Erfahrungen gesammelt hatten, haben wir uns dann
entschlossen, einen gescheiten Hatzdiesel anzuschaffen.
Bis auf Kleinigkeiten, die aus dem Selbstbau des Auspuffs und
der Montage der Keilriemenscheiben herrührten, hatten wir keine
Probleme. Diesen Diesel schmeißt man auch (mit der richtigen Batterie)
nach einem Winterhalbjahr problemlos an. Die Drehzahl bleibt ziemlich
konstant und Ölwechsel ist nun nur noch einmal im Jahr.
Der Motor läuft mit 2000 Touren und ist vorher 2 Jahrzehnte als
Kompressor gelaufen,mit wenig Wartung versteht sich.
Trotzdem ist der noch recht gut in Schuß und die Öldrucklampe geht
nach 2-3 Anlasserumdrehungen aus. Zum richtigen Starten braucht der
dann noch 2-3 weitere Umdrehungen. DI, keine GK oder Zündfix.
Der klangt des Motors ist beruhigend monoton, denn wie eine
modulierende Kreissäge des BW-Benziner-Aggregates.
Ersatzteile wie ZKD und so habe ich mal angefragt bei Hatz.
"Da machen sie sich mal keine Sorgen, wir haben erst gerade noch
150 Kolben gefertigt und ZKD sind sowieso kein Problem."
Schwermetall, ja, der Motor mit Generator wiegt immerhin 400 kg.
Deshalb steht der ja auch jetzt auf einem gebremsten PKW-Anhänger.
Das ist mobiler (weil mit 1-Mann zu handeln) als vorher das BW-Aggi,
welches man mit 4 Mann tragen mußte und auch einen Anhänger brauchte.
Selberschrauben klappt auch ganz gut, wenn man mal das Schrauberbuch
in der Hand gehabt hat. Ein echter Schlosser ist da natürlich im
Vorteil. Aber ich habe es auch hingekriegt.
Bisher habe ich vom Motor nur gute Erfahrung gesammelt und glaube
bestimmt, daß der mich noch 1 oder 2 Jahrzehnte begeleiten wird.
Ich kann mir vorstellen, daß der India-Diesel für den Dschungel-
betrieb noch besser geeigent ist, weil eben noch wartungsunanfälliger.
Sönke
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