Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: July 14, 2001 at 20:39:15
From: Hans Fürthbauer, [olinz-6379.utaonline.at]
Subject: Re: Komplexes Thema, daher Antwort mit viel Text ...

Hallo Stephan,

danke für Deine positive Rückmeldung. Die farbigen Bilder stammen aus meinen Seminarunterlagen.

Du hast die Problematik des Spritzverstellers ganz richtig formuliert: Der Spritzversteller "zittert", das ist ein Faktum. Es tritt nämlich auch bei einem einfachen Spritzversteller ohne irgendeine "elektronische Unterstützung" auf. Das schnelle Öffnen und Schließen des Magnetventils einer EDC-Pumpe (immerhin 40 - 60 Hz, je nach Pumpentyp) hat daher eine eher untergeordnete Bedeutung. Es wird nur dann kritisch, wenn das System durch diese Taktung in Resonanz gerät.

Das "Zittern" entsteht bei der Bosch-VE-Pumpe durch die Rückstellkräfte aus der Hochdruckförderung. Jedesmal, wenn die Nocken der Hubscheibe auf die Rollen den Rollenrings auflaufen, entsteht am Rollenring eine Drehkraft. Diese Kraft möchte den Rollenring logischerweise in Drehrichtung verdrehen. Damit würde sich jedoch auch der Hochdruckaufbau und damit der Einspritzbeginn nach spät verlagern. Das darf aber nicht sein. Daher ist konstruktiv ein einfacher "Dämpfer" für diese "Zitterbewegung" vorgesehen.

Das funktioniert so: Die Drehkraft auf den Rollenring wirkt über den Mitnehmerbolzen auch auf den Spritzverstellerkolben und drückt den in Richtung "spät". Die Kraftstoffmenge, die sich auf der Druckseite des Spritzverstellerkolbens befindet, würde dabei aus dem Druckraum verdrängt werden. Hier gibt es nun 2 Möglichkeiten, diese Verdrängung und damit eine Spätverstellung zu verhindern.

Der Verstelldruck für den Spritzverstellerkolben kommt aus dem Innenraum der Pumpe über eine Drosselbohrung (ca. 0,6 mm Durchmesser) im SV-Kolben zur Druckseite. Diese Drosselbohrung (in den Bildern deutlich erkennbar) ist die einfachste Möglichkeit zur Bedämpfung der Stöße aus der Hochdruckförderung. Die Stöße sind kurz und sehr hart, aber die Drosselbohrung wirkt als Stoßdämpfer. Der Kraftstoff kann nicht so schnell entweichen, wie die Stöße kommen.

DI-Motoren können auch ein kleines Kugelventil haben, daß bei einer Drehzahländerung den höheren Druck sofort zum SV-Kolben durchläßt, aber blitzartig den Rückfluß sperrt, wenn die Hochdruckförderung einsetzt. Bei den Lucas-Pumpen, die das gleiche Problem haben, ist es meistens auch ein Kugelventil im Zulauf zum SV-Kolben.

Nun könnte sich dieses "Zittern" (ich bleibe mal bei Deiner Bezeichnung) mit den Druckänderungen durch das Magnetventil überlagern und das System in Resonanz geraten. Dann entstehen Spitzendrücke am SV-Deckel von bis zu 80 bar. Das hält keine Abdichtung auf Dauer aus. Daher wird die Frequenz des Magnetventils innerhalb der angegeben Grenzen variiert, damit sich keine Resonanz aufbauen kann. Trotzdem liegen die Druckspitzen am SV-Kolben immer noch im 2-stelligen Bereich.

Für die etwas langsamere Regelung des Spritzbeginns ist das "Zittern" des SV-Kolbens und des Rollenrings weitgehend bedeutungslos. Es erfolgt durch die Trägheit der Funktion eine Art von Mittelwertsbildung für den Verstellwinkel. Wenn Du das Mengenstellwerk einer elektronisch geregelten Pumpe kennst, weißt Du, daß es dort für die Einspritzmenge auch so ähnlich abläuft. Allerdings erheblich schneller.

Ist ein etwas schwieriges, weil sehr komplexes Thema. mit den Bildern und meiner obigen Beschreibung sollte es aber möglich sein, den grundsätzlichen Zusammenhang herzustellen. Wenn ich mich zu "geschwollen" ausgedrückt habe, dann frage halt einfach nochmal nach.

MfG Hans F.

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