Date: October 09, 2008 at 19:34:07
From: Werner, []
Subject: Ja wohl ja! Machter . . .
Moin Rhanie,
das iss schon so, wies iss. So ein Verkehrsbomber ist zwar kein Kampfjet, aber so träge, wie er geflogen wird, isser nu auch nicht. Die Piloten haben mir mal gesagt: "Machen können wir alles mit den Dingern, aber unsere Fluggäste verdammen uns zum Reisebusfahren"
Es gibt seit ca. 75 Jahren fest eingeführt den sog. Vorsichtsbereich bei LFZs. Den muß jeder Pilot (auch wir Stoppelhopser) bei der Prüfung richtig aufsagen bzw. ankreuzen können:
Abrißgeschwindigkeit mal Wurzel aus sicherem Lastvielfachen ==> Ab da wirds gefährlich.
Was steckt hinter dieser kurzen, krausen Formel? Man ermittelt die langsamst mögliche Geschwindigkeit des Flugzeuges im Geradeausflug und hat damit den Anstellwinkel gefunden, bei dem der maximal mögliche Auftrieb entsteht. Vielleicht bzw. meistens kann man das Höhenruder noch wesentlich weiter ziehen, aber das steigert dann nicht mehr den Auftrieb, sondern führt zum Durchsacken der Maschine.
Dann nimmt man das sichere Lastvielfache, also die Nochnichtbruchgrenze des Flugzeuges und unterstellt, daß die Kräfte der Luft quadratisch anwachsen (Anmerk: ...was bei Airlinern nicht immer stimmt, weil die schon ziemlich nah am Schall rumdüsen)
Flieg ich also doppelt so schnell, dann wachsen die Luftkräfte auf das Vierfache an. Reiße ich jetzt brutalst die Ruder rum und gebe nur noch Vollausschläge, so kann bei einem entsprechenden sicheren Lastvielfachen nichts passieren. Der Pilot wird vielleicht in bißchen kürzer, aber die Kiste hält.
Fliege ich schneller, dann . . . . ja dann beginnt der Vorsichtsbereich. Ich bin auf mich gestellt in der Beurteilung und muß die Ruder so dosieren, daß alles im Rahmen bleibt. Du wirst vielleicht denken "kein Problem, merkt man doch, wenns einem den Arsch preßt" Stimmt! Aber auch nicht immer so ganz sicher. Flugzeuge der ultra-hi-tech-Ul-Klasse sind schon abgestürzt, weil sie vorschriftsgemäß bei 65 km/h noch fliegen können müssen, aber wegen ihrer genialen Aerodynamik und dem Power-Motor fast 300 km/h Speed machen. Das wären dann so an die 20 g !!!! Deutsche Behörden sind schon am rotieren, was man da machen kann. Die Hersteller rotieren mit - möchten nicht in schlechten Ruf geraten.
Aber nun zum Alu-Vogel. Ein Jumbo schafft vollbeladen ein knappes g, also eigentlich gar nix. Der A330 wird vielleicht 2,5 g bringen. Ich weiß es nicht, aber das sind keine Kunstflugzeuge. Du kannst also rel. mühelos einen Airliner am Himmer schrotten. Brauchst einfach "nur" zu ziehen, und zwar richtig. So was macht keiner, die Überwindung wäre zu groß. Ein Software-Bug schafft das aber, den juckt das nicht.
Wenn Airliner richtig ausgereizt höhenoptimiert fliegen, ist die Luft so dünn, daß die Überlast mal erst nicht so leicht eintritt. Dafür hat man dann andere Probleme, wie frühzeitigen Erreichen der Schallgrenze etc. (vor Jahren auch mal Thema in der Presse, als das einen Jumbo erwischt hatte - war auch ne Notlandung mit gematschtem Leitwerk und sonstigen Beulen)
Richtig blöde ist der Bereich zwischen 6000 und 8500 m Höhe. Dort ist die Luft noch ziemlich dick und tragfähig, die Airliner wollen und können aber schon schnell sein, weil sie ja Geld verdienen wollen. In diesem Bereich kannst du aus einem Airliner einen Haufen Aluschnipsel machen, das iss nix dabei !!
Ich find sowas richtig Scheiße! Hab heute noch mit Kollegen auf der Baustelle darüber diskutiert. Software, Software, Software - ohne Sinn und Zusammenhang geladen, geschrieben, gemuggelt und geändert. Und anstatt mal richtig Struktur reinzubringen . . . . testen, testen , testen. Das ist nicht der richtige Weg. Irgendeinen Fall übersieht man immmer und dann passiert sowas
wenn die Struktur nicht stimmt.
Gruß
Werner
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