Date: November 26, 2000 at 21:48:25
From: Ralf Hofmann, [p3e9e9dc1.dip.t-dialin.net]
Subject: Bosch-ESP durch Pöl gekillt ! ! !
Hallo zusammen,
leider hab' ich eine betrübliche Nachricht vom 324 BMW D mit Bosch ESP:
Die Einspritzpumpe ist defekt, definitiv mit Pöl gekillt.
Zunächst die Vorgeschichte: Mein Kumpel hat sich in den fast vollen Tank noch 10 ltr. Pöl gekippt und ist losgefahren. Alles normal. Nach 15 km das Auto abgestellt und nach 5-6 Stunden wollte seine Freundin losfahren. Die Nacht war es saukalt, wohl so um die 0°C. Beim Starten gab's schon Probleme und die wildesten Geräusche. Nach 2 km langsamer Fahrt ging der Motor einfach aus.
Ich hab' die Geschichte ja schon 'mal gepostet, ist jetzt im Archiv. Jedenfalls haben Hans F. und andere uns wertvolle Tips zur Diagnose gegeben. Vielen Dank dafür. Nachdem Anwärmen mittels Heizlüfter nichts gebracht hat, bin ich nach dem Plan von Hans F. vorgegangen und habe schnell herausgefunden, daß sich der Pumpenkolben nicht bewegt.
Daraufhin haben wir bei eingebauter ESP den Hochdruckteil vom Niederdruckteil getrennt. Bei dieser Sch . . . karre muß man den halben Motor ausbauen, um an die ESP zu kommen. Na, egal. Als ich das Hochdruckteil in der Hand hatte, lachte mir schon der abgerissene Stumpf des Verteilerkolbens entgegen.
Der Verteilerkolben ist direkt an der Stelle, wo er in den Hochdruckteil geht, vom Antrieb im Niederdruckteil abgerissen. Am Rißbild und auch an seiner Unbeweglichkeit kann man deutlich erkennen, daß der Kolben im Hochdruckteil festgefressen ist.
Leider habe ich keine Zeit, Bilder zu machen und zu Posten, vielleicht kann das jemand von Euch übernehmen.
Ursachenuntersuchung:
Der Tank des BMW ist durch die Kardanwelle, die mitten hindurchläuft, zweigeteilt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sich das Pöl beim Einfüllen konstruktionsbedingt nicht oder nicht ausreichend mit dem Diesel gemischt. Leider saugt das Ansaugrohr auf der Seite des Tanks Kraftstoff an, wo auch der Einfüllstutzen ist. Der BMW hat keine Treibstoffpumpe, der Kraftstoff wird nur von einer Flügelzellenpumpe in der ESP selbst gesaugt.
Das Resultat: Unvermischtes, pures Pöl wurde angesaugt. Die Fördermenge ist sehr gering. Dadurch konnten erst noch 15 km gefahren werden, bevor das Pöl in der ESP ankam. Es kam gerade kurz vor dem Abstellen des Autos in die ESP. Der Wagen kühlte aus, 5 Stunden später war er eiskalt. Beim Start war pures Pöl in der ESP, darum die wilden Geräusche (Gerappel und Geklopfe wie verrückt) beim Start. 2 km später ist der Verteilerkolben aufgrund mangelhafter Schmierung (Vermutlich die gleichen Zusammenhänge, wie sie Michael bei der Lucas-Pumpe beschrieben hat) so heiß geworden, daß er fraß und abriß.
Resümee: Die Legende von der unverwundbaren Bosch-Pumpe ist tot.
Alle Bosch-Fahrer sitzen genau so auf einem Pulverfaß (und ich mit der Stanadyne wohl auch) wie die Lucas-Fahrer. Der Luftspalt zwischen Stator und Rotor (Verteilerkolben) ist wahrscheinlich, wie Michael es untersucht hat, das Problem. Er ist nicht in allen Fällen groß genug, um die Schmierung zu gewährleisten. Ich habe heute ein Molekülmodell von Pöl und von Diesel gesehen. Das Pölmolekül ist mehr als 3-mal so groß. Das ist nicht nur der Grund für die viel höhere Viskosität, sondern auch der Grund für die Sensibilität der ESP an genau dieser Stelle.
Mögliche Abhilfe: 1.) Pöl nicht pur fahren. So gut wie die Schmierwirkung auch sein mag, wenn das Molekül zu groß ist, kann es in Grenzsituationen zum Schmierfilmriß kommen. Und dann ist Ende. Also entweder mit Diesel (besser Biodiesel, das Molekül hat die Größe von Dinodiesel und schmiert besser) mischen oder die Schurmischung fahren. Wobei ich bei letzterer nicht sicher bin, ob das Schmierproblem damit gelöst ist. Hier müssen unsere Chemiker und C. Schur was zu sagen.
Ganz wichtig ist: beim Tanken sehr gut mischen. 50% Diesel nutzt nichts, wenn trotzdem Pöl angesaugt wird, weil's am Tankboden pur ist.
Ich mische in Zukunft folgendermaßen: 3 elektrische Förderpumpen, die auf verschiedene Durchflußmengen justiert sind. Die Mischung wird aus 3 Tanks mit Pöl, IPA und Benzin angesaugt und im Schlauch beim Tanken vermischt. Besser gehts nicht.
Die kleine Lösung ist: 20 ltr. Kanister mit abgemessenen Mengen Pöl und Diesel oder IPA und Benzin füllen und schütteln, bis einem die Arme abfallen.
2.) Treibstoffvorwärmung einbauen. Die umgebauten Fahrzeuge haben dieses Problem (gefressene ESP) bis jetzt noch nicht gehabt. Ergo bringt die Temperatur entscheidende Verbesserungen. Wichtig ist: der Treibstoff muß schon beim Starten warm sein!
Ich baue mir fogendes ein: Hochleistungswärmetauscher mit 3 Kreisläufen: a) Kühlwasser, b) Pöl direkt vor der ESP, c) beheizter Kraftstoffilter,
direkt vor der ESP eine el. Vorwärmung mit 2 oder 3 Glühkerzen (ich hab' eh' schon 8 davon, da kommt es auf ein paar mehr nicht an)
und nie 100% Pöl, sonder immer etwas verdünnt, ich denke an 75% Pöl, 5% IPA und 20% Biodiesel = 100% nachwachsender Treibstoff.
So, das war's zunächst mit meinem Bericht. In den BMW wird eine ESP vom Schrott eingebaut. Wenn jemand eine preiswert besorgen kann, bitte Mail an mich. Wir sind für jede Info dankbar.
MfG
Ralf Hofmann (Chevy Pickup 6,5 TD noch ohne Umbau seit 5000 km mit 50% Pöl)
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